Sonntag, 10. September 2017

Negativer und positiver Glaube (Predigt) hl

Predigt von Hans Löhr am 13. Sonntag nach Trinitatis in Weidenbach 

Liebe Gemeinde,

in drei Monaten und zwei Wochen ist Weihnachten. Der Handel hat sich darauf schon eingestellt. In den Supermärkten kann man be lls ja, wird er wohl noch in irgendeiner Weihnachtskiste auf dem Dachboden verpackt sein. In meiner Kindheit hatten wir sozusagen als Christbaumspitze einen Rauschgoldengel vom Nürnberger Christkindlesmarkt. Als den meine Eltern gekauft haben, war ich total fasziniert. Umso größer war die Enttäuschung, als ich ihn näher untersuchte. Er hatte nur einen schönen Wachskopf und ein goldenes Papierkleid. Doch unter dem Kleid war nichts, gar nichts...
Heute haben wir einen Weihnachtsengel für die Krippe. Ich befestige ihn jedes Jahr am Krippengiebel, sodass er über der ganzen Weihnachtsszene mit Maria, Josef und dem Kind, den drei Königen und den Hirten schwebt.
Aber warum braucht es denn überhaupt einen Weihnachtsengel sei es als Rauschgoldengel oder als Krippenfigur? Darauf gibt es nur eine einzige Antwort, nämlich den Satz aus dem Weihnachtsevangelium, wo es heißt:
»Und des Herrn Engel trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr.« (Lukas 2,9-11)
Der Weihnachtsengel soll also nicht nur ein dekorativer Schmuck sein. Er hat uns etwas zu sagen, nämlich jenen Satz. Und daran sollten wir im Idealfall denken, wenn wir ihn am Christbaum oder in der Krippe sehen.
Weißt du jetzt noch, mit welchen Worten der Engel seine Botschaft einleitet? Er sagt „Fürchtet euch nicht!“ Was du aber bestimmt nicht weißt, ist, wie oft denn dieser Satz „Fürchtet euch nicht bzw. fürchte dich nicht!“ in der Bibel vorkommt. Ich musste auch erst nachzählen und bin auf 120 Treffer gekommen. 120 mal heißt es da „Fürchte dich nicht!“. Das kann doch nur den Grund haben, dass sich die Menschen damals ganz schön gefürchtet haben. Doch Gott sagt zu ihnen: „Dazu habt ihr keinen Grund. Ich bin doch bei euch und helfe euch auch.“ Und was Gott zu den Menschen der Bibel sagt, das sagt er auch zu uns heute, zu mir und auch zu dir, jetzt in diesem Augenblick.
Wahrscheinlich hatten die Menschen damals ganz ähnliche Sorgen und Ängste wie wir heute. Sie hatten Angst vor der Zukunft, Angst vor dem Tod, Angst vor schlimmen Krankheiten, Angst vor Krieg und Katastrophen, Angst vor Armut, vor einer Prüfung, vor bösen Mächten usw. Da hat sich bis heute nicht viel geändert.
Aber deswegen kommst du doch auch hier in den Gottesdienst, deswegen glaubst du doch auch an Gott, um hier gestärkt und getröstet zu werden, neuen Lebensmut zu schöpfen und Kraft zu bekommen für die neue Woche. Der Glaube soll uns nicht zuletzt helfen, mit unseren Ängsten fertig zu werden, um unbeschwerter leben zu können.
Aber nun ist Furcht ja auch so eine Art Glaube, ein negativer Glaube, dass etwas Schlimmes passieren könnte. Manche sind wahre Meister darin, ständig an irgendwelche bevorstehenden Katastrophen zu glauben. Und warum tun sie das? Vielleicht deshalb, um innerlich irgendwie vorbereitet zu sein, wenn sie tatsächlich eintreten. Aber dieser negative Glaube ist extrem gefährlich. Er ist so etwas wie eine schlechte Prophezeiung, die sich von selbst erfüllt. Wer immer nur Schlimmes erwartet, dem wird mit großer Wahrscheinlichkeit auch Schlimmes passieren.
Eine Frau fürchtete jeden Abend, wenn sie ins Bett ging, dass ein Einbrecher unten in der Küche sei. Deshalb musste ihr Mann vor dem Einschlafen immer noch mal ins Erdgeschoss, um nachzusehen. Erst wenn er glaubhaft versichert hatte, dass kein Einbrecher da war, konnte sie schlafen. Das ging nun schon 30 Jahre so.
Eines Abends war es wieder so weit. Die Frau sagte: „Du, ich habe etwas in der Küche gehört. Bestimmt ist der Einbrecher gekommen. Etwas unwillig und schon etwas schlaftrunken tappte ihr Mann die Treppe hinunter. Als er die Küchentür öffnete, schaute er in die Mündung eines Revolvers: „Keinen Laut!“, sagte der Einbrecher. „Rücken Sie alle Wertsachen raus dann passiert ihnen nichts.“ Der Mann tat wie ihm geheißen. Als der Einbrecher seine Beute hatte, wollte er wieder verschwinden. „Halt!“, sagte der Mann, „so einfach können Sie nicht gehen. Kommen Sie erst noch mit nach oben zu meiner Frau. Die wartet schon 30 Jahre auf Sie und möchte sie kennen lernen.“
Aber leider ist das mit der Furcht nicht immer so lustig wie in dieser Geschichte. Sie ist, wie gesagt, ein negativer Glaube. Setze dagegen den positiven Glauben! Vertraue darauf, dass Jesus zurecht sagt: „Fürchte dich nicht, glaube nur!“ Ja es stimmt, er hat diesen Satz zu Jaïrus gesagt damals vor 2000 Jahren. Aber solche Sätze stehen doch gerade deshalb in der Bibel, weil sie noch heute gelten, weil sie dir und mir gelten.
Wenn also die Furcht oder ihre Schwester, die Sorge, an deine Tür klopft und in dein Leben will, so lass deinen Glauben antworten und sagen: „Für dich ist hier kein Platz. Du bist nicht eingeladen und nicht erwünscht. Also schleich dich!“
Setze den positiven Glauben gegen die Furcht. Rüste dich mit Worten der Bibel und sage zu dir selbst: „Der HERR ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten? Der HERR ist meines Lebens Kraft; vor wem sollte mir grauen?“ (Psalm 27)
Er ist es doch, der Himmel und Erde geschaffen hat, der allmächtige Gott, den du an deiner Seite hast und der dir sagt: „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott! Ich stärke dich, ich helfe dir auch.“ (Jesaja 41,10) Genau dazu haben wir doch die Bibel, dass aus ihr Gott zu uns spricht und uns im Glauben stärkt. Lass also deine Gedanken nicht um das kreisen, was du fürchtest, sondern was Gott zu dir sagt. Denn der erste Platz, auf dem wir unseren Kampf gegen die Furcht verlieren, ist unser Kopf, sind unsere Gedanken. Darum müssen darauf achten, was wir denken. Denn das, worauf ich in Gedanken fixiert bin, lade ich in mein Leben ein und erlaube ihm, Wirklichkeit zu werden. Genauso wie du dich gedanklich in Furcht hineinsteigern kannst, sodass sie dich immer mehr besetzt, genauso kannst du deine Gedanken auch auf dein Gottvertrauen lenken und sagen: »Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal meiner Sorgen und Probleme, fürchte ich doch kein Unglück; denn du, Gott, bist bei mir und tröstest mich.«  (Psalm 23,4)
Wer in der Haltung der Furcht lebt, dem geht es wie einem, der mitten in einer kleinen Nebelbank steckt. Er sieht nicht, dass ein paar Meter vor ihm und über ihm bereits die Sonne scheint. Er sieht keinen Ausweg. Er kann sich nicht orientieren. Er ist im Nebel sozusagen gefangen. So ist es auch mit der Furcht. Sie nimmt einem Lebensfreude und Zuversicht. Sie will dir weißmachen, dass es außer ihr nichts mehr in deinem Leben gibt. Aber der Glaube hilft dir, dass du nicht in der Haltung der Furcht gefangen bleibst. Gott macht dein Leben wieder hell und freundlich und sagt: „Fürchte dich nicht, glaube nur!“

Liebe Freunde, in drei Monaten und zwei Wochen ist Weihnachten. Wenn dann die Feiertage wieder vorbei sind, so packe doch dieses Mal den Weihnachtsengel nicht weg. Lass ihn in deiner Wohnung. Gib ihm einen schönen Platz und denke, sooft du ihn siehst, daran, was er dir sagt. Und wenn dir eine kleine Gedankenstütze hilft, dann leg einen Zettel daneben, auf dem steht: »Fürchte dich nicht, ich verkündige dir große Freude. Für dich ist der Heiland geboren, Jesus Christus, dein Retter und Herr.« Amen

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