Mittwoch, 23. Mai 2018

Von der Kraft der Geduld und ihrer Grenze hl

Losung: Ein Geduldiger ist besser als ein Starker und wer sich selbst beherrscht, besser als einer, der Städte einnimmt. Sprüche 16,32 

Lehrtext: Lasst uns dem nachstreben, was zum Frieden dient und zur Erbauung untereinander. Römer 14,19  

Liebe Leserin, lieber Leser,

was soll man noch viel zum heutigen Losungswort sagen? Geduld und Selbstbeherrschung gelten seit jeher und überall als Tugenden in nahezu allen Lebensbereichen. Und es bleibt wohl für jeden eine lebenslange Aufgabe, Geduld zu bewahren und sich in Selbstbeherrschung zu üben - für mich jedenfalls. Beide Seelenkräfte kommen eher unscheinbar daher und entfalten doch eine starke Wirkung. Sie entscheiden über Gelingen und Misslingen, Sieg und Niederlage. Ich glaube, dass wir uns ohne sie nicht ertragen und auch nicht lieben könnten und dass Gott das vielleicht auch nicht könnte. Darum spricht man nicht zu Unrecht von der "göttlichen" Geduld, die erst Raum schafft für Barmherzigkeit, Gnade und Liebe. Ein Uhrmacher braucht viel Geduld, ein Schachspieler, eine Gärtnerin. Am meisten Geduld aber brauchen Eltern. Oder braucht man mit sich selbst nicht noch mehr Geduld, täglich und lebenslang? 
     Beherrsche dich selbst und du bist ein König, andernfalls ein Sklave. - Klingt gut, oder? Diesen Satz kannst du bedenkenlos in ein Poesiealbum für kleine Mädchen schreiben. Aber auch Geduld und Selbstbeherrschung haben ihre Grenzen, wenn Missstände nicht mehr länger ertragen werden dürfen. Wir Theologen sprechen gern von Jesus als dem sanften Lamm Gottes, das geduldig "die Sünd' der Welt" trägt. Aber er hat auch in heiligem Zorn die Tische der Geldwechsler im Tempel umgeschmissen und die Händler mit ihren Opfertieren davongejagt und, wie vor seiner Zeit schon der Prophet Jeremia, hat er gebrüllt: "Dieses Haus ist zum Beten für alle da und ihr habt aus ihm eine Räuberhöhle gemacht!"  (Markus 11,17) Das erfuhren die Bischöfe, Pfarrer, Theologieprofessoren und "die Angesehensten des Volkes" (!) und sie, die religiösen und politischen Führer, trachteten danach, dass sie ihn umbrächten (Markus 11,18, Lukas 19,47). 
     Und noch etwas. Hätte es jemals die Reformation gegeben, wenn Martin Luther ein so geduldiger und beherrschter Mensch gewesen wäre? Wenigstens in Ausnahmefällen muss der Geduldsfaden auch mal reißen und muss man der Empörung freien Lauf lassen. Darum sollten auch die Mächtigen die Geduld derer, über die sie Macht haben, nicht allzu sehr auf die Probe stellen.
     Doch, der Apostel Paulus hat schon recht, dass man in der Regel »nach dem streben soll, was zum Frieden dient und zur Erbauung untereinander« (Lehrtext). In der Regel; denn auch Paulus konnte ganz schön heftig und aufbrausend werden.

Gebet: Herr, ich danke dir für die Geduld, die du mit mir hast. Ich hätte sie nicht. Doch du bist langmütig und barmherzig. Du verstehst und verzeihst. Das soll mich motivieren, mit meinen Mitmenschen und mit mir selbst geduldiger zu sein. Gib mir die Weisheit zu unterscheiden, wann Geduld nötig ist und wann sie ein Ende haben muss. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

Mit Spracherkennung diktiert. Erkennungsfehler bitte melden, sie werden im Internet-Blog korrigiert.
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Alle bisherigen Losungsauslegungen kann man hier im Internet-Blog nachlesen: <http://glaubenswachstum.blogspot.com/>
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 Hans Löhr / Sommersdorf 5 / 91595 Burgoberbach

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