Samstag, 2. Dezember 2017

Bekehrung – was, wie, warum? hl

Losung: Bekehrt euch, ein jeder von seinem bösen Wege und von euren bösen Werken. Jeremia 25,5 
Lehrtext: Bringt Früchte, die der Umkehr entsprechen! Lukas 3,8 

Liebe Leserin, lieber Leser,

also wenn ich im Internet Beiträge zum Thema „Bekehrung“ lese, wird es mir meistens blümerant (also 'unwohl', um dieses schöne alte deutsche Wort mal wieder zu verwenden). Gerade in frommen Kreisen spricht derjenige, der dieses Wort in den Mund nimmt, selten von sich selbst, sondern fordert andere auf, sich zu bekehren und „ein Leben ohne Sünde“ zu führen. Aber wer sich zum Thema Bekehrung äußert, sollte meines Erachtens davon reden, dass er das selbst nötig hat und zwar nicht nur einmal, sondern ständig. 
     Im heutigen Losungswort ist es der Prophet Jeremia, der andere dazu auffordert. Doch ich bin kein Prophet und auch kein Apostel und ich mag es auch nicht, wenn sich andere zu Moralaposteln über mich erheben. Bei ihnen habe ich zu oft erlebt, dass das Losungswort von gestern zutrifft: „Hochmut kommt vor dem Fall“. Was haben manche von ihnen nicht über Schwule hergezogen und waren dann bestürzt, als das eigene Kind sagte: „Ich bin schwul“. Wie haben manche von ihnen nicht über Geschiedene die Nase gerümpft und dann wurden sie selbst oder ihre Kinder geschieden...
     Nein, was Bekehrung betrifft, stehen wir alle auf gleicher Stufe; muss jeder vor seiner eigenen Tür „kehren“ und sich um den Balken im eigenen Auge kümmern (Matthäus 7,3-4). Was Bekehrung betrifft, muss ich erst mal die eigenen Früchte (Ergebnisse) zeigen, die meiner Bekehrung entsprechen (Lehrtext). Und dazu gehört, von anderen nicht Bekehrung zu verlangen, wenn ich verschweige, dass ich sie selbst zuerst nötig habe. 
     Aber was heißt „Bekehrung“? Heißt das, auf schlechte Angewohnheiten zu verzichten, sich selbst zu beherrschen, diszipliniert zu sein...? Das alles sind meiner Meinung nach mögliche Folgen der Bekehrung. Doch zunächst heißt es, dass ich mich zu Jesus Christus hin"kehre", mich ihm zuwende, ihm vertraue und ihn liebe. Und das nicht, weil ich das muss, sondern weil ich das will; aus dem Grund, weil er sich mir zuwendet und mich liebt. Und wenn sich dann einer daran ein Beispiel nimmt, umso besser.

Gebet: Herr, du weißt, auch wenn ich mich dir zuwende, bin ich kein besserer Mensch. Ich muss nach wie vor mit meinen Unzulänglichkeiten kämpfen. Aber weil du dich mir zu wendest, muss ich darüber nicht verzweifeln, muss ich nicht verbiestern. Ich lebe ja davon, dass du mir vergibst. Das hilft mir, an mir zu arbeiten. Das macht mich trotz meiner Schwächen unbeschwert. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen