Donnerstag, 5. Januar 2017

Frieden – das Gold des Lebens hl

Losung: Die zum Frieden raten, haben Freude. Sprüche 12,20

Lehrtext: Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen. Matthäus 5,9

Liebe Leserin, lieber Leser,

»Der Frieden ist das Gold des Lebens«, sagte Aurelius Augustinus (354 - 430), Bischof von Hippo und Philosoph. Aber die Menschen sind Hänse im Unglück, die dieses Gold gegen den Dreck des Krieges tauschen. „Die“ Menschen? Nun, jeder nicht. Und wenn man uns alle fragte,  würden sich die allermeisten gegen Krieg aussprechen. Trotzdem sind sie dann doch bereit, ihren Menschengeschwistern die Köpfe einzuschlagen, wenn es die macht- und raubgierigen Führer befehlen. Natürlich sind alle Kriege immer nur „Verteidigungskriege“ gegen den bösen Feind. So hat der deutsche Kaiser 1914 argumentiert, als er nur allzu kriegsbereit war. So hat der Verbrecher Hitler argumentiert, als er 1939 der Wehrmacht den Befehl gab, Polen zu überfallen und später ganz Europa und Nordafrika mit Krieg überzog. Und auch früher war das nicht viel anders. Am Krieg sind so gut wie immer die anderen schuld. Heute geben die westlichen Staaten im Syrienkrieg dem skrupellosen Staatspräsidenten Assad die Schuld. Russland und andere Staaten geben den sogenannten Rebellen die Schuld, bewaffneten Einheiten, die zum großen Teil aus islamistischen Terroristen bestehen. Im Krieg ist die Wahrheit das erste Opfer.
Und bei uns in Europa? Da kriecht gerade der dreimal verfluchte Geist des Nationalismus, aus dem schon so viele Kriege entstanden sind, aufs Neue aus den Köpfen rechtsgerichteter Politiker, verirrter Forenschreiber und Demonstranten voll Selbst- und Fremdhass: Polen, Ungarn, Frankreich, England, Holland… Auch bei uns werden, wie es scheint, immer mehr von diesem Geist infiziert wie von einer bösen, ansteckenden und letztlich tödlichen Krankheit. Wir dürfen es diesen Schreiern und Giftspritzern nicht erlauben, uns alle erneut in maßloses Unheil zu stürzen. Egal mit welcher Partei oder politischen Richtung wir sympathisieren, eins muss uns Christen einen: Der unbedingte Wille zum Frieden und zur Versöhnung.
Oder sollte es unser Schicksal sein, wie manche Wissenschaftler meinen, dass nach ruhigen und friedlichen Zeiten die Menschen immer wieder außer Rand und Band geraten, ihre Kultur und sich selbst wieder kurz und klein schlagen, um erschöpft von vorn anzufangen? Ich kann und will das nicht glauben.
In den vergangenen Jahrzehnten haben es Politiker verschiedener Parteien geschafft, gemeinsam das Projekt Europa zu bauen. Trotz mancher Schwächen ist es die beste Friedensgarantie für uns alle. 71 Jahre hat der Friede bis jetzt gehalten. Und nun sollen wir zuschauen, wie Nationalisten ihn aufs Neue zerstören wollen mit so platten Sprüchen wie „Amerika wieder groß machen“ oder "Britannien zuerst" oder „Deutschland über alles“ und so weiter?
Ja, wir sollen und müssen für den Frieden beten, für den kleinen Frieden in uns und in unseren Familien und den großen Frieden in unserem Land und in der Welt. Aber wir sollen und müssen zugleich das tun, was gerecht ist und dem Frieden dient. Und das heißt, dass wir mit unserer Meinung nicht hinterm Berg halten, wenn man in unserer Umgebung wieder nationalistische Töne spuckt. Deswegen muss ich nicht zurückschreien. Aber ich kann ruhig sagen: ‚Ich sehe das anders, weil ich für meine Kinder und Enkel und nicht zuletzt für mich selbst den Frieden will.‘ (Siehe Losung) Warum auch sollen wir so blöd sein, das alles wieder aufs Spiel zu setzen, was unsere Eltern und Großeltern nach bittersten Erfahrungen zu unserem Wohl aufgebaut haben?
Im Lehrtext heißt es „Selig sind, die den Frieden stiften“. Luther übersetzte noch fälschlich „die Friedfertigen“. Das aber reicht nicht. Wer nur für sich selbst friedfertig ist und nicht aktiv etwas für den Frieden tut, kann den nächsten Krieg nicht verhindern. Deshalb müssen wir Christen uns für Politik interessieren, müssen uns eine eigene Meinung bilden und müssen zumindest zur Wahl gehen und die Kräfte unterstützen, die den Frieden erhalten. Ja, das ist ein Muss. Denn Passivität stärkt nur die Feinde des Friedens.

Gebet: Herr, setze du dich bei den Menschen mit deinem Geist des Friedens durch und fange bei mir damit an. Lass mich erkennen, wo ich selbst friedlos bin und schenke mir deinen Frieden. Lass mich erkennen, wo ich selbst unversöhnlich bin und bezwinge mich durch deine Versöhnung. Lass mich erkennen, wo es mir nur um meinen Seelenfrieden geht und fordere mich dazu heraus, mich da, wo ich kann, kompromisslos für den Frieden einzusetzen. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen