Sonntag, 31. Juli 2016

Vom Umgang mit Kranken und Behinderten hl

Losung: Du sollst dem, der taub ist, nicht fluchen und sollst vor den Blinden kein Hindernis legen, denn du sollst dich vor deinem Gott fürchten. 3.Mose 19,14

Lehrtext: Wenn du ein Mahl machst, so lade Arme, Verkrüppelte, Lahme und Blinde ein, dann wirst du selig sein, denn sie haben nichts, um es dir zu vergelten. Lukas 14,13-14

Liebe Leserin, lieber Leser,

das kann ich nicht ausstehen, wenn sich Angehörige oder Pflegekräfte über einen anwesenden Demenzkranken, der sich nicht wehren kann, lustig machen oder abfällig über ihn reden. Auch hinter seinem Rücken sollte das nicht geschehen. Wer das macht, ist selbst ein Teil der Krankheit, die diesen Menschen zerstört: Die Demenz nimmt ihm zunehmend seine Persönlichkeit. Und die Lästerer versuchen ihm noch die Menschenwürde zu nehmen.
Gleiches gilt für solche, die taub sind. Und am schlimmsten finde ich, wenn man auf hinterhältige Weise einem Blinden eine Falle stellt. Das ist Menschenquälerei. Kein Wunder, dass Gott in der Bibel ein solches Verhalten verbietet. Dieses Verbot gilt nach wie vor. Es gilt aber auf ähnliche Weise auch für das Verhalten gegenüber Tieren.
Wer Menschen und Tiere quält, versündigt sich an dem, was heilig ist. Unser Grundgesetz sagt dazu „unantastbar“.
Stattdessen legt uns Jesus die Behinderten ans Herz, dass wir uns um sie kümmern, ohne dass sie uns dafür etwas geben können. Ich bin froh, dass wir in unserem Land Menschen und Einrichtungen haben, die für sie da sind, und bezahle auch gern meine Steuern dafür.
Es hat in Deutschland auch andere Zeiten gegeben, auch in Ansbach, das in den letzten Tagen in den Schlagzeilen war. Zwischen 1941 und 1945 wurden in der örtlichen „Heil- und Pflegeanstalt“ 2007 wehrlose Behinderte ermordet, darunter viele Kinder. Die Aufregung darüber hielt sich auch nach Kriegsende in Grenzen.

Gebet: Herr, die Kranken, Altersschwachen und Behinderten stehen unter deinem besonderen Schutz. Du hilfst ihnen durch Ärzte, Pflegekräfte und alle, die sich um sie kümmern. Ich danke dir für jeden, der ein Herz für diese Menschen hat und ihre Würde respektiert. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

Samstag, 30. Juli 2016

Eine vielsagende Geste hl

LosungEs ist dir gesagt, Mensch, was gut ist, und was der HERR von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott. Micha 6,8

Lehrtext: Jesus spricht: Ein Beispiel habe ich euch gegeben, damit ihr tut, wie ich euch getan habe. Johannes 13,15

Liebe Leserin, lieber Leser,

nicht alles, was im Johannesevangelium steht, gefällt mir gleich gut. Aber da sind ein paar Worte und Geschichten, die überragen als Leuchttürme des Glaubens die abwechslungsreiche Landschaft der Bibel. Insbesondere ist das die Geschichte, in der Jesus am Abend vor seinem Tod den Jüngern die Füße wäscht. Aus ihr stammt auch der der heutige Lehrtext. Sie hat mein Bild von Jesus und damit auch mein Bild von Gott geprägt.
     Da sitzen sie also, die siebengescheiten Jünger, die meinen, schon recht viel vom Glauben zu wissen, da sie doch nun schon längere Zeit mit Jesus unterwegs sind. Sie sehen mit offenem Mund wie er sich eine Schürze umbindet, eine Waschschüssel nimmt, sich vor jeden einzelnen hinkniet und ihm die staubigen Füße wäscht. Er tut genau das, was damals auch die Haussklaven für ihre Herren getan haben. Doch der neunmalkluge Petrus wehrt ab: „Nein, nein, Herr, tu das nicht. Vielmehr will ich dir die Füße waschen.“ Da sagt Jesus zu ihm: „Wenn ich dir nicht die Füße wasche, bist du nicht auf meiner Seite.“ Daraufhin will Petrus gleich auch noch Hände und Gesicht von Jesus gewaschen bekommen, um nur ja zu ihm zu gehören, zu ihm, den er ein paar Stunden später verleugnen wird. Er versteht einfach nicht, was Jesus mit dieser Geste sagen will. Und so fragt Jesus auch die anderen Jünger: „Versteht ihr, was ich eben getan habe? Ihr nennt mich Meister und Herr. Das ist auch richtig so, denn ich bin es. Wie ich, euer Meister und Herr, euch jetzt die Füße gewaschen habe, so sollt auch ihr euch gegenseitig die Füße waschen. Ich habe euch damit ein Beispiel gegeben, dem ihr folgen sollt. Handelt ebenso! Ich sage euch die Wahrheit: Ein Diener steht niemals höher als sein Herr, und ein Apostel (=Botschafter) untersteht dem, der ihn gesandt hat. Wenn ihr das begreift und danach handelt, seid ihr gut dran.“
     Ob seine Jünger damals und alle späteren Priester und Pfarrer, Bischöfe und Päpste diese Geste der Demut und des Dienens verstanden haben und verstehen?  Ob sie durch diese Geste ihn selbst und Gott besser verstanden haben und verstehen?
     Es will vielen nicht in den Kopf, dass der König des Universums sich freiwillig zum Knecht der Menschen macht. Will es in deinen Kopf, in dein Herz, dass Gott dich nicht kommandiert, sondern dir dient mit seinem Wort, mit seinem Sohn, mit seiner Liebe? Und will es in meinen Kopf und Herz, was der Lehrtext sagt, dass Jesus mir als Pfarrer ein Beispiel gegeben hat, dass auch ich den Menschen diene, vor allem und in erster Linie den Geringsten, den Schwächsten, denen, die besonders bedürftig sind?
Ich kenne einen, in dessen Kopf und Herz das eingedrungen ist: Papst Franziskus. Seine Vorgänger haben am Gründonnerstag ausgewählten Kirchenleuten die Füße gewaschen. So wurde diese Demutsgeste zum bloßen Ritual. Doch Franziskus hat sie im Sinne Jesu neu belebt, da er an diesem Tag seit seinem Amtsantritt Drogensüchtigen, Kriminellen, Flüchtlingen, Prostituierten und anderen, die am äußeren Rand der Gesellschaft stehen, die Füße wäscht. So gibt er ihnen ihre Menschenwürde zurück. So dient er ihnen in der Liebe Christi.
Wenn das in der katholischen und in meiner evangelischen Kirche Schule machen würde, stünde einer Wiedervereinigung nichts mehr im Wege. Dann würden wir gemeinsam ein ganz starkes Zeichen in diese unter Gier und Größenwahn, Arroganz und Gewalt leidende Welt senden. Und die Leute würden daran erkennen, dass wir nicht nur Taufschein-Christen sind, sondern zu Jesus gehören.
Doch darauf sollten wir nicht warten, sondern jetzt schon mit kleinen Gesten des Dienens und der Demut beginnen, indem einer für den anderen da ist, weil er weiß, was gut ist (Losung).

Gebet: Herr, du beschämst mich nicht, indem du mich kleinmachst. Du beschämst mich, indem du mir dienst, um mich groß zu machen. Du erachtest mich für würdig ein Königskind Gottes zu sein. Ja, ich habe verstanden, nur wer groß genug ist, kann den Kleinen dienen. Nur wer stark genug ist, kann für die Schwachen da sein. Gib mir ein großes Herz und einen starken Charakter, damit ich würdig bin, zu dir zu gehören und deinem Beispiel zu folgen. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Freitag, 29. Juli 2016

Sich nicht selbst ins Knie schießen hl

Losung: Du musst innewerden und erfahren, was es für Jammer und Herzeleid bringt, den HERRN, deinen Gott, zu verlassen und ihn nicht zu fürchten. Jeremia 2,19

Lehrtext: Halte, was du hast, dass niemand deine Krone nehme! Offenbarung 3,11

Liebe Leserin, lieber Leser,

mit der Selbstdisziplin ist es so eine Sache. Manche empfinden so, als müssten sie sich selbst bestrafen, wenn sie wegen Übergewicht weniger essen und mehr Sport treiben sollen. Dabei ist es doch die Disziplinlosigkeit, sind es die allabendlichen Kartoffelchips im Fernsehsessel, die einen mit labiler Gesundheit wegen Fehlernährung und Bewegungsmangel bestrafen. Und das ist nur ein Beispiel, wie wir Menschen uns oft „selbst ins Knie schießen“.
     Auch das Volk der Israeliten hatte darin viel ‚Übung‘. Immer wieder fiel es in falsche Verhaltensmuster zurück, schaute oft kurzsichtig nur auf die eigene Befindlichkeit, verfolgte selbstsüchtig eigene Interessen und verlor dabei Gott aus den Augen. Und dann war der Jammer groß, wenn es die Folgen des eigenen Fehlverhaltens zu spüren bekam. Manche meinten dann, dass Gott sie bestrafen würde, aber es war die eigene Bosheit. So jedenfalls steht es im Buch des Propheten Jeremia im Zusammenhang mit dem heutigen Losungswort.
     Da heißt es: »Jerusalem, deine Feinde brüllen wie die Löwen, sie brüllen und verwüsten dein Land, die Städte sind niedergebrannt und menschenleer. Das alles hast du dir selbst zuzuschreiben, weil du mich, den Herrn, verlassen hast, deinen Gott, der dich so sicher geführt hat! Deine eigene Bosheit wird dich strafen, deine Untreue bringt dich zu Fall: Erkenne doch, wie schmerzlich und bitter es ist, dass du mich, den Herrn, deinen Gott, verlassen hast und mir keine Ehrfurcht mehr erweist.«
     Und was hat Jerusalem falsch gemacht? In diesem Fall eine verkehrte Politik gegenüber Ägypten und Babylonien. Die hat ihnen das Genick gebrochen.
     Es ist schon im wahrsten Sinn des Wortes merk-würdig, dass sich das bis in die Politik und das Schicksal des Landes auswirkt, wenn seine Bewohner und seine Regierung nicht mehr nach Gott fragen und ihn nicht mehr respektieren. Vor 70 und mehr Jahren hat die gottlose Nazi-Regierung ein ganzes Volk ins Unglück gestürzt und andere Völker dazu. Und wie ist das zu unserer Zeit? Hoffen wir, dass sich heute genügend Leute nach ihrem Glaubenskompass richten, die in unserem Land Verantwortung tragen. Beten wir für sie.
     Du und ich, wir werden im Lehrtext aufgefordert, diesen Kompass festzuhalten. Anders gesagt, der Glaube ist unsere Krone, der aus einem belanglosen Leben etwas Besonderes macht. Wem der König der Könige egal ist, der hat schnell seine Krone verloren. Passen wir gut auf sie auf, damit wir uns nicht selbst ins Knie schießen.

Gebet: Herr, du bist mein Licht. Wenn ich dich verlasse, irre ich im Finstern umher. Du bist mein Lebensbrot. Wenn es mich nach anderer Nahrung verlangt, verhungert meine Seele. Du bist die Quelle des Lebens. Wenn ich daraus trinke, bleibe ich heil und gesund. Halte mich von Versuchungen fern, die meine Treue zu dir gefährden. Kröne mein Leben mit dem Geschenk des Glaubens. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

Donnerstag, 28. Juli 2016

Auserwählt hl

Losung: So bekehre dich nun zu deinem Gott, halte fest an Barmherzigkeit und Recht und hoffe stets auf deinen Gott! Hosea 12,7

Lehrtext: So zieht nun an als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld. Kolosser 3,12

Liebe Leserin, lieber Leser,

wer sind die Auserwählten Gottes (Lehrtext)? Die Muslime gehen selbstverständlich davon aus, dass nur sie es sind. Ebenso die Juden. Und auch viele Christen halten sich dafür. Verzeihung, wenn ich jetzt einem Muslim, einem Juden oder Christen auf den Schlips trete. Aber aus meiner Sicht ist das kindisch. Denn niemand kann sich selbst für auserwählt erklären. Das ist nur der, den Gott erwählt. Oder bist du dir wirklich so sicher, dass nur du als Christ auserwählt bist und alle anderen nicht? Und wenn sie das nicht sind, was dann? Sind sie dann verloren und ausgeschlossen vom Heil? Hat Gott sie dann nur dazu erschaffen, um sie auf ewig zu verdammen?
Ich meine, die Auserwählten Gottes erkennt man auch daran, dass sie, wie es im Lehrtext heißt, freundlich, demütig und sanftmütig sind. Solche aber grenzen sich nicht aggressiv gegenüber Mitgliedern anderer Religionen ab. Sprechen ihnen auch nicht Gottes Gnade ab, sondern freuen sich, dass Gott in Christus alle Menschen am Kreuz erlöst hat, weil sie alle seine Kinder sind. Alle sind sie, - alle sind wir - seine ehemals ‚verlorenen‘ Töchter und Söhne. Ihnen und uns kommt er wie der Vater in Jesu Gleichnis (Lukas 15,11-32) entgegen, um uns alle in den Arm zu nehmen und ohne Gegenleistung bei sich aufzunehmen.
Du und ich und alle, die das glauben, wurden von Gott dazu auserwählt, das zu erfahren und dieses Wissen an andere weiterzugeben ohne hochmütig zu sein und uns überlegen zu fühlen. Wir sind auserwählt, um ihnen zu dienen. Denn Gott ist zu uns barmherzig, damit auch wir zu anderen barmherzig sind (Losung); er ist geduldig, damit auch wir mit anderen Geduld haben.
Ob du und ich, ob wir auserwählt sind, erkennen wir, wenn wir in den Spiegel schauen. Dann zeigt es sich, ob wir das Kleid und den Anzug der Freundlichkeit, Demut, Sanftmut und Geduld tragen (Lehrtext) oder die Uniform der Selbstgerechtigkeit, der Unbarmherzigkeit und des Dogmatismus.

P.S.: Stimmt, in der Bibel stehen auch Verse, die das Gegenteil nahe legen. Aber ich halte mich nicht an einzelne Worte, sondern an Jesus Christus, an das, was er für mich und die Menschheit insgesamt getan hat. Er hat für uns alle in der Krippe gelegen und hat für uns alle am Kreuz gehangen und ist für uns alle auferstanden, um eine Hoffnung zu sein für jedes Geschöpf (Römer 8,19-21).

Gebet: Herr, ich gehöre dir. Das hast du mir durch Jesus gesagt und darauf vertraue ich. Aber alle anderen gehören dir auch, ob sie das wissen oder nicht, ob sie darauf vertrauen oder nicht. Darum will ich in ihnen meine Menschenbrüder und -schwestern sehen und sie durch mein Verhalten einladen, mit mir zu glauben. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Mittwoch, 27. Juli 2016

Von der inneren Freiheit hl

Losung: HERR, steh auf, dass nicht Menschen die Oberhand gewinnen. Psalm 9,20

Lehrtext: Sollte Gott nicht Recht schaffen seinen Auserwählten, die zu ihm Tag und Nacht rufen? Lukas 18,7

Liebe Leserin, lieber Leser,

wie kann ich verhindern, dass Menschen triumphieren, gerade solche, die viel mächtiger sind als ich? Eigentlich habe ich keine Chance. Und doch, ob Menschen triumphieren, Diktatoren, Terroristen, Kriminelle oder auch nur die, die sich in meinem Umfeld wie ein kleiner Gott aufspielen, das hängt auch von meiner inneren Einstellung ab. 
     Die Frage ist, ob ich sie triumphieren lasse und mich ihnen beuge und ergebe oder ob ich ihnen gerade keine Macht über mich einräume. Sie mögen äußerlich Macht über mich haben, sie mögen mich ausgrenzen oder einsperren, sie mögen mich verfolgen oder „nur“ mobben. Aber ich darf nicht zulassen, dass sie auch Macht über meine Seele gewinnen. Über sie hat nur einer Macht, der Allmächtige. Ihm gehöre ich und nicht irgendwelchen vergänglichen Machthabern. Sie können mir an die Existenz, sie können mir im Extremfall ans Leben. Aber sie dürfen mir nicht an die Seele.
     Natürlich ist das leichter gesagt als getan. Und Gott sei Dank war ich noch nie in einer solchen Extremsituation, dass ich der Willkür und dem Mutwillen von Menschen ausgeliefert gewesen wäre. Aber ich weiß von anderen, die auch im Gefängnis frei waren; die auch in ihrer äußeren Ohnmacht stärker waren als die, die scheinbar Macht über sie hatten. Nicht nur Jesus, auch Dietrich Bonhoeffer oder Mahatma Gandhi und viele andere sind dafür leuchtende Beispiele.
     Meine innere Unabhängigkeit muss ich jeden Tag neu gewinnen, auch gegenüber allen scheinbar harmlosen und subtilen Versuchen, mir zu schmeicheln oder auf mich Druck auszuüben. Auch gegenüber mir selbst, meinen Launen, meiner Trägheit, meinen negativen Gefühlen muss ich mich um meine innere Freiheit bemühen. Dazu hilft mir der Glaube, dass Gott bei mir ist, gerade auch dann, wenn es schwierig wird. Und mit diesem Glauben kann ich ganz anders vor Menschen treten als wenn ich auf mich allein gestellt wäre. Dieser Glaube stärkt mein Selbstwertgefühl, meine innere Freiheit, meine Menschenwürde. Und das spüren auch die, die meinen, etwas Besseres zu sein und mehr Macht zu haben.
      Und darum beantworte ich die Frage aus dem heutigen Lehrtext mit einem klaren Ja. Ja, Gott wird das tun. Er wird mir und allen, die zu ihm rufen zum Recht verhelfen. Davon gehe ich einfach aus und lass mich nicht von irgendwelchen Zweifeln beirren.
     Vielleicht meinst du jetzt: Na, der Hans Löhr nimmt seinen Mund ganz schön voll. Ob der wirklich so einen starken Glauben hat? Also aus mir selbst heraus nicht. Was meine Fähigkeiten betrifft, bin ich kein Glaubensheld. Darum habe ich mein bisschen Glauben bei Gott deponiert, damit er was daraus macht und mir immer wieder so viel gibt, wie ich gerade brauche.

Gebet: Herr, ich weiß, ich habe nur eine kleine Kraft. Aber du bist allmächtig. Und darum verlass ich mich nicht auf mich selbst, sondern auf dich. Du wirst mir helfen, wenn ich Hilfe brauche. Du wirst mich stärken, wenn ich Kraft brauche. Du wirst mir zu meinem Recht verhelfen, wenn andere es mir verweigern wollen. Du verteidigst meine Freiheit, wenn andere sie mir nehmen wollen. Denn nicht Menschen dürfen triumphieren über mich und deine Welt. Sondern du bist der König über alle Könige, der Herr über alle Herren, der Vater der Menschen und der Hirte meine Seele. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

3. Nachtrag:
Gestern haben islamistische Terroristen einem 84-jährigen Priester in Frankreich während einer Messe die Kehle durchgeschnitten. In diesen Tagen jagt eine erschütternde Meldung die andere. Wir leben in einer Zeit der Anfechtungen, in der unser Glaube auf die Probe gestellt wird. Und dennoch dürfen wir die vielen guten Dinge, die gleichzeitig geschehen, nicht übersehen.
Das Böse ist wie eine Schlange, die uns fixiert, damit wir davor erstarren und sie uns umso leichter packen kann. Darum will ich immer wieder auf das Gute in meinem Leben schauen, das bei weitem überwiegt, und mich davon leiten lassen.
Der Bibel zufolge hat Gott in Jesus das Böse bereits entscheidend geschlagen. Noch aber wehrt es sich mit allen Mitteln und versucht so viel Unheil anzurichten wie es kann. Doch es befindet sich auf dem Rückzug und hat keine Chance mehr zu siegen. 

Dienstag, 26. Juli 2016

Was wir nach den jüngsten Anschlägen tun können hl

LosungGott der HERR hilft mir, darum werde ich nicht zuschanden. Jesaja 50,7

Lehrtext: Auf ihn hoffen wir, er werde uns auch hinfort erretten. Dazu helft auch ihr durch eure Fürbitte für uns. 2.Korinther 1,10-11

Liebe Leserin, lieber Leser,

Axtangriff in einem Zug bei Würzburg, Amoklauf in München, Messerattacke in Reutlingen, Selbstmordanschlag in Ansbach – wie soll man darauf reagieren?
     Dass viele unmittelbar nach solchen Taten alarmiert sind, verunsichert und ängstlich, das ist verständlich. Aber ich bin überzeugt, dass wir schnellstmöglich zur Normalität zurückfinden sollten. Das bisherige Leben soll und muss weitergehen. 
  • Ich will den Tätern keinen Einfluss auf mein Leben gönnen. 
  • Ich will mir weder von radikalen Muslimen, noch von radikalen Christen, noch von politischen Ideologen vorschreiben lassen, wie ich leben und glauben soll. 
  • Ich will, dass Muslime, die mit unserer Lebensart in Deutschland nicht zurechtkommen, wieder ausreisen.
  • Ich will, dass diejenigen, die hier bleiben, unsere Werte und Gesetze achten ohne Wenn und Aber .
     Auch heute Morgen ist die Sonne aufgegangen, haben die Vögel gesungen und gehen viele wieder zur Arbeit. Meine Kinder werden wieder nach Ansbach in die Schule fahren und ich werde mich ums Mittagessen kümmern... Ja, unser Leben soll und muss weitergehen. Zwar müssen wir in unserem Land wachsam sein. Aber wir dürfen die Freiheit nicht einer hysterischen Sicherheitspolitik opfern.
     Meiner Meinung nach passt die heutige Tageslosung in ihrem Zusammenhang gut zur Situation. Da heißt es im Buch des Propheten Jesaja: »Ich habe mich nicht gesträubt und bin meiner Aufgabe nicht ausgewichen. Meinen Rücken habe ich hingehalten, als man mich schlug; ich hielt ihren Beschimpfungen stand. Und doch werde ich mich ihnen nicht beugen, denn Gott, der Herr, hilft mir. Darum habe ich auch die Kraft, ihnen die Stirn zu bieten. Ich weiß, ich werde nicht zuschanden (Neuere Übersetzung)
     In diesen Tagen kommt es mir so vor, dass man einen Menschen auch mit schlechten Nachrichten schlagen kann und dass die Täter mit ihren Verbrechen auch viele Unbeteiligte beschämen und „beschimpfen“ können. Egal wie, jedenfalls können sie einen negativen Einfluss auf unsere Gesellschaft ausüben. Da kommt das heutige Bibelwort gerade recht, das sagt: »Ich halte ihnen Stand, ich werde mich ihnen nicht beugen, denn Gott hilft mir.«
     Lass uns beide, liebe Leserin, lieber Leser, in dieser Haltung des Glaubens weiterleben. Lass uns besonnen und gelassen sein. Und lass uns das beherzigen, was im Lehrtext steht: »Auf Gott hoffen wir, er wird uns auch in Zukunft helfen.« Und dann schreibt der Apostel Paulus noch diesen wichtigen Satz: »Dazu helft auch ihr durch euer Gebet.«
Genau das ist es, was wir jetzt nach den Anschlägen tun können:

1. Weiterleben wie bisher und sich nicht einschüchtern lassen.
2. Der Macht des Bösen die Stirn bieten aus der Kraft des Glaubens.
3. Selbst nicht böse werden. Keine negativen Pauschalurteile über Flüchtlinge, aber auch keine blinde Gutmütigkeit.
4. Wachsam sein und den Hilfsbedürftigen weiterhin helfen.
5. Unvermindert und unverdrossen auf Gottes Hilfe hoffen auch für die Zukunft.
6. Beten: für die Menschen, die einem nahestehen, für die Opfer und ihre Angehörigen, für die Menschen mit Regierungsverantwortung, für die Einsatzkräfte, für die Flüchtlinge und für sich selbst.
7. Und auch für die Familien der Täter beten (das ist jetzt die Nagelprobe, ob wir tatsächlich als Christen diese Herausforderung annehmen) .

Gebet: Herr, ich weiß, die Welt ist vor und nach den schrecklichen Ereignissen der jüngsten Zeit keine andere. Sie bleibt so wie sie schon immer war. Ich kann sie nicht ändern. Aber ich kann mich ändern und nicht aggressiv und hysterisch reagieren, sondern gefasst und standhaft im Glauben. Du warst bisher die große Hilfe in meinem Leben. Du wirst das auch bleiben. Auf dich hoffe ich und zu dir bete ich für alle, die jetzt durch die Anschläge an Körper und Seele verletzt sind. Heile sie durch deine Macht, durch Ärzte und Medizin und durch unsere Gebete. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

Montag, 25. Juli 2016

Frommes Gaggern hl

Losung: Der Himmel ist durch das Wort des HERRN gemacht und all sein Heer durch den Hauch seines Mundes. Psalm 33,6

Lehrtext: Gott lässt sich nicht von Menschenhänden dienen wie einer, der etwas nötig hätte, da er doch selber jedermann Leben und Odem und alles gibt. Apostelgeschichte 17,25

Liebe Leserin, lieber Leser,

unser Glaube beruht auf ein paar grundlegenden Wahrheiten, die nicht zur Diskussion stehen. Der heutige Lehrtext ist eine dieser Grundwahrheiten: Im Unterschied zu den meisten Religionen bin ich Gott gegenüber ausschließlich ein Empfangender. Ich habe ja nichts Eigenes, das nicht sowieso von ihm wäre und das ich ihm geben könnte. Vielleicht mit zwei Ausnahmen. Ich kann ihm mein Vertrauen und meinen Dank schenken. Das war's aber auch schon. Mehr kann ich ihm nicht bieten.
Was aber ist dann mit Gottesdiensten und Gebeten, mit Kerzenanzünden und Wallfahrten, mit einem einwandfreien Lebenswandel und dem Beachten der Gebote, mit Spenden, ehrenamtlicher Mitarbeit und Nächstenliebe? Nein, damit lässt er sich nicht dienen, nicht beeindrucken, nicht beeinflussen. Mit alldem kann ich mir bei Gott nichts kaufen. Keinen Ablass und keinen Segen, keine Gerechtigkeit und keine Gnade, keine Erlösung und kein ewiges Leben. Er lässt mit sich einfach keine Geschäfte machen, und wenn die Absicht noch so gut ist.
Alles, was wir als ‚praktizierende‘ Christen machen, dient uns selbst und nicht ihm, ausgenommen Vertrauen und Dank. Gott hat unser religiöses Gewese und Gehabe einfach nicht nötig. Wie sollte ich auch die Sonne beeindrucken, wenn ich ein Streichholz anzünde? Wie das Meer mit einem Tropfen Schweiß? Er hat das Universum geschaffen mit einem Satz: »Es werde Licht!« Er hat dir und mir Leben und Lebenszeit gegeben und was wir sonst brauchen. Ist es da zu viel verlangt, ihm zu vertrauen und ihm zu danken?

Gebet: Herr, was bilde ich mir ein, wenn ich zweifle oder dich missachte? Und was bilde ich mir erst ein, wenn ich religiös gaggere wie ein Huhn, das meint, sein frommes Ei selbst gemacht zu haben? Ich will dich Gott sein lassen, damit ich Menschen sein kann. Ich will dich machen lassen, damit ich vertrauen kann. Ich will annehmen, was du gibst, damit ich danken kann. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

Nachtrag zum Sprengstoffanschlag in Ansbach:
Nun ist es also in unserer Kreisstadt passiert, wo unsere Kinder zur Schule gehen, wo Freunde wohnen, wo wir einkaufen oder kulturelle Veranstaltungen besuchen. Je näher solche Ereignisse rücken, desto mehr machen sie betroffen und verunsichern. Besonders belastet die Hilflosigkeit, weil niemand sagen kann, wann und wo so etwas passiert und wie man sich davor schützen könnte. Und trotzdem, gerade jetzt gilt das Bibelwort »Fürchte dich nicht, glaube nur« (Markus 5,36). Und so will ich mein bisheriges Leben weiterleben und mich nicht von einer diffusen Angst lähmen lassen, Gerade jetzt will ich mit dem Licht des Glaubens den finsteren Mächten die Stirn bieten.

Sonntag, 24. Juli 2016

Trotziger Glaube hl

Losung: Der HERR macht zunichte die Pläne der Völker. Psalm 33,10

Lehrtext: Gott hat Christus von den Toten auferweckt und eingesetzt zu seiner Rechten im Himmel über alle Reiche, Gewalt, Macht, Herrschaft und alles, was sonst einen Namen hat. Epheser 1,20-21

Liebe Leserin, lieber Leser,

wem folgt dein Glaube? Ist er nur insofern für dich wichtig, als du ihn in Übereinstimmung bringen kannst mit Vernunft und deinem Verstand? Und wenn das nicht geht, wem folgt er dann? Denn was heute in der Losung und vor allen Dingen im Lehrtext steht, ist mit Vernunft und Verstand nicht erklärbar. Andererseits ist das, was wir in den letzten Wochen erleben auch nicht gerade vernünftig:
     Der auf Lügen gebaute Brexit, der Putschversuch und die problematischen Folgen in der Türkei, der Terroranschlag in Nizza und der Amoklauf vom Freitag in München – all das zeigt, dass wir und unsere Regierenden das Geschehen nicht im Griff haben. Wir alle sind eher von den Ereignissen Getriebene, als dass wir sie bestimmen und beherrschen könnten. Und da hilft der Ruf nach einem starken Mann überhaupt nichts. Weil die sogenannten starken Männer in aller Regel alles immer nur noch schlimmer gemacht haben.
     Doch du und ich, wir können den chaotischen Umständen und den Unsicherheiten unseren Glauben entgegensetzen. Den Glauben, dass es nicht die Menschen sind, die den Lauf der Dinge bestimmen, sondern Gott. Er regiert durch Jesus Christus! (Lehrtext) Er hat die Zeit und mit ihr die Verhältnisse im Griff und nicht sie ihn. Er hat den Überblick über das, was geschieht und das, was erst noch geschehen wird. Er hat alle Macht im Himmel und auf Erden. Das glaube ich - allem äußeren Anschein zum Trotz.
     ‚Sind das nicht bloß Behauptungen!‘ – fragen diejenigen, die sich ausschließlich auf ihre Vernunft und ihren Verstand verlassen. Stimmt, ich kann das nicht beweisen. Ich kann nur darauf vertrauen, dass Gott keine Einbildung ist, sondern die alles bestimmende Macht. Dabei gehe ich auch von meinen Erfahrungen aus, die ich bisher mit ihm und meinem Glauben gemacht habe. Aber was heißt schon, wenn ich schreibe: Ich kann nur vertrauen. Nein. Ich kann Gott sei Dank vertrauen - auf meinen Vater im Himmel und auf Jesus Christus, meinen Herrn. Und gleichzeitig kann und muss ich, so gut es geht, meinen Verstand und meine Vernunft gebrauchen, die er mir geschenkt hat, um nach bestem Wissen und Gewissen zu handeln.

Gebet: Herr, wenn mich die Ereignisse in der großen Welt und in meiner kleinen unsicher machen wollen, wenn ich mit meiner Vernunft und meinem Verstand nicht mehr weiterkomme, wenn ich mit meinen eigenen Kräften am Ende bin, dann will ich nicht verzweifeln. Dann will ich erst recht und allem äußeren Anschein zum Trotz an dir festhalten. Denn dein Wille geschieht und dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Samstag, 23. Juli 2016

WWJD hl

Losung: Fürchtet euch nicht, wenn euch die Leute schmähen, und entsetzt euch nicht, wenn sie euch verhöhnen! Jesaja 51,7

Lehrtext: Weh euch, wenn euch jedermann wohlredet! Lukas 6,26

Liebe Leserin, lieber Leser,

„Allmächt!“ – sagt man bei uns in Franken, wenn man zum Beispiel etwas Unangenehmes erfährt. „Allmächt!“ kannst du sagen, wenn du den heutigen Lehrtext liest. „Was soll denn das?“
In einer neueren Übersetzung heißt er: »Wehe euch, die ihr jetzt von allen umschmeichelt werdet, denn die falschen Propheten waren schon immer beliebt." Auf uns heute übertragen könnte das bedeuten: „Seht euch vor, wenn ihr anderen nach dem Mund redet, um ihnen zu gefallen und dabei die Wahrheit verdreht.“
Jesus, von dem das Wort aus dem Lehrtext stammt, hat es zu seinen Jüngern gesagt. Er hat damit deutlich gemacht, wie provozierend seine Lehre war. Er hat damit die Auseinandersetzung geradezu gesucht. Die Folgen waren entsprechend bis hin zum Kreuz. Nein, das was er sagte, wollten sich die Mächtigen seinerzeit nicht gefallen lassen und auch nicht viele Mächtige späterer Zeiten. Doch seine Jünger sollten es ihm gleich tun, sollten in seinem Sinn reden und handeln zu seiner Zeit und auch zu unserer Zeit.
Jetzt, nach der Messerattacke eines jungen, vermutlich afghanischen Flüchtlings auf Bahnreisende findest du viel Zustimmung, wenn du dich kritisch zu den Flüchtlingen insgesamt äußerst. Das ist ja auch verständlich, da Unsicherheit und Angst zunehmen und man die vermeintliche Gefahr, die von ihnen ausgehen könnte, gerne los wäre. Darum ist es keine Kunst, viel Zustimmung zu ernten, wenn man sich jetzt ablehnend über sie äußert. Und in der Tat, wer sucht, findet auch genügend Anhaltspunkte. Es gibt schon auch solche, die unangenehm auffallen, auch wenn sie nicht gleich gewalttätig werden. Die können dann die Geduld der ehrenamtlichen Helfer ganz schön strapazieren.
Doch da kommen jetzt die vier Buchstaben ins Spiel: WWJD – What would Jesus do? Was würde Jesus (jetzt an meiner Stelle) tun? Wer es ernst mit dem Glauben meint, muss sich diese Frage immer wieder einmal stellen und sie für sich beantworten. Und das kann dann durchaus dazu führen, was in der heutigen Losung steht, dass dich »die Leute verhöhnen und schmähen«.
Gestern Abend hat das Schultheater des Gymnasiums, das meine Kinder besuchen, ein aktuelles Stück über Flüchtlinge aufgeführt. Darin wurde die Situation einfach umgedreht. Da waren plötzlich die deutschen Jugendlichen Flüchtlinge und haben darüber gesprochen, wie es ihnen jetzt in einem arabischen Land geht, in das sie vor Terror und Krieg fliehen mussten. Das war für sie selbst und für die Zuhörer ausgesprochen lehrreich, sich selbst mal in die Situation dieser Menschen zu versetzen. Und das war meiner Meinung nach viel eher im Sinn von Jesus als wenn man mit abfälligen Reden über Flüchtlinge Öl ins Feuer gießt und so den Konflikt nur noch mehr anheizt.

Gebet: Herr, kann es sein, dass du in einem Flüchtlingsboot übers Meer zu uns kommst? Finden wir dich vielleicht eher in einem Flüchtlingsheim als in einer Kirche? Hast du vielleicht eine dunkle Hautfarbe und schwarze Haare und sprichst eine fremde Sprache? Kann das wirklich sein? …

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

p.s.: Nachdem diese Losungsauslegung geschrieben war, kam die Meldung von einem möglichen Terroranschlag in München. Noch sind die Hintergründe der Schießerei unklar. Ich meine, der Glaube hilft uns, nicht in Panik zu geraten. 
Dass es auch in Deutschland zu Anschlägen kommen würde, wurde schon seit Jahren erwartet. Wir sind bisher verschont geblieben. Nun trifft es auch unser Land. Das macht deutlich, dass wir in einer noch nicht erlösten Welt leben, in der wir zu Recht beten: „Vater unser im Himmel, erlöse uns von dem Bösen.“ Bei dieser Bitte wollen wir bleiben und darauf vertrauen, dass unser Gott mächtiger ist als alle Mächte der Finsternis.

Freitag, 22. Juli 2016

Das Gold der Bibel hl

Losung: HERR, ich habe Freude an deinen Mahnungen; sie sind meine Ratgeber. Psalm 119,24

Lehrtext: Die Eltern Jesu fanden ihn im Tempel sitzen, mitten unter den Lehrern, wie er ihnen zuhörte und sie fragte. Lukas 2,46


Liebe Leserin, lieber Leser,

mein väterlicher Freund und Lehrer, Pfarrer Karl Steinbauer, stand wegen einer Weihnachtspredigt im Jahr 1944 vor dem Kriegsgericht der nationalsozialistischen Justiz. Sinngemäß hatte er gepredigt: „Dass Jesus für mich in der Krippe liegt und am Kreuz hängt, ist mir mehr wert als alle Orden und Ehrenzeichen der Wehrmacht.“ In der Verhandlung hat er sich so gut es ging selbst verteidigt. „Ich habe dem Richter und dem Staatsanwalt“, so sagte er später, „die Weihnachtspredigt einfach noch mal gehalten.“ Zu seiner eigenen Verblüffung und der aller Prozessbeobachter wurde er vom Vorwurf der Wehrkraftzersetzung freigesprochen. Er hätte auch zum Tod verurteilt werden können. Nach dem Prozess kamen Leute auf ihn zu und sagten: „Herr Pfarrer, Sie müssen ja ausgezeichnete Berater gehabt haben, dass Sie da so gut durchgekommen sind.“ Da verwies Karl Steinbauer auf unser heutiges Losungswort. „Das“, so sagte er viel später zu mir, „haben die damals nicht verstanden. Aber es war wirklich so. Ich habe mich in der Zelle mit meiner Bibel auf den Prozess vorbereitet. Und dann bin ich gefasst und zuversichtlich in den Gerichtssaal gegangen.“ (Siehe Losungsauslegung vom 7. September 2015)
Die Bibel ist nicht nur in einer solchen Extremsituation ein Ratgeber. Sie enthält die Lebenserfahrungen zahlreiche Generationen und ist deshalb auch für Nichtgläubige nützlich zu lesen. Sie ist ein eminent lebenspraktisches Buch, das schon vielen in unterschiedlichsten Situationen geholfen hat. Nicht zuletzt deshalb ist die Bibel als Wort Gottes seit mehr als 2000 Jahren ein sogenannter Bestseller. Viele Handbücher zum richtigen und glücklichen Leben sind schon nach kurzer Zeit wieder veraltet. Die Bibel hat ihren Wert behalten und ist nach wie vor aktuell.
Auch Jesus hat sich an ihr orientiert und als 12-jähriges Kind mit den Theologieprofessoren und Priestern über das richtige Verständnis von Gottes Wort diskutiert. Nein, es genügt leider nicht, die Bibel einfach so zu lesen. Man muss schon auch wissen, wie man sie zu lesen hat. Sie ist wie ein Bergwerk, in dem man Gestein und Geröll zur Seite räumen muss um auf das Gold zu stoßen. Manche möchten einem die Steine, die sie in der Bibel gefunden haben, als Gold andrehen. Da kann es dann helfen, im Zweifelsfall eine zweite Meinung einzuholen und nicht gleich alles zu glauben.

Gebet: Herr, dein Wort weist mir den Weg. Es hilft mir, mich in dieser Welt und in meinem Leben zurechtzufinden. Es ist mein Wegweiser, an dem ich mich orientieren, mein Licht, mit dem ich auch im Dunkeln den Weg finden kann. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

Die Herrnhuter Losungen bestehen aus einer Sammlung von kurzen Bibeltexten des Alten und des Neuen Testamentes. Für jeden Tag des Jahres wird ein Bibelwort aus dem Alten Testament aus einer Sammlung von 1.824 Versen ausgelost (= Losung), das dem Leser als Leitwort oder guter Gedanke für den Tag dienen kann. Aus dem Neuen Testament wird durch einen Mitarbeiter der Herrnhuter Brüdergemeine ein so genannter „Lehrtext“ gewählt, der üblicherweise in einem Bezug zu dem gelosten alttestamentlichen Vers steht. Die ‚Losungen‘ gehen auf Nikolaus Graf von Zinzendorf zurück und erscheinen seit 1721. Sie gelten als überkonfessionell, da sie für alle Christen, egal welcher Konfession, erstellt werden. Sie werden in 61 Sprachen übersetzt und erscheinen als Druckausgabe im deutschen Sprachraum in einer jährlichen Auflage von über einer Million Exemplaren. Hans Löhr und Elfriede Bezold-Löhr schreiben seit 2010 zu den ‚Losungen‘ kurze Auslegungen und Gebete.

Donnerstag, 21. Juli 2016

Was Gott ist und für wen er ist hl

Losung: Ich bin der HERR. Was ich rede, das soll geschehen und sich nicht lange hinausziehen. Hesekiel 12,25

Lehrtext: Der Herr richte eure Herzen aus auf die Liebe Gottes und auf die Geduld Christi. 2.Thessalonicher 3,5

Liebe Leserin, lieber Leser,

mein lieber Schwan, ist Gott denn ein Diktator? Ein absolutistischer Alleinherrscher? Wenn man die heutige Losung liest, könnte man das annehmen. Aber anders als der muslimische Allah ist Gott nicht mit sich allein, sondern lebt in der Einheit mit dem Sohn Jesus Christus und dem Heiligen Geist. Und was diese drei göttlichen Personen verbindet und zu einem einzigen Wesen macht, ist die Liebe. Deshalb berauscht er sich nicht an seiner Herrschaft und ist nicht größenwahnsinnig, anders als mancher Mensch. Seine Größe und Macht setzt er dafür ein, gerade den Geringsten unter unseren Menschenbrüdern zu dienen, nicht zuletzt durch uns. 
  • Unser großer Gott ist in erster Linie ein Gott für die Kleinen. 
  • Unser reicher Gott ist in erster Linie ein Gott für die Armen. 
  • Unser barmherziger Gott ist in erster Linie ein Gott für die Sünder. 
  • Unser starker Gott ist in erster Linie ein Gott für die Schwachen. 
  • Unser gerechter Gott ist in erster Linie ein Gott für die, die auf seine Gnade angewiesen sind. 
  • Unser lebendiger Gott ist die Hoffnung auch für die Toten. 
  • Unser liebender Gott ist in erster Linie ein Gott – weniger für die Liebenswerten als für alle, die seiner Liebe bedürfen. 
  • Und dieser Gott ist darum auch ein Gott für dich und für mich. Ein anderer ist nicht.
Ja, was er sagt, geschieht. Doch er erteilt keine unsinnigen Befehle. Schickt nicht Menschen als Soldaten in den Tod. Lässt niemanden einsperren oder hinrichten. Kommandiert niemanden herum. Schreit niemanden an. Beleidigt niemanden. Und setzt niemanden herab. Was er sagt, schafft Leben, baut auf, rettet, tröstet. Sein Wort hat einen Namen und eine Gestalt: Jesus Christus. Wer wissen will, wer Gott ist und was er sagt, muss auf ihn hören, auf ihn schauen.
Was kann mir Besseres passieren, als dass „die Liebe zu diesem Gott mein Leben bestimmt und dass ich standhaft bleibe im Glauben an Christus“? (=Lehrtext in neuer Übersetzung) Damit das immer wieder geschieht, brauche ich seine Hilfe. Und deshalb bete ich:

Gebet: Herr, ich preise dich, dass du dich in Jesus Christus gezeigt hast. In ihm erkenne ich dein Wesen. Durch ihn fasse ich Vertrauen zu dir. Durch ihn bin auch ich von dir geliebt. Du bist der große Rückhalt in meinem Leben. Dir bin ich dankbar in guten Zeiten. Deine Hilfe und Nähe suche ich in den schlechten. Halte mich im Glauben, was auch immer geschieht. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

Mittwoch, 20. Juli 2016

Meins – Seins hl

Losung: Ein jeder gebe, was er geben kann nach dem Segen, den dir der HERR, dein Gott, gegeben hat. 5.Mose 16,17

Lehrtext: Dient einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes. 1.Petrus 4,10


Liebe Leserin, lieber Leser,

ich nehme mal an, dass du dir den Großteil deines Geldes und Besitzes mit entsprechender Leistung verdient hast. In der Regel wird einem der Lebensunterhalt und auch etwas Wohlstand nicht geschenkt. Und wenn man mehr möchte als Hartz IV, muss man dafür arbeiten. Das mussten auch manche Flüchtlinge lernen, die zunächst glaubten, dass ihnen in Deutschland eine Wohnung mit Auto geschenkt würde.
Aber es gibt noch einen ‚zweiten Blick‘. Darauf weisen heute Losung und Lehrtext hin. Diesen Bibelworten zufolge ist alles, was wir besitzen, geschenkt, auch unsere Möglichkeit und Fähigkeit zu arbeiten und etwas zu leisten. Im Grunde genommen gehört uns also gar nichts, ist alles geliehen und geschenkt. Alles verdanken wir Gottes Segen. Vielleicht magst du mal deinen Geldbeutel holen und seinen Inhalt auf dem Tisch vor dir ausleeren. Auch das, wofür die Münzen und Scheine stehen, ist dir geschenkt, ist Gottes Segen, den du mit dir herumträgst.
Diese Sichtweise geht nur schwer in unseren Kopf. Viel naheliegender ist das kleine Wörtlein, das wir bereits sagen, kaum dass wir Sprechen gelernt haben: „Meins!“ - so denken Politiker, wenn es um ihre Macht geht. „Meins!“ – so denken Banker, wenn es ums Geld geht. „Meins!“ – so denken Männer oder Frauen, wenn es um den Partner geht. So denken wir alle, wenn es um das geht, was wir uns erworben, erarbeitet, gekauft und bezahlt haben.
Doch meiner Seele tut es gut, wenn ich mir immer wieder mal bewusst mache, dass mir alles, wirklich alles, was ich mein Eigen nenne, geschenkt ist, nicht zuletzt meine Gesundheit und mein Leben. Du und ich, wir leben als die Beschenkten und als solche können wir dankbar und zufrieden sein. Vielleicht hilft diese kleine Übung, wenn du aus irgendeinem Grund schlecht drauf bist und mit dir und der Welt nicht im Reinen, dass du dann einfach nur um dich blickst und bei allem, was du siehst leise zu dir sagst: „Ich bin beschenkt.“ Und vielleicht kommen dir dann ganz von selbst auch noch solche Worte in den Sinn: …

…Gebet: Herr, ich habe allen Grund dir zu danken. Alles was ich bin und habe, kommt von dir, ist dein Geschenk für mich. Ist ein Zeichen dafür, dass du mich liebst. Danke, dass du so überaus großzügig zu mir bist. Mache du auch aus mir einen großzügigen Menschen, dass ich bereit bin, von meinem Überfluss anderen etwas abzugeben, von deinen Geschenken an mich etwas weiterzuschenken an sie. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

Dienstag, 19. Juli 2016

Er kennt seinen Weg hl

Losung: Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR. Jesaja 55,8

Lehrtext: Johannes sprach zu Jesus: Meister, wir sahen einen, der trieb böse Geister in deinem Namen aus, und wir verboten's ihm, weil er uns nicht nachfolgt. Jesus aber sprach: Ihr sollt's ihm nicht verbieten. Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns. Markus 9,38-39a.40

Liebe Leserin, lieber Leser,

wenn die Neunmalklugen und Siebengescheiten damals dabei gewesen wären, als Gott mit dem Urknall die Schöpfung in Gang setzte, dann hätten sie gesagt: ‚Daraus wird nie was. Ständig entstehen und explodieren irgendwelche Sonnen. Wie soll aus diesem Chaos jemals Leben hervorgehen? Dieser Weg, Gott, führt bestimmt in die Irre.‘ Und in der Tat, es hat 9 Milliarden Jahre gedauert, 9000 Millionen Jahre (!), bis auf unserer Erde die ersten noch primitiven Lebensformen entstanden. Und dann noch einmal 3.999.800.000 Jahre, bis die ersten Menschen aufrecht über die Erde gingen. Wir Menschen sind also im Verhältnis zum Alter des Universums gerade erst „aus dem Ei geschlüpft“. Tja, Gott ist einen nach unseren Maßstäben weiten Weg gegangen, bis er uns geschaffen hat. Aber er hat sein Ziel erreicht.
Und jetzt schaue ich einmal das winzig kleine Stück Menschheitsgeschichte an und auch die vielen Katastrophen, die es seitdem gegeben hat. Eigentlich ist es unmöglich, dass aus dieser von Naturkatastrophen, Seuchen, Kriegen und Hungersnöten geprägten Zeit ein Weg bis zu uns heute führt. Und doch sind alle unsere Vorfahren so alt geworden, dass sie Nachkommen haben konnten und ich bin einer von ihnen. Und zuletzt schaue ich auf meine eigene Lebensgeschichte, auf Krankheiten, Unfälle, Gefährdungen aller Art und wundere mich und bin dankbar, dass Gott seinen Weg mit mir bis zu diesem Tag gegangen ist und hoffe, dass er ihn noch einige Zeit mit mir gehen wird.
Ja, Gottes Wege und Gedanken unterscheiden sich gewaltig von meinen Wegen und Gedanken. Und darum sagt er im Anschluss an das heutige Losungswort: »Denn so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.«
Es stimmt schon, »ich verstehe seine Wege nicht, aber er weiß den Weg für mich« (Dietrich Bonhoeffer).

Gebet: Herr, immer wieder bin ich geschockt, wenn wieder einmal so viele Unschuldige Opfer von Terroranschlägen werden. Ich bin besorgt über Politiker im Ausland, die eine gnadenlose Machtpolitik im eigenen Interesse verfolgen. Ich verstehe nicht, warum in meinem Leben und in dem anderer manches anders kommt, als ich es mir vorstelle. Aber ändere ich dadurch irgendetwas? Ich will umso mehr dir vertrauen, dass du weißt, was du tust und wie bisher, so auch jetzt und in Zukunft einen Weg hast für Himmel und Erde, für deine Menschen und für mich. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Montag, 18. Juli 2016

Was dich stärkt. hl

Losung: Die Barmherzigkeit des HERRN hat noch kein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu und deine Treue ist groß. Klagelieder 3,22-23

Lehrtext: Darum werden wir nicht müde; sondern wenn auch unser äußerer Mensch verfällt, so wird doch der innere von Tag zu Tag erneuert. 2.Korinther 4,16

Liebe Leserin, lieber Leser,

viele können nicht verstehen, warum manche älteren Menschen Sonntag für Sonntag den Gottesdienst besuchen. Man kann sie fragen: „Was macht ihr denn da? Wenn ihr wieder daheim seid, wisst ihr doch schon gar nicht mehr, was der Pfarrer gepredigt hat. Wahrscheinlich war es auch gar nicht interessant. Und außerdem, immer wieder dasselbe: Immer wieder dieselben Lieder, dieselben Gebete, dieselben Sprüche. Da stirbt man doch vor Langeweile.“
Von einzelnen weiß ich, was sie auf diese Frage antworten können. Sie können sagen: „Wenn ich in der Kirche im Gottesdienst bin, sitze ich eine Stunde im Licht der Gnade. Höre und singe ich Lieder, in denen ich seit meiner Kindheit daheim bin. Höre ich Worte, die mir vertraut sind und gut tun. Kann ich mein Herz ausschütten und meine Sorgen abladen. Kann ich Gott danken für all das Gute in meinem Leben. Kann ich mir seine Vergebung zusprechen lassen für das, woran ich schuldig geworden bin. Und wenn ich dann wieder aus der Kirche hinausgehe, bin ich ein anderer als zuvor. Bin ich erfrischt, getröstet, gestärkt. Bin ich äußerlich immer noch der alte, innerlich aber ein neuer Mensch und habe wieder Kraft für die Woche, die vor mir liegt.“ (Lehrtext) Doch, so möchte ich hinzufügen, Gottes Barmherzigkeit ist jeden Morgen neu, nicht nur am Sonntag, und seine Treue ist groß (Losung).
Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe schreibt in seinem Faust von der Sonne: »Ihr Anblick gibt den Engeln Stärke, wenn keiner sie ergründen mag.« Für manchen, der den Gottesdienst besucht, auch für mich, ist es nicht die Sonne, die ich mich stark macht, sondern das Segenswort am Schluss, wo es heißt: »Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.« Es ist das Gesicht der unerschöpflichen Barmherzigkeit, die in Jesus zu uns gekommen ist, zu mir und auch zu dir.

Gebet und Lied aus der Reformationszeit (EG 440):
Alle Morgen ist ganz frisch und neu des Herren Gnad und große Treu. Sie hat kein End den langen Tag; drauf jeder sich verlassen mag. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

Sonntag, 17. Juli 2016

Der schöne Glaube hl

Losung: Er sendet eine Erlösung seinem Volk; er verheißt, dass sein Bund ewig bleiben soll. Psalm 111,9

Lehrtext: Das Volk verwunderte sich, als sie sahen, dass die Stummen redeten, die Verkrüppelten gesund waren, die Gelähmten gingen, die Blinden sahen; und sie priesen den Gott Israels. Matthäus 15,31

Liebe Leserin, lieber Leser,

du und ich, wir kennen mehr Menschen, die Gott gegenüber gleichgültig oder ablehnend sind als aufgeschlossen und zugewandt. Das ist auch in meiner Verwandtschaft der Fall. Ich finde das bedauerlich. Mehr noch, je näher mir ein Familienmitglied oder Freund steht, desto mehr schmerzt mich das. Und dann spüre ich auch, dass ich da an Grenzen stoße, die ich durch gutes Zureden nicht überwinden kann. Mir fällt es schwer zu verstehen, dass es so ist. Ich erlebe doch Gott als die große Bereicherung in meinem Leben. Ich kann mich über meinen Glauben freuen und bin froh, durch ihn immer wieder neu ermutigt, getröstet und getragen zu werden. Warum geht es anderen nicht genauso?
Ich weiß es nicht. Ich habe aber einen Verdacht. Vielleicht hatten sie nie die Chance, Gott so kennenzulernen wie ich. Vielleicht hat man ihnen in ihrer Kindheit und Jugendzeit nur eine Karikatur von Gott nahe gebracht. Irgend so ein unglaubwürdiges Wesen über den Wolken. Einen, bei dem man ständig irgendwas muss: In die Kirche gehen, in der Gemeinde mitmachen, spenden. Oder einen moralinsauren Zeigefinger-Gott, der einem ständig ein schlechtes Gewissen macht… 
Ja ich weiß, dass manche Christen auf Fehler anderer geradezu fixiert sind. Aber das ist ihr Problem, das man nicht Gott in die Schuhe schieben darf. Ihm geht es nicht darum, dass ich alles richtig mache, sondern das Richtige tue. Und das ist, dass ich ihn, meine Mitmenschen und mich selbst liebe. Das genügt.
Du und ich, wir kennen den einen Gott, der uns Menschen gegenüber nicht gleichgültig und ablehnend ist, sondern aufgeschlossen und zugewandt. Das ist nicht nur bei uns beiden der Fall, sondern bei allen seinen Geschöpfen. Bei allen, auch bei denen, die von ihm nichts wissen wollen oder können. Dieser Gott hat sich uns in Jesus Christus gezeigt. In ihm ist er mit uns einen neuen Bund (= Neues Testament) fürs Leben eingegangen. Und nicht nur bis der Tod uns scheidet, sondern für die Ewigkeit (Losung). Das zeigt sich daran, dass sich bei allen, die sich ihm vertrauensvoll öffnen, etwas zum Guten ändert (Lehrtext). Nicht, dass dann alles gut wäre. Aber doch so, dass mit ihm alles besser ist als ohne ihn.

Gebet: Herr, ich danke dir für den befreienden und schönen Glauben, den du mir durch Jesus schenkst. Ich danke dir, dass ich dich durch ihn kennenlernen darf als meinen liebevollen, barmherzigen und darum himmlischen Vater. Du behütest mich und segnest mich. Du bist bei mir in guten wie in schlechten Zeiten und zeigst mir den Weg. Dir vertraue ich. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Samstag, 16. Juli 2016

Vor Gott im Staub hl

Losung: HERR, du bist meine Stärke und Kraft; zu dir fliehe ich in meiner Not! Jeremia 16,19

Lehrtext: Als Jaïrus Jesus sah, fiel er ihm zu Füßen und bat ihn sehr und sprach: Meine Tochter liegt in den letzten Zügen; komm doch und lege deine Hände auf sie, damit sie gesund werde und lebe. Und er ging hin mit ihm. Markus 5,22-24

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich selbst habe das noch nicht erlebt, aber vielleicht du, dass du dich vor lauter Verzweiflung während deines Gebetes vor Gott niedergeworfen hast. Ich glaube, dringender kann man Gott nicht bitten und auch nicht inständiger. Jaïrus hat das gemacht. Er, ein erwachsener Mann, fiel in aller Öffentlichkeit Jesus zu Füßen. So sehr hatte er Angst um das Leben seiner Tochter. Da war ihm alles andere egal, was die Leute vielleicht sagen könnten und ob er sich vielleicht lächerlich machte. Und da blieb Jesus praktisch gar nichts mehr anderes übrig, als mit ihm zu gehen und sein Kind gesund zu machen.
Viele sehen in dieser Geschichte von dem todkranken Mädchen nur das Wunder, das Jesus vollbracht hat. Sie übersehen dabei das Wunder, dass ein Mensch ganz und gar auf Jesus vertraute, sich vor ihm in den Staub warf und ihn anflehte, weil er sonst keinen Ausweg mehr sah.
Dass Jesus damals ein todkrankes Kind geheilt hat, ist schön zu lesen. Aber uns heute bringt das wenig. Doch dass ein Mensch alles auf die „Karte Jesus“ setzt und dabei alles riskiert, seine Reputation (Ansehen) vor den Leuten, ja sogar seinen Glauben, denn was ist, wenn sein Gebet nicht erhört wird? - das bringt uns auch heute noch etwas. So kann ich es auch machen, wenn Not am Mann ist, und zu ihm mit den Worten der heutigen Losung sagen: »HERR, du bist meine Stärke und Kraft; zu dir fliehe ich in meiner Not!« Hoffentlich mach ich das dann auch so.
Ich glaube ganz ungeschützt und ohne jeden Beweis, dass Gott, dass Jesus den wieder aufrichten wird, der sich aus lauter Verzweiflung vor ihm niedergeworfen hat. Ich glaube das, nicht weil mein Glaube so stark wäre, sondern weil ich sonst an ihm irre würde.

Gebet: Herr, du hast den Jaïrus erhört. Darum musst du auch jeden anderen erhören, der dich inständig bittet und mit dem letzten Rest seines Vertrauens zu dir kommt. Ich verlass mich darauf, dass du das tun wirst. Du wirst mich nicht enttäuschen. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

Freitag, 15. Juli 2016

Ehebruch hl

Losung: Du sollst nicht ehebrechen. 2.Mose 20,14

Lehrtext: Die Ehe soll in Ehren gehalten werden. Hebräer 13,4

Liebe Leserin, lieber Leser,

meinen Viertklässlern habe ich den Sinn der Zehn Gebote mithilfe der Goldenen Regel aus Jesu Bergpredigt erklärt. Er sagt: »So wie ihr von den Menschen behandelt werden möchtet, so behandelt sie auch.« (Matthäus 7,12) In unserer deutschen Sprache ist sie in dem Sprichwort populär geworden: »Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu!«
Den heutigen Lehrtext, also das 6. Gebot, habe ich so ausgelegt: ‚Nimm einem anderen nicht den Freund weg oder die Freundin, weil du auch nicht willst, dass er das bei dir macht.‘ Ob das den Kindern eingeleuchtet hat? Ich hoffe es. Ob das auch Erwachsenen einleuchtet?
Ehebruch ist ja in unserer Zeit offenbar nichts Ehrenrühriges mehr, wenn es bereits im Internet ein Portal namens ‚Seitensprung‘ dafür gibt. Aber der seelische Schmerz, den die Leidtragenden des Ehebruchs empfinden,  ist damals wie heute genauso stark.
Ich frage mich, ob nur ein Seitensprung Ehebruch ist oder auch, wenn einer von beiden stillschweigend die Partnerschaft aufkündigt, obwohl man äußerlich noch zusammenlebt. Die Ehe in Ehren halten, wie es der Lehrtext sagt, ist doch noch mal etwas anderes, als sie nur noch auf dem Papier bestehen zu lassen. Das hat mit Zuneigung zu tun, damit, den andern nicht nur zu ertragen, sondern auch anzunehmen mit seinen Fehlern und Schwächen und sich an seinen Stärken zu freuen, statt darüber neidisch zu sein.

Gebet: Herr, wo zwei in ihrer Partnerschaft gut miteinander auskommen, erleben sie eine große Gnade. Und wo das nicht ist, brauchen beide deine Hilfe. Und wenn die Ehe zerbrochen ist, braucht jeder von ihnen dich erst recht. Darum segne die Ehen, sei denen nahe, die in ihrer Ehe vereinsamt sind und vergib denen, die gescheitert sind. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Donnerstag, 14. Juli 2016

Heilende Vergebung hl

Losung: Die ihr den HERRN liebet, hasset das Arge! Psalm 97,10

Lehrtext: Denn das ist der Wille Gottes, dass ihr mit guten Taten den unwissenden und törichten Menschen das Maul stopft - als die Freien und nicht als hättet ihr die Freiheit zum Deckmantel der Bosheit, sondern als die Knechte Gottes. 1.Petrus 2,15-16

Liebe Leserin, lieber Leser,

'Hasse das Böse!' – Dazu fordert dich das heutige Losungswort auf. Ist doch auch in Ordnung so, oder? Je länger ich darüber nachdenke, desto weniger bin ich mir dessen sicher. Ist Hass wirklich der Weg, das Böse zu überwinden? Im Neuen Testament heißt es: »Überwinde das Böse mit Gutem« (Römer 12,21). So hat es Jesus gemacht. Er hat das Böse nicht hingenommen. Er hat es nicht gehasst. Er hat es überwunden, indem er nicht aufgehört hat auch die zu lieben, die es böse mit ihm gemeint haben.
So heilt er auch mich von meiner Bosheit. Und vielleicht kann ich, wenn ich mich von ihm lieben und heilen lasse, auf diese Weise auch meine Welt etwas heiler machen. Aber ich bin noch nicht vollständig geheilt. Würde ich das behaupten, wäre ich anmaßend und selbstgerecht. Ich bedarf nach wie vor seiner heilenden Vergebung, seiner heilenden Gnade. Und ich bin mir auch nicht sicher, ob ich „durch mein Verhalten alle zum Schweigen bringen kann, die mich aus Unwissenheit oder Dummheit verleumden“ (Lehrtext). So vorbildlich verhalte ich mich nun auch wieder nicht. Aber ich will mich durch Gerede nicht einschüchtern lassen, sondern versuchen, meinen Glauben zu leben und das Böse zu überwinden so gut ich kann.

Gebet: Herr, du kennst meine negativen Gefühle und Gedanken. Du weißt, sie haben eine große Kraft. Doch du kannst mich davon befreien und heilen; denn deine Kraft ist größer. Und auch ich will tun, was in meiner Macht steht, das Böse zu meiden und was gut ist, zu suchen. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Mittwoch, 13. Juli 2016

Die Zunge – Fluch und Segen hl

Losung: Ich habe mir vorgenommen: Ich will mich hüten, dass ich nicht sündige mit meiner Zunge. Psalm 39,2

Lehrtext: Redet, was gut ist, was erbaut und was notwendig ist, damit es Segen bringe denen, die es hören. Epheser 4,29

Liebe Leserin, lieber Leser,

heute mache ich es mir einmal leicht. Heute lege ich die beiden Bibelworte mit der Bibel selbst aus, genauer mit einem Abschnitt aus dem Jakobusbrief aus dem Neuen Testament (Jakobus 3,5-10). Da heißt es:
»So klein unserer Zunge auch ist, so groß ist ihre Wirkung! Ein kleiner Funke setzt einen ganzen Wald in Brand. Mit einem solchen Feuer lässt sich auch die Zunge vergleichen. Sie kann eine ganze Welt voller Ungerechtigkeit und Bosheit sein. Sie vergiftet uns und unser Leben, sie steckt unsere ganze Umgebung in Brand… Seine Zunge kann kein Mensch zähmen. Ungebändigt verbreitet sie ihr tödliches Gift. Mit unserer Zunge loben wir Gott, unseren Herrn und Vater, und mit derselben Zunge verfluchen wir unsere Mitmenschen, die doch nach Gottes Ebenbild geschaffen sind. Segen und Fluch kommen aus ein und demselben Mund. Aber genau das, meine lieben Brüder und Schwestern, darf es bei euch nicht geben

»Redet was gut ist und erbaut«, heißt es im Lehrtext. Aber ebenso: »Redet, was notwendig ist«. Notwendig kann auch Kritik sein oder Protest. Darum sagt die Bibel, dass wir keine „stummen Hunde“ (Jesaja 56,10) sein sollen, sondern unseren „Mund auftun für die Stummen und die Sache aller, die verlassen sind“ (Sprüche 31,8).
So oder so, ich trage für meine Zunge Verantwortung oder besser gesagt, für mein Herz, das meine Zunge steuert.

Gebet: Herr Jesus Christus, mit deiner Zunge hast du Gott gepriesen, die Untröstlichen getröstet, die in Schuld Verstrickten freigesprochen, Gottes Barmherzigkeit verkündigt, von seiner Liebe erzählt, die Mächtigen in Staat (König Herodes) und Kirche (Priester, Pharisäer und Schriftgelehrte) kritisiert, die Kinder gesegnet, die Selbstgerechten entlarvt und alle in Gottes neue Welt eingeladen. Dein Mund war und ist die Quelle des Heils. Deine Worte bleiben und vergehen nicht. Sprich du auch mir immer wieder aus der Seele, immer wieder ins Herz, immer wieder in mein Gewissen. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Dienstag, 12. Juli 2016

Geh ins Badezimmer hl

Losung: Suchet das Gute und nicht das Böse, auf dass ihr leben könnt. Amos 5,14

Lehrtext: Alle eure Dinge lasst in der Liebe geschehen! 1.Korinther 16,14

Liebe Leserin, lieber Leser,

was ist das Gute? Was ist gut? Vielleicht ist das für jeden von uns etwas anderes. Jedenfalls lohnt es sich, mal darüber nachzudenken.
Eine Antwort findest du in der Bibel beim Propheten Micha. Da heißt es: »Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist…, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott(Micha 6,8) Dieses Wort und auch der Lehrtext sagen, dass das Gute damit zu tun hat, dass ich in einer liebevollen Haltung zu Gott, meinen Mitmenschen und auch zu mir selbst lebe.
Ich möchte zu Wochenbeginn mal eine Übung vorschlagen, dass wir beide unsere Mitmenschen, Tiere und Pflanzen und auch uns selbst im Spiegel immer wieder mal liebevoll ansehen.
-        Du hast den vielleicht nicht ganz einfachen Nachbarn schon tausendmal gesehen. Hast du ihn schon einmal liebevoll angesehen? Dann wäre jetzt die Gelegenheit.
-        Du hast schon tausendmal einen Spatz gesehen. Hast du ihn schon einmal liebevoll angesehen? Dann wäre jetzt die Gelegenheit.
-        Du hast dich schon viel tausendmal im Spiegel gesehen. Hast du dich wirklich schon einmal liebevoll angesehen und nicht nur kritisch? Und selbst wenn, dann steh auf, wenn du das gelesen hast, und geh ins Badezimmer.
Ich will das auch machen. Mal sehen, wie sich das auswirkt. Und vielleicht gibt es ja noch andere Menschen, Tiere und Pflanzen die du zwischendurch einfach mal mit Liebe betrachtest. Und vielleicht werden sie ein bisschen durchsichtig auf Gott hin und du siehst auch ihn. Offenbar hat das ganz viel damit zu tun, was ‚das Gute‘ ist und damit, dass du nicht nur leben kannst (Losung), sondern es dir auch Freude macht.

Gebet: Herr, du siehst mich mit den Augen Jesu liebevoll an. So will auch ich dich und deine Welt und meine Mitmenschen so ansehen. Ganz besonders aber auch mich selbst, der ich doch von dir mit Liebe gemacht bin. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Montag, 11. Juli 2016

Gott bringt mein Gebet in Übereinstimmung mit seinem Plan hl

Losung: Amos sprach: Ach HERR, sei gnädig! Wer soll Jakob wieder aufhelfen? Er ist ja so schwach. Da reute es den HERRN und er sprach: Wohlan, es soll nicht geschehen. Amos 7,2-3

Lehrtext: Betet allezeit mit Bitten und Flehen im Geist und wacht dazu mit aller Beharrlichkeit im Gebet für alle Heiligen. Epheser 6,18

Liebe Leserin, lieber Leser,

soll man überhaupt beten? Ist nicht alles von Gott vorherbestimmt? Kommt darum sowieso nicht alles wie es kommen muss?
Diese Fragen sind mit menschlicher Logik allein nicht zu beantworten. In Glaubensdingen stoßen wir immer wieder auf Widersprüche, die manche zum Anlass nehmen, sich vom Glauben zu verabschieden oder ihn madig zu machen. Aber das macht einen Menschen, der auf Gott vertraut, aus, dass er solche Widersprüche aushält. Er glaubt, dass Gott jenseits von unserer Logik die Dinge regelt, weil er größer ist als mein Verstand und meine Vernunft. Natürlich hat er mir die Vernunft geschenkt, dass ich, wo immer es möglich ist, davon Gebrauch mache. Aber jeder hat schon die Erfahrung gemacht, dass er mit seiner Vernunft an Grenzen stößt besonders, was die zwischenmenschlichen Beziehungen betrifft, wenn es um Liebe und Hass, Freude und Leid, Hoffnung, Verzweiflung, Angst und Vertrauen geht.
Und deshalb glaube (!) ich, dass beides stimmt: Gott hat einerseits alles geregelt und weiß, was kommt und wie es kommt. Andererseits will er aber auch von mir, dass ich ihn um die Dinge bitte, die mir ein Herzensanliegen sind. So wird er das, was nicht nur in meinem, sondern auch in seinem Sinn ist, erfüllen.
Doch, beten ist sinnvoll. Darauf vertrauen, dass Gott meine Gebete erhört, ist sinnvoll. Er lässt sein Herz durch meine Bitten bewegen. Er hört auf das, was ich ihm sage und bringt es in Übereinstimmung mit dem, was er längst für mich und alle, für die ich bete, beschlossen hat. Ich weiß zwar nicht, wie er das macht. Aber ich glaube, dass er das macht.

Gebet: Herr, es beruhigt mich, wenn ich die Dinge, die mich bewegen, dir gesagt habe. Ich weiß, dass ich damit bei dir an der richtigen Adresse bin. Und du weißt, was du damit anfangen kannst und wie du es zu meinem Besten regelst. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Sonntag, 10. Juli 2016

Kein Trost im Jenseits ohne Gerechtigkeit im Diesseits hl

Losung: Du wirst sein eine schöne Krone in der Hand des HERRN und ein königlicher Reif in der Hand deines Gottes. Jesaja 62,3

Lehrtext: Ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann. Offenbarung 21,2

Liebe Leserin, lieber Leser,

das Leben unserer Vorfahren war elend genug wie auch das Leben der meisten Menschen auf diesem Planeten heute. In Glanz und Pracht lebten nur der Adel und die Kirchenfürsten. Heute drängeln Touristen durch ihre Paläste und Gemächer und bestaunen den Luxus, den ihre bäuerlichen Vorfahren mit harter Arbeit bezahlen mussten.
Die katholische Kirche verstand es, Glanz und Pracht in die Kirchen zu bringen und „das neue Jerusalem“, die Wohnstatt der Erlösten, an die Decken der Barockkirchen zu malen. Die Wieskirche im oberbayerischen Pfaffenwinkel ist dafür das schönste Beispiel. Ob die Aussicht auf Glanz und Pracht im Himmel die Menschen in ihrem Elend auf Erden getröstet hat? Vielleicht. Aber meines Erachtens ist es zynisch, Menschen auf das Jenseits zu vertrösten, wenn man nicht zugleich bereit ist, ihre elenden Lebensverhältnisse im Diesseits zu ändern. Da haben sich die Kirchen in den vergangenen Jahrhunderten schuldig gemacht. Als dann die Verarmten und Ausgebeuteten ihr Schicksal selbst in die Hand genommen und Parteien und Gewerkschaften gegründet haben, haben sie die Kirchen und leider auch den Glauben oft nicht mehr gebraucht.
Ja, es ist gut, eine Hoffnung zu haben, die über Sarg und Grab hinausweist in die Ewigkeit, dorthin, wo Gott alles in allem ist und kein Leid, kein Geschrei und keine Tränen mehr sein werden. Aber diese Hoffnung verweist uns Christen auch zurück auf die Erde und fordert unsere Nächstenliebe heraus, damit wir hier nicht klein beigegeben, sondern uns aktiv einsetzen für Gerechtigkeit und Frieden in unserem Land und weltweit.

Gebet: Herr, in der Bibel wird mir versprochen, welche Herrlichkeit mich einst erwartet. Zugleich aber mahnt mich dein Wort, dass ich die Armen, Gedemütigten, Verfolgten und Gequälten auf unserer Erde nicht vergesse. Lass mich nicht selbstsüchtig nur auf mein Heil bedacht sein, sondern mache mich empfindsam für die Not meiner Mitmenschen und mutig, für sie zu streiten. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr