Samstag, 4. Februar 2017

Glaubensmut hl

Losung: Menschenfurcht bringt zu Fall; wer sich aber auf den HERRN verlässt, wird beschützt. Sprüche 29,25

Lehrtext: Wer wird euch etwas antun, wenn sich euer Eifer auf das Gute richtet? Doch auch wenn ihr um der Gerechtigkeit willen leiden müsst - selig seid ihr. 1.Petrus 3,13-14

Liebe Leserin, lieber Leser,

heute geht es in den beiden Bibelworten um Mut. Doch warum ermuntert die Bibel dazu? Weil damals wie heute der Mut klein und die Feigheit groß ist. Nun, Feigheit klingt gleich so negativ. Man kann auch Angst dazu sagen. Angst, Nachteile zu erleiden, wenn man sich einmischt, um den Schwachen zu helfen. Wenn man sich gegen die Mächtigen in Staat und Gesellschaft auflehnt und sich für Gerechtigkeit engagiert. Wenn man sich auf das Recht beruft gerade dann, wenn es mit Füßen getreten wird.
Vor 72 und mehr Jahren haben die meisten Christen in unserem Land kläglich versagt, als es darum ging, sich einem Unrechtsregime zu widersetzen. Mehr noch, gerade viele von denen, die nach außen besonders fromm auftraten, haben bereitwillig mitgemacht wie die Leitung der Diakonissenanstalt (heute Diakonie) in Neuendettelsau oder in Gunzenhausen. Das darf man nicht vergessen. Aber ein paar haben sich doch dem öffentlichen Druck widersetzt, haben sich ihre Freiheit bewahrt und sich ihren Sinn für Gerechtigkeit nicht abkaufen lassen.
Allerdings will ich vorsichtig sein, wenn ich das Verhalten so vieler Christen damals kritisiere. Woher will ich wissen, dass ich mich nicht ähnlich verhalten hätte? Trotzdem muss das, was damals nicht gut war, heute schlecht genannt werden. Vielleicht lernen wir ja daraus.
Es war nicht zuletzt „Menschenfurcht“, die in jener Zeit das deutsche Volk zu Fall gebracht hat. Und nicht alle, die sich damals auf den Herrn verlassen hatten, wurden beschützt (Losung). Pfarrer Paul Schneider wurde im KZ totgeprügelt. Pfarrer Dietrich Bonhoeffer wurde aufgehängt. Eine größere Zahl polnischer Priester wurde ermordet ebenso wie Millionen Menschen jüdischen Glaubens, die sich auf Gott verlassen hatten. Und auch sonst gab es manche, heute unbekannte Christen, die Widerstand geleistet haben und deswegen drangsaliert worden sind.
Wenn ich auch dem ersten Teil der heutigen Losung zustimmen kann, beim zweiten habe ich meine Vorbehalte. Stimmt das wirklich? Umso mehr bewundere ich diejenigen, die offen oder heimlich den Opfern damals geholfen haben, den verfolgten Juden, den russischen Kriegsgefangenen, den Sozialdemokraten und Kommunisten. Sie sollen mir ein Vorbild sein. Aber ob ich dann, wenn es hart auf hart kommt, auch dazu bereit wäre? Im Lehrtext heißt es: »Auch wenn ihr um der Gerechtigkeit willen leiden müsst – selig seid ihr.« Einmal beschützt Gott. Einmal beschützt er nicht. Warum? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass es ohne Leiden nicht abgeht gerade dann, wenn man nicht alles mitmacht.
Jesus hat um der Gerechtigkeit willen leiden müssen und wurde von Gott vor dem Tod am Kreuz nicht beschützt. Er hätte es einfacher haben können. Aber, so glauben es die Christen seit 2000 Jahren, nur so, dass er aus Liebe auch zu seinen Feinden ausgehalten hat und uns Menschen treu geblieben ist, konnte er das Böse und den Tod besiegen.
Aus diesem Glauben ist eine ungeheure Kraft entstanden, die Menschen dazu bringt, sich ohne Rücksicht auf das eigene Wohlergehen für andere einzusetzen. Wo wären wir, wenn es diese Menschen nicht gegeben hätte und immer noch gäbe? Die Bundesrepublik Deutschland, ja sogar Europa ist nach 1945 aufgebaut worden von solchen, die um der Gerechtigkeit willen gelitten hatten und nach einer neuen Friedensordnung strebten. Davon profitieren wir bis heute.
Jetzt sind wir dran, Mut zu zeigen. Noch kostet es nicht viel. Umso mehr sollten wir uns für Gerechtigkeit und Menschenwürde einsetzen für jeden, der in unserem Land lebt.

Gebet: Herr, ich danke dir für alle, die aus ihrem Glauben heraus den Mut aufbrachten, sich für Gerechtigkeit einzusetzen, dem Unrecht zu widerstehen und den Verfolgten zu helfen. Schenke auch mir diesen Glaubensmut, wenn es darauf ankommt. Du selbst bist ja mit gutem Beispiel vorangegangen und hast nicht andere für dich den Kopf hinhalten lassen. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

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