Freitag, 6. Januar 2017

Und was hoffst du? hl

Losung: Jeder Stiefel, der mit Gedröhn dahergeht, und jeder Mantel, durch Blut geschleift, wird verbrannt und vom Feuer verzehrt. Jesaja 9,4

Lehrtext: Das aufgehende Licht richte unsere Füße auf den Weg des Friedens. Lukas 1,78.79

Liebe Leserin, lieber Leser,

kaum zu glauben, aber wir sind noch mitten in der Weihnachtszeit, die vom ersten Weihnachtsfeiertag (25. Dezember) bis Lichtmess (2. Februar 2017) dauert. Zu dieser Festzeit gehört auch die heutige Losung und der Zusammenhang, in dem sie steht. In ihr geht es um nichts weniger als um eine große Hoffnung, deren wir uns immer wieder in den Gottesdiensten und mit den Worten der Bibel vergewissern. Denn ohne Hoffnung kannst du nicht leben, sondern nur überleben. Und darum hoffe ich für dich, dass auch du guter Hoffnung bist vergleichbar einer Schwangeren, die weiß, dass sie ein Kind zur Welt bringen wird und hofft, dass es lebend und gesund geboren wird.
     Doch was ich mich selbst fragen muss, frage ich auch dich: Was ist das denn für eine Hoffnung, die du hast? Könntest du benennen oder sogar aufschreiben, worauf du hoffst? Manche meinen, vielleicht nicht ganz zu Unrecht, dass das, was man für sich erhofft, am ehesten eintritt, wenn man es vor seinem inneren Auge sieht und anstrebt. Was also siehst du, wenn du hoffst?

Der Prophet Jesaja hatte eine genaue Vorstellung, worauf er und seine Landsleute hoffen konnten. Im neunten Kapitel seines Prophetenbuches heißt es:
     »Das Volk, das im Finstern lebt, sieht ein großes Licht; hell strahlt es auf über denen, die ohne Hoffnung sind. Du, Herr, machst Israel wieder zu einem großen Volk und schenkst ihnen überströmende Freude. Du befreist sie von der schweren Last der Fremdherrschaft. Du zerbrichst die Peitsche, mit der sie zur Zwangsarbeit getrieben werden. Die Soldatenstiefel, die beim Marschieren so laut dröhnen, und all die blutverschmierten Uniformen werden ins Feuer geworfen und verbrannt (Losung). Denn uns ist ein Kind geboren! Ein Sohn ist uns geschenkt! Er wird die Herrschaft übernehmen. Man nennt ihn "Friedensfürst". Er wird seine Herrschaft weit ausdehnen und dauerhaften Frieden bringen. Wie sein Vorfahre David herrscht er über das Reich, festigt und stützt es, denn er regiert bis in alle Ewigkeit mit Recht und Gerechtigkeit. Der Herr, der allmächtige Gott, sorgt dafür, er verfolgt beharrlich sein Ziel
     Jesaja hoffte auf Gott, dass er das Volk der Israeliten aus der Finsternis der Fremdherrschaft herausführen und wieder großmachen werde. Und wie? Durch einen mächtigen Heerführer? Mit einer unbesiegbaren Armee? Der Prophet sagt ganz unaufgeregt: „Ein Kind ist uns geboren. Ein Sohn ist uns geschenkt… Genau damit verfolgt Gott beharrlich sein Ziel.“
     Christen haben dieses Prophetenwort aus seinem nationalen Gefängnis herausgeholt und ihm universelle Geltung gegeben. Ja, dieses Kind ist tatsächlich geboren und wurde, gerade weil es so anders war, zur Hoffnung der Welt. Denn auch wenn wir zur Zeit nicht mit militärischer Fremdherrschaft unterdrückt werden, will ich mich doch fragen, wer und was über mir herrscht: Ist es der Geist jenes Kindes, der Geist Jesu, der Geist des Friedens und der Versöhnung, der Geist der Besonnenheit, der Geist der Liebe und des Glaubens oder ist es der Geist der Furcht und des Egoismus, der Geist des Streits und der Gier, der Geist des Hochmuts, der Lüge und des Neids?
     Es ist wohl immer beides. Nie wird mein Herz ganz und gar von Gott regiert. Nie lebe ich ganz erfüllt vom Geist Jesu. Immer wieder spielen auch die dunklen „Geister“ hinein und verdüstern das Leben und Zusammenleben. Manchmal hat es den Anschein, als sei mein Herz ein Kampfplatz, wo der eine Geist gegen den anderen kämpft. Wer wird siegen? Wohl der, den ich nähre, dem ich nachgebe, dem ich Macht über mich einräume.
     Doch das sehe ich genauso wie der Prophet Jesaja: Letztlich liegt es nicht an mir und meinen Kräften, sondern an Gott. Er war es, dass mir das Jesuskind geboren wurde. Er hat  mir seinen Sohn geschenkt so wie es in dem Weihnachtslied heißt:

Gebet: Da ich noch nicht geboren war,
da bist du mir geboren
und hast dich mir zu eigen gar,
eh’ ich dich kannt’, erkoren (= erwählt).
Eh’ ich durch deine Hand gemacht,
da hast du schon bei dir bedacht,
wie du mein wolltest werden.

 Ja ich hoffe darauf, dass sich Gott in seinem Sohn bei mir durchsetzt und mein Leben regiert. Darum will ich ihn immer wieder bitten. Ich hoffe aber auch, dass sich das Jesuskind als der „Friedefürst“ in der Welt durchsetzt und die Menschen dieses „aufgehende Licht“ (Lehrtext) sehen. Ich hoffe, dass sie sich, dass wir uns von ihm auf den Weg des Friedens leiten lassen und die Militärstiefel und blutigen Uniformen endgültig verbrennen. Wann das sein wird, weiß ich nicht. Aber ich hoffe, dass es so sein wird. Mit dieser Hoffnung will ich leben und mit meiner kleinen Kraft anstreben, was sie verheißt.
Und was hoffst du?

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

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