Donnerstag, 30. Juni 2016

Gott heilt hl

Losung: Ihre Wege habe ich gesehen, aber ich will sie heilen und sie leiten und ihnen wieder Trost geben. Jesaja 57,18

Lehrtext: Die Zwölf zogen aus und predigten, man solle Buße tun, und trieben viele böse Geister aus und salbten viele Kranke mit Öl und machten sie gesund. Markus 6,12-13

Liebe Leserin, lieber Leser,

jeder von uns beiden war schon mal körperlich krank, vermutlich sogar mehrmals. Schön, dass es den meisten, die das jetzt lesen, wieder gut geht. Aber nicht nur der Körper, auch die Seele ist immer wieder mal krank. Nur reden wir ungern davon, weil wir uns sonst dem Verdacht aussetzen, psychisch krank und damit nicht ganz normal zu sein. Doch wir merken das selbst an unseren Stimmungsschwankungen oder am sogenannten Allgemeinbefinden, wenn die Seele leidet. Manchmal merkst du das erst, wenn du zur Ruhe kommst und in dich hineinhorchen kannst, vielleicht wenn du abends im Bett liegst und spürst, dass es dir seelisch einfach nicht gut geht. Du kannst dann wieder aufstehen, Stimmungssaufheller in Form von Tabletten schlucken, Alkohol trinken oder dich vor dem Fernseher oder Computer ablenken. Du kannst aber auch liegen bleiben und sagen:

Gebet: Herr, heile mich mit deiner Liebe. Erfülle mich mit deinem heilsamen Geist. Schütze mich vor allem, was mich krank macht und schädigt. Du hast die Kraft und die Macht, meinen Körper und meine Seele heil zu machen auch durch Menschen, die du dazu befähigst. Du kannst die Heilkräfte in mir wecken, dass ich wieder gesund werde und es mir gut geht. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Mittwoch, 29. Juni 2016

Vom Nutzen des Tischgebets hl

Losung: Wenn du gegessen hast und satt bist, sollst du den HERRN, deinen Gott, loben. 5.Mose 8,10

Lehrtext: Gott hat sich selbst nicht unbezeugt gelassen, hat viel Gutes getan und euch vom Himmel Regen und fruchtbare Zeiten gegeben, hat euch ernährt und eure Herzen mit Freude erfüllt. Apostelgeschichte 14,17

Liebe Leserin, lieber Leser,

Montag und Dienstag hatten wir Handwerker im Haus, weil die Heizung ausgetauscht werden musste. Schon die Tage zuvor konnten wir nur noch kalt duschen und auch die Spülmaschine nicht mehr benutzen. Man könnte auch so leben. Die meisten Menschen auf der Erde können nicht mal duschen und haben schon gar keine Spülmaschine und viele von ihnen nicht mal sauberes Wasser. Mittags haben wir, wie das auf dem Land üblich ist, die beiden Handwerker zum Essen eingeladen. Ich hab dann ein Tischgebet gesprochen, bevor wir gemeinsam anfingen. Ob die beiden auch daheim vor dem Essen beten?
Wie aus der heutigen Losung ersichtlich, wurden Tischgebete schon in biblischen Zeiten gesprochen. Offenbar aber auch damals nicht von allen, sonst hätte Mose das Volk der Israeliten dazu nicht extra auffordern müssen. Aber warum ist es wichtig, wenigstens einmal am Tag vor oder nach einer Mahlzeit zu beten? Einerseits machen wir damit Gott eine Freude, wenn wir ihm unsere Dankbarkeit zeigen. Andererseits kommt uns so ein Gebet selbst zugute:
Wir halten bei einem Tischgebet einmal kurz inne und
·        besinnen uns darauf, wovon wir leben,
·        wertschätzen die Nahrung, die der Schöpfer hat wachsen lassen und die der Mensch verarbeitet hat,
·        werden uns der Verantwortung bewusst, die Schöpfung zu bewahren
·        und ebenso den Frieden, der uns vor Hungersnot bewahrt,
·        denken dabei hoffentlich auch hin und wieder an die, die der Hunger anderswo auf die Flucht treibt;
·        denken vielleicht auch einmal darüber nach, dass alles mit allem zusammenhängt, auch der Überfluss bei uns mit dem Hunger in anderen Gebieten
·        und werden bei alledem ein wenig dankbarer.
So kann ein kleines Tischgebet dazu beitragen, dass ein Mensch zufriedener wird und etwas von der Freude erlebt, mit der Gott sein Herz erfüllt (Lehrtext). Im besten Fall ist es auch ein Impuls dafür, in unserem Lebensumfeld mehr Verantwortung zu übernehmen.

Gebet: Alle guten Gaben, alles was wir haben, kommt, o Gott, von dir. Dank sei dir dafür. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Dienstag, 28. Juni 2016

Das Geschenk des Friedens hl

Losung: Ihr sollt in Freuden ausziehen und im Frieden geleitet werden. Jesaja 55,12

Lehrtext: Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht. Johannes 14,27

Liebe Leserin, lieber Leser,

letzten Sonntag haben wir auf unserem, wegen seiner Lage und Schönheit bekannten Reisachfriedhof unter duftenden Linden den Johanni-Gottesdienst gefeiert. Für mich der schönste Gottesdienst des Jahres. Wir standen zwischen den blühenden Gräbern der Vorfahren, über uns ein weißblauer Himmel, eine milde Sonne, die sich in den goldglänzenden Instrumenten des Posaunenchors spiegelte. Wir sangen „Morgenglanz der Ewigkeit“, „Die güldne Sonne“, „Geh aus mein Herz und suche Freud“ und „Harre meine Seele“. In der Gebetsstille vor der Predigt summten die Bienen in den Linden und sangen die Vögel. Um uns breitete sich eine Atmosphäre des Friedens aus: Kein Lärm, kein Stress, kein Streit, keine Verfolgung, kein Krieg. Was für eine Wohltat, was für ein Gottesgeschenk, dieser Friede! Ein Geschenk für jeden ganz persönlich, für seine Seele zum Aufatmen, Innehalten und sich Besinnen.
Du und ich, wir wissen, wie zerbrechlich der Friede ist im Kleinen wie im Großen und wie wenig selbstverständlich. Es ist unsere Verantwortung, mit diesem Geschenk sorgfältig umzugehen. Das beginnt damit, dass ich mit mir selbst im Reinen bin und im Frieden lebe. Und das wiederum hat mit meiner Beziehung zu Gott zu tun und mit dem Seelenfrieden, den Christus schenkt.
So sehr es stimmt, dass Krieg in den Herzen und Köpfen der Menschen beginnt, dass er seine Wurzeln hat in ihren Ängsten, aber auch in ihrer Gier nach Macht und Besitz. So sehr stimmt es auch, dass der Friede in den Herzen und Köpfen der Menschen beginnt, in unserer Fähigkeit, einander zu vertrauen, zu verzeihen, freundlich und hilfsbereit zu sein.
Der Friede, den wir in unserem Land nun seit 71 Jahren haben, aber auch der kleine, zwischenmenschliche Friede ist Gottes Gabe und Aufgabe für uns. Dafür kann jeder etwas tun, der guten Willens ist.

Gebet: Herr, ich danke dir für den Frieden in unserem Land und bitte dich, dass sich alle, die im Kleinen wie im Großen Verantwortung tragen, weiterhin um Frieden zu bemühen. Ich danke dir, dass ich im Frieden mit dir leben kann, weil du ein barmherziger Gott bist. Du siehst mein Versagen nicht an, sondern hast dich in Jesus mit mir versöhnt. Mache auch mich zu einem Menschen des Friedens. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr

Montag, 27. Juni 2016

Warum lieben? hl

Losung: Liebet den HERRN, alle seine Heiligen! Psalm 31,24

Lehrtext: Er ist nur einer, und ist kein anderer außer ihm; und ihn lieben von ganzem Herzen, von ganzem Gemüt und von allen Kräften, und seinen Nächsten lieben wie sich selbst, das ist mehr als alle Brandopfer und Schlachtopfer. Markus 12,32-33

Liebe Leserin, lieber Leser,

warum soll ich Gott lieben? Nun, dafür kann ich durchaus einige Gründe anführen. Ich möchte einen herausgreifen. Meines Erachtens lässt uns erst die Liebe Gott und die Welt so sehen, wie sie wirklich sind. Ich sage das bewusst gegen die vorherrschende Meinung, dass Liebe blind mache oder Liebende alles wie durch eine rosarote Brille sähen. Vielleicht ist es umgekehrt, dass diejenigen, die nicht lieben, eine gefärbte Brille tragen und durch sie alles grau in grau sehen: Gott genauso wie seine Schöpfung und ihre Mitmenschen – und sich selbst.
Erst mit den Augen der Liebe gesehen, also mit den Augen Jesu, sehe ich in Gott meinen himmlischen Vater. Erst mit den Augen der Liebe gesehen, sehe ich die Schöpfung als sein wunderbares Geschenk für mich. Erst mit den Augen der Liebe gesehen, erkenne ich in meinen Mitmenschen meine Schwestern und Brüder. Erst mit den Augen der Liebe gesehen, sehe ich mich selbst als einen Menschen, der es wert ist, geliebt zu werden, der einen Wert und eine Würde hat, die ihm von Gott geschenkt sind.
Auch darum liebe ich Gott. Denn würde ich die Bibel auswendig können und hätte alle Bücher über Gott gelesen und ihn mit meinem Verstand ergründet und würde alle seine Gebote befolgen – und hätte die Liebe nicht, so würde mir es nichts nützen und ich kennte ihn nicht.

Gebet: Herr, dein schönstes Geschenk von allen ist die Liebe. Du hast sie uns Menschen geschenkt, damit wir sie einander weitergeben und uns in deiner Welt unseres Lebens freuen können. Du schenkst mir damit aber auch das Glück, dich wieder lieben zu können. Wie schön, dass wir einander in Liebe verbunden sind!

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

Sonntag, 26. Juni 2016

...und fange bei mir damit an hl

Predigt im Johanni-Gottesdienst auf dem Reisach-Friedhof
Predigttext: Römer 12,18+21
Liebe Freunde,
471 Jahre ist es her, da standen hier zum ersten Mal Bewohner aus unseren Dörfern, um mit Gottes Wort und einem Vaterunser Abschied zu nehmen von einem Toten. Seitdem sind hier zahllose Verstorbene beerdigt worden. Fast jeder von uns hat hier Angehörige liegen und für viele von uns wird hier einmal die letzte Ruhestätte sein. Auch für mich. So wünsche ich mir das jedenfalls.
Doch heute findet hier keine Beisetzungsfeier statt. Wir feiern den traditionellen Johanni-Gottesdienst auf dem Reisach-Friedhof. Dazu sind auch heuer wieder wie jedes Jahr Gäste von auswärts angereist, die hier Gräber von Angehörigen haben. Sie darf ich besonders begrüßen.
Mit den Grabsteinen vor Augen wollen wir gemeinsam der Toten ge-denken und unser Leben be-denken. Der Friedhof ist ein Ort, wo manche Maßstäbe wieder zurecht gerückt werden. Hier, auf dem Gottesacker, wird uns am ehesten bewusst, was in einem Menschenleben wichtig ist und was nicht, was zählt und was nicht. - Gedenken und bedenken - darum geht es jetzt: Lasst uns darauf besinnen, was das Leben und Zusammenleben unter uns, in unseren Häusern und Dörfern erträglich macht. Lasst uns also hier auf dem Friedhof auch unser eigenes Leben im Lichte von Gottes Wort bedenken.
Dazu hören wir das Predigtwort für den heutigen Sonntag. Es steht im Brief des Apostels Paulus an die Christen in Rom, im Kapitel 12 und heißt:
Vergeltet niemandem Böses mit Bösem. Seid auf Gutes bedacht gegenüber jedermann.  Ist's möglich, soviel an euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden. Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem. 
Der Johanni-Tag und die Gräber hier mahnen uns an die eigene Vergänglichkeit. Sie rufen dir ins Gedächtnis, dass heute der erste Tag vom Rest deines Lebens ist. Was werden wir, was willst du mit der Zeit anfangen, die dir noch bleibt? Wirst du sie so füllen, dass du am Ende sagen kannst: „Ja, ich hatte ein erfülltes Leben trotz aller Mühe und Plage, trotz manchem Streit und Verdruss, trotz mancher Enttäuschung, manchem Schmerz und manchem Leid.“ – Ist es vielleicht sogar so, dass auch diese schwierigen Dinge, auch die dunklen Seiten dazu beitragen, dass sich ein Menschenleben erfüllt? Oder müssen wir am Ende sagen: Mein Leben ist vergeudet, verloren, vertan?
Damit das Leben gelingt, gibt der Apostel Paulus deutliche Hinweise. Zwei Sätze stechen hervor. Einmal: "Soweit es an euch liegt, sollt ihr mit jedermann Frieden halten." Und zweitens: "Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem."
Im Deutschen haben wir das Sprichwort: "Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt." Wir nehmen es zu oft zum Vorwand, um die Schuld am Unfrieden in unseren Familien und Dörfern auf andere zu schieben. Böse ist meistens immer der andere, der Nachbar, die Schwägerin, die Schwiegereltern usw. Selten kommt einer zur Einsicht, dass er selbst der böse Nachbar, die böse Schwägerin usw. sein könnte.
Doch wenn wir ein erfülltes Leben führen möchten, dürfen wir nicht darauf warten, dass es andere für uns füllen. Das müssen wir schon selbst tun. In einem Gebet heißt es dazu: "Lieber Gott, hilf, dass wir in der Familie weniger Streit haben und fange du bei mir damit an."
Im Herzen eines Menschen sammelt sich ja im Lauf eines Lebens allerhand an. Jede Enttäuschung, jede Gemeinheit, jede Kränkung und Verletzung, die uns einmal bereitet worden ist, ist darin sorgsam aufbewahrt hinter einer Tür, auf der steht "Bitterkeit". Bei nächstbester Gelegenheit holen wir das alles wieder hervor und sagen: Der oder die ist damals so und so zu mir gewesen, das vergesse ich nie. Das mag sein, dass manches nicht vergessen werden kann. Doch dann soll es wenigstens vergeben werden, so wie Gott auch mir vergibt.
Ich bin überzeugt, wenn die Toten sprechen könnten, würden sie sagen: „Macht euch die kurze Lebenszeit nicht selbst kaputt durch euren Unfrieden, euren Streit, eure Unversöhnlichkeit. Seid gut zu euch selbst und schließt Frieden, mit denen ihr euch schwer tut. Macht das rechtzeitig, bevor es zu spät ist und das kann bald sein.“ Wie viele, auch hier, leiden darunter, dass plötzlich der Tod einen Menschen geholt hat, ohne dass man sich mit ihm aussprechen und aussöhnen konnte. Jeder Grabstein hier sagt: Es gibt ein zu spät. Warte also nicht. Bring das Verhältnis zu deinen Mitmenschen in Ordnung, versuch es wenigstens, damit du dir nichts vorzuwerfen hast.
Es gibt manche Dinge, die muss man auch mal so stehen lassen ohne dass sie zu meiner Zufriedenheit geregelt werden können. Es gibt manch alten Streit, den kann man nicht mehr schlichten, sondern nur noch begraben. Wer im Recht ist und wer im Unrecht, das muss manchmal dahingestellt bleiben - auch wenn's schmerzt. Und es gibt manche Dinge, die kann einer nicht mehr vergeben, wenn die Verletzungen zu tief waren und die Folgen zu schwer. Da bleibt einem als letzte Zuflucht nur noch Gottes Erbarmen, dass er selbst auch heute das Böse mit Gutem überwindet wie er es in Jesus am Kreuz getan hat und dass er vergibt, was ein Mensch nicht vergeben kann.
Wir sind hier als Christen zum Gottesdienst versammelt, weil wir glauben, dass da einer über uns ist, der uns Menschen ins Herz sehen kann; der gerecht richtet und dafür sorgt, dass das Gute siegt und die Gerechtigkeit triumphiert. Ihm kann ich geben, was mich kränkt und was mein Herz vergiftet, damit ich wieder frei werde von diesem Ballast und mich des Lebens freue.

Amen 

Samstag, 25. Juni 2016

Die Güte in Person hl

Losung: Die Gnade des HERRN währt von Ewigkeit zu Ewigkeit über denen, die ihn fürchten, und seine Gerechtigkeit auf Kindeskind bei denen, die seinen Bund halten. Psalm 103,17-18

Lehrtext: Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit. Hebräer 13,8

Liebe Leserin, lieber Leser,

zunächst das heutige Losungswort in einer verständlicheren Übersetzung: »Die Güte des Herrn aber bleibt für immer und ewig; sie gilt allen, die ihm gehorchen. Auf seine Zusagen können sich auch alle kommenden Generationen berufen, wenn sie sich an seinen Bund halten und seine Gebote befolgen.« 
Und jetzt die Frage: Ist das auch für dich so, dass du Gottes Güte und Gnade spürst, wenn du seine Gebote befolgst? Ich meine, dass er diejenigen, die das nicht tun, trotzdem nicht bestraft und umgekehrt die anderen nicht extra belohnt, weil sie ihm folgen. Vielmehr sehe ich es so, dass Gottes Güte der Wesenskern seiner Gebote ist. Anders gesagt, wenn ich sie befolge, wirkt sich das von selbst positiv auf mein Leben aus:
Wer Gott an die erste Stelle setzt, taumelt nicht durchs Leben, sondern kann sich an ihm orientieren (1. Gebot). Wer Respekt vor ihm und seinem Namen hat, verhält sich auch respektvoll gegenüber seinen Mitmenschen und wird von ihnen geachtet (2. Gebot). Wer sich Zeit für Gott und für sich nimmt, schöpft neue Kraft für kommende Herausforderungen (3. Gebot). Wer seine alten Eltern ehrt, den werden auch die eigenen Kinder einmal unterstützen (4. Gebot). Wer andere weder mit Worten noch mit Taten verletzt oder gar tötet, wird selbst verschont (5. Gebot). Wer die Ehe nicht bricht, auch nicht durch rüden Umgang mit dem Partner, kann viele Jahre in einer tragfähigen Gemeinschaft leben (6. Gebot). Wer anderen nichts wegnimmt oder sie übervorteilt, gilt als ehrlicher Mensch (7. Gebot). Wer über andere nicht abfällig spricht, über den wird auch nicht abfällig gesprochen (8. Gebot). Wer nicht neidisch oder gierig ist, der ist ein gern gesehener Nachbar, Kollege oder Freund (9.+ 10. Gebot).
Ich weiß, dass das nicht zu 100 Prozent gilt. Es gibt leider auch Ausnahmen. Aber Gott sei Dank wirkt es sich im Regelfall positiv aus, wenn ich seine Gebote beachte; - aber auch negativ, wenn ich das nicht tue.
»Die Güte des Herrn bleibt für immer und ewig«, sagt das Losungswort. Seine Güte und Gnade gilt aber auch allen, die scheitern und schuldig werden. Das ist in Jesus Christus offenkundig geworden, der Gottes Güte und Gnade in Person ist. Er war das nicht nur damals in biblischer Zeit. Er ist das auch heute für dich und für mich und bleibt es für immer (Lehrtext).

Gebet: Herr, deine Gebote halten die Welt zusammen. Durch sie leben wir alle. Gib uns die Vernunft, sie zu beachten, dass wir deine Güte spüren. Und vergib uns um Jesu willen, wenn wir daran scheitern. Durch ihn bist du uns gnädig. Das war gestern so, das ist heute so und wird auch morgen so sein. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Freitag, 24. Juni 2016

Sehnsucht nach Gott hl

Losung: Preiset mit mir den HERRN und lasst uns miteinander seinen Namen erhöhen! Psalm 34,4

Lehrtext: Es war ein Mensch, von Gott gesandt, der hieß Johannes. Der kam zum Zeugnis, um von dem Licht zu zeugen, damit sie alle durch ihn glaubten. Johannes 1,6-7

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich verstehe das heutige Losungswort besser, wenn ich den vorhergehenden Satz dazu nehme: »Mit Leib und Seele lobe ich Gott; wer entmutigt ist, soll es hören und sich freuen! Preist mit mir diesen großen Herrn, lasst uns gemeinsam seinen Namen bekannt machen!«. So sehe ich es auch. Ich glaube, dass Menschen aufgerichtet werden, wenn sie hören, wie andere Gott loben:

   »Lobet den Herren, alle die in ehren;
lasst uns mit Freuden seinem Namen singen
und Preis und Dank zu seinem Altar bringen. Lobet den Herren!«

So hat Ursel es gehört, als sie am Sonntagmorgen zum Grab ihres Mannes ging. So drang der Gemeindegesang durch die Kirchentüren nach draußen in den Friedhof. Nein, sie war zu traurig, um noch glauben zu können. Der Schmerz hatte sie stumpf gemacht. Was sollte sie da jetzt in der Kirche? Ja, sie kannte das Lied seit Kindertagen. Sie hatte es bisher gern mitgesungen. Doch jetzt war sie nicht mehr unter den anderen in der Kirche. Und trotzdem sang es in ihr mit, formten sich in ihrem Kopf die Worte, die zur Melodie gehörten:

   Dass unsre Sinnen wir noch brauchen können
und Händ und Füße, Zung und Lippen regen,
das haben wir zu danken seinem Segen. Lobet den Herren!

War es nicht so? Konnte sie bei allem Schmerz nicht doch auch dankbar sein, dass sie lebte, dass sie ihre Gliedmaßen normal bewegen konnte anders als ihr Mann, der an den Folgen des Schlaganfalls gestorben war? Das Lied übte eine starke Wirkung auf sie aus. Einerseits standen Tränen in ihren Augen. Andererseits hätte sie gern laut mitgesungen: »Lobet den Herren!« 
Sie kämpfte mit sich. Sollte sie sich wieder für Gott öffnen? Ihm wieder vertrauen nach allem, was sie in den letzten Monaten erlebt hatte? Hatte sie nicht Recht auf ihren Unglauben, darauf, von Gott nichts mehr wissen zu wollen? In ihrem Kopf kreisten die Gedanken. 
Sie dachte an Irmgard, die wohl jetzt auch in der Kirche war und mitsang. Und an Bernhard. Und an Elisabeth. Hatten sie und andere nicht auch Schweres erlebt?! Hätten sie nicht auch Grund genug gehabt, sich von Gott loszusagen. Aber jetzt saßen sie ein paar Meter weiter von ihr nur durch die Kirchenwand getrennt und sangen gemeinsam: »Lobet den Herren!«
Die Orgel spielte den nächsten Vers. Wieder setzte der Gemeindegesang ein:

(Gebet:) O treuer Hüter, Brunnen aller Güter,
ach lass doch ferner über unser Leben
bei Tag und Nacht dein Huld und Güte schweben.
Lobet den Herren!

Wieder sang es in ihr mit. So stand sie am Grab ihres Mannes. Verwirrt. Verunsichert. Und spürte in sich die Sehnsucht, wieder glauben zu können, die Sehnsucht nach Gott.

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

Donnerstag, 23. Juni 2016

Kraft von Gott hl

Losung: Du gibst mir den Schild deines Heils, und deine Rechte stärkt mich. Psalm 18,36

Lehrtext: Das Reich Gottes steht nicht in Worten, sondern in Kraft. 1.Korinther 4,20

Liebe Leserin, lieber Leser,

in einem der beliebtesten Lieder, die in zeitgemäßen Gottesdiensten gesungen werden, heißt es: »Du bist die Kraft, die mir oft fehlt, du bist der Wert, der wirklich zählt. Alles bist du mir, Herr«.
Dieses Lied ist nicht nur wegen seiner eingängigen Melodie so beliebt, sondern weil es auch eine Erfahrung zum Ausdruck bringt, die wohl alle, die ehrlich zu sich selbst sind, teilen können: Oft fehlt es an der Kraft, die man für verschiedene Dinge bräuchte.
·        - Eine alleinerziehende Mutter hat abends nicht mehr die Kraft für ihre Kinder, die sie gern hätte, wenn sie tagsüber arbeiten musste.
·       -  Ein älterer Mensch schafft bestimmte Dinge nicht mehr, die er früher mit Leichtigkeit erledigen konnte.
·        - Wer im Beruf das Letzte geben muss, hat nicht mehr die Kraft, wichtige Beziehungen zu pflegen oder seine Freizeit sinnvoll zu gestalten.
·       -  Manche verpulvern ihre Kraft aus eigenem Verschulden, weil sie sich aus falschem Ehrgeiz übernehmen, weil sie um jeden Preis Karriere machen oder immer vorn dran sein möchten.
·        - Manche stecken aber auch zu viel Kraft in unnötige und unproduktive Tätigkeiten oder Hobbys.
·        Und auch du wirst jetzt vielleicht an Dinge denken, für die dir manchmal die Kraft fehlt und sei es die Kraft, täglich mit Gott und seinem Wort in Kontakt zu bleiben und danach zu leben.
Manche machen aber auch die Erfahrung, von der in der heutigen Losung die Rede ist und können rückblickend sagen: »Herr, du hast mich beschützt und mir geholfen, du gabst mir Kraft.« Gerade ältere Leute sagen manchmal: „Ich weiß gar nicht, wie ich das früher alles geschafft habe noch dazu, als die Kinder klein waren.“ Andere denken an eine schwere Krankheit, die ihnen das Letzte abverlangt hat und die dann doch wider Erwarten zu Kräften gekommen und genesen sind. Im Lehrtext heute spricht der Apostel Paulus davon, dass Gott die Kraft gibt, damit unser Glaube Früchte trägt und in der Liebe wirksam wird.
Sie alle und vielleicht auch du können aufgrund solcher Erfahrungen den Schluss des Vaterunsers viel bewusster beten, wenn wir gemeinsam sagen:

Gebet: »Vater unser im Himmel,… dein ist die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.« Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Mittwoch, 22. Juni 2016

Der Sinn des Lebens hl

Losung: Nun, Israel, was fordert der HERR, dein Gott, noch von dir, als dass du den HERRN, deinen Gott, fürchtest, dass du in allen seinen Wegen wandelst und ihn liebst und dem HERRN, deinem Gott, dienst von ganzem Herzen und von ganzer Seele?... auf dass dir's wohlgehe. 5.Mose 10,12

Lehrtext: Wer sein Wort bewahrt, in dem ist die Liebe Gottes wirklich zur Vollendung gekommen. Daran erkennen wir, dass wir in ihm sind. 1.Johannes 2,5

Liebe Leserin, lieber Leser,

was ist der Sinn des Lebens? Rein wissenschaftlich betrachtet, also nach den Gesetzen der Evolution, sind das die Nachkommen, egal ob in der Pflanzen-, Tier- oder Menschenwelt. Anders gesagt: Der Sinn des Lebens ist, dass das Leben weitergeht. Die Philosophen haben im Lauf der Jahrtausende unterschiedliche Antworten gegeben. Und wie ist das bei dir? Kennst du den Sinn deines Lebens? Was könnte das sein?
Der Bibel zufolge ist der Sinn des Lebens die Liebe. Dass ich also nicht für mich selbst lebe, sondern in liebevollen Beziehungen zu meinen Mitmenschen und zu Gott.
Und warum sollte ich das tun? In der heutigen Losung sagt Mose den Israeliten, dass Gott von ihnen Gesetzestreue und Gottesliebe fordere, damit es ihnen gut gehe. Dass es sich so verhält, dahinter steckt eine alte Erfahrung, die sich im Laufe der Jahrtausende immer wieder bewährt hat. Sonst wäre dieses Bibelwort längst vergessen.
Jesus macht daraus das wichtigste Gebot, das alle anderen Gebote und Gesetze erfüllt, da er sagt: »'Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe und mit deinem ganzen Verstand!' Das ist das erste und wichtigste Gebot. Ebenso wichtig ist aber das zweite: 'Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst!'« Doch er sagt das nicht nur, sondern er lebt das vor.
Mehr braucht es also nicht, wenn es um den Sinn des Lebens geht. So ist das Leben auch dann noch sinnvoll, wenn man keine Kinder hat oder dafür nicht mehr gebraucht wird, weil sie groß genug sind.
 »Wer nach dem lebt, was Gott gesagt hat, an dem zeigt sich Gottes ganze Liebe«, heißt es im Lehrtext (Übersetzung HFA). Auf einen kurzen Nenner gebracht: Wer glaubt, der liebt und wer liebt, der glaubt. Dessen Leben bleibt sinnvoll bis zum letzten Atemzug.

Gebet: Herr, du hast mir mit meinem Leben auch den Sinn des Lebens geschenkt. Du schenkst mir die Fähigkeit zu lieben, weil ich von dir zuerst geliebt werde. Schenke mir auch die Bereitschaft dazu, dass ich in der Haltung der Liebe meinen Mitmenschen begegne – und dir. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Dienstag, 21. Juni 2016

In Gott für immer hl

Losung: Du sollst heute wissen und zu Herzen nehmen, dass der HERR Gott ist oben im Himmel und unten auf Erden und sonst keiner. 5.Mose 4,39

Lehrtext: Er ist nicht ferne von einem jeden unter uns. Denn in ihm leben, weben und sind wir. Apostelgeschichte 17,27-28

Liebe Leserin, lieber Leser,

gehörst du auch zu denen, die einmal geglaubt haben, dass Gott im Himmel zu finden sei? Und die ihn darum auf der Erde nicht gefunden haben? Oder gehörst du zu denen, die ihn in den zwischenmenschlichen Beziehungen verorten und seine göttliche, übernatürliche Dimension übersehen? Ja, Gott ist in Jesus Mensch geworden. Aber zugleich ist und bleibt er doch auch nach wie vor Gott, die unfassbare Macht, das große Geheimnis der Welt und auch deines Lebens. Ja, ihr lieben Star-Wars-Freunde, möge diese Macht mit euch sein!
Doch bevor ich mich im ‚Krieg der Sterne‘ (Star Wars) verliere, kehre ich zurück zu »Gott unten auf der Erde«, weil der heutige Lehrtext für meinen Glauben eine zentrale Bedeutung hat.
Denn das glaube und darauf vertraue ich, dass ich in Gott lebe wie ein Fisch im Wasser lebt: Ganz und gar von ihm umgeben, ganz und gar von diesem Element abhängig. Jetzt, in diesem Augenblick, da ich das schreibe, lebe, webe und bin ich in Gott. Und du, der du jetzt dieses liest, ebenso. Ich kann nirgendwo sein, wo er nicht ist. Das war früher so. Das ist jetzt so. Und das ist auch in Zukunft so. Ich habe keine Ahnung, was die Zukunft bringt. Aber das glaube ich, dass ich auch in Zukunft in Gott lebe und bin, so wie du. Das macht mich zuversichtlich und relativiert meine Zukunftssorgen. Und darum wiederhole ich den Satz, den du hier vielleicht schon ab und zu so ähnlich gelesen hast: Du bist von Gott gewollt, bist durch ihn geschaffen, lebst in ihm, wirst in ihm sterben, wirst in ihm auferstehen und zu ihm zurückkehren, um in ihm zu bleiben - für immer.
Es soll Fische geben, die keine Ahnung haben, was Wasser ist, weil es für sie so selbstverständlich ist. Es soll Menschen geben, die keine Ahnung haben, wer Gott ist, weil er so selbstverständlich für sie ist. Weil er so selbstverständlich für sie da ist. Weil er dich und mich von allen Seiten umgibt (Psalm 139), nicht nur wenn ich auf der Erde bin, laufe, mit dem Auto oder dem Motorrad fahre, sondern auch in der Luft, im Flugzeug. Vom Start an bis zur Landung beten manche Menschen wahrscheinlich öfter als wenn sie wieder festen Boden unter den Füßen haben. Und auch unter Wasser, beim Tauchen kannst du beten, einfach weil die Unterwasserwelt so überwältigend schön ist und dankbar macht.
Das alles »sollst du heute wissen und zu Herzen nehmen« (Losung) und das, dass der un-fass-bare Gott sich in Jesus be-greif-bar gemacht hat als die ‚Macht der Liebe‘. Möge diese Macht mit dir sein!

Gebet: Mein Gott, du hast die Macht deiner Liebe in Jesus gezeigt. Durch sie hast du alles geschaffen. Danke, dass du durch diese Macht auch alles erhältst, den Himmel und die Erde, mich Menschen und noch den kleinsten Wurm. Du segnest mich mit dieser Macht, du heilst mich durch sie und tröstest mich. In ihr, in dir lebe, webe und bin ich für immer. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

Montag, 20. Juni 2016

Göttliche Marotte hl

Losung: Der HERR ist hoch und sieht auf den Niedrigen und kennt den Stolzen von ferne. Psalm 138,6

Lehrtext: Das Geringe vor der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt. 1.Korinther 1,28

Liebe Leserin, lieber Leser,

welcher Fußballmannschaft hängst du an, Bayern München oder dem Club (1. FC Nürnberg)? Ach so, du bist gar kein Fußballanhänger? Auch gut. Jedenfalls gibt es Leute, die sich eher mit den Erfolgreichen, den Starken identifizieren und andere, die das mit den Außenseitern, den Schwachen und Verlierern tun. Keine Ahnung, warum das so ist. Vielleicht weiß die Tiefenpsychologie darauf eine Antwort.
Aber spätestens bei Gott scheitert auch sie. Denn auch er hat in dieser Hinsicht eine Marotte, hat eine Schwäche für die Schwachen, hat was übrig für diejenigen, die ganz unten sind, am Rand der Gesellschaft leben und zu den Verlierern gehören. Er ist groß genug für die Kleinen und stark genug für die Schwachen. Warum das so ist? Keine Ahnung.
Er hat seinen Sohn Jesus nicht im Palast zur Welt kommen und nicht in eine goldene Wiege legen lassen, sondern in einem stinkenden Stall und eine hölzerne Futterkrippe. Er hat die gute Botschaft von diesem Retter der Menschen nicht den Bischöfen, Pfarrern und Theologieprofessoren mitteilen lassen, sondern zuerst den ungebildeten und zerlumpten Hirten auf dem Feld, die nicht mal lesen und schreiben konnten. In der Bibel ergreift er Partei für Witwen und Waisen, für rechtlose Ausländer und flüchtige Kriminelle (Jakob), für ein kleines, unbedeutendes Nomadenvolk (Israeliten). In Jesus zeigt er, wie wichtig ihm kleine Kinder sind, unterdrückte Frauen, ausgestoßene Kranke, „unreine“ Heiden, blinde Bettler, verpönte Zöllner, verachtete Huren, gekreuzigte Verbrecher…
Stimmt, im Vergleich zu anderen Religionen haben wir schon einen komischen Gott. Gott sei Dank! Denn so habe auch ich bei ihm eine Chance, egal, wie viel Mist ich gebaut habe, egal, wie sehr ich gescheitert bin, egal, welche Sünden mich belasten und egal, welches Ansehen ich bei anderen Menschen habe.
Ich weiß nicht, ob Gott ein Fan des 1. FC Nürnberg ist. Aber ich glaube, dass er ein Fan ist von allen, die ihn brauchen.

Gebet: Allmächtiger Gott, gut, dass du kein Mensch bist, sondern groß genug für die Kleinen, stark genug für die Schwachen, barmherzig genug für mich. So bist und bleibst du die Hoffnung für Hoffnungslose und das Licht für alle, die im Dunkeln leben. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

Sonntag, 19. Juni 2016

Wo Gott ist hl

Losung: So spricht der HERR: Der Himmel ist mein Thron und die Erde der Schemel meiner Füße! Was ist denn das für ein Haus, das ihr mir bauen könntet? Jesaja 66,1

Lehrtext: Wenn dann jemand zu euch sagen wird: Siehe, hier ist der Christus; siehe, da ist er!, so glaubt es nicht. Markus 13,21

Liebe Leserin, lieber Leser,

Meins!“, sagt die Dreijährige, packt den Behälter mit der Seifenblasenlauge und drückt ihn an sich. Nein, dem fünfjährigen Bruder will sie die Seifenblasen nicht gönnen.
„Meiner“, sagen seit tausenden von Jahren Menschen von dem, was sie für Gott halten, und sperren ihn in ihre Tempel und Kirchen ein, verbannen ihn in ihre Heiligtümer, pressen ihn zwischen Buchdeckel, fesseln ihn mit ihren Dogmen…
Eifersüchtig wachen sie darüber, dass nur ja niemand einfach so ihren Gott kriegt. Und darum bewachen sie die Zugänge zu ihm und verlangen allerlei Eintrittsgeld in Form von Riten und finanziellen Opfern. Nein, geschenkt bekommst du Gott von den Menschen nicht.
Wie lächerlich! Wie kindisch! Als ob irgend ein Mensch, eine Kirche oder eine  Religion jemals über Gott verfügt hätte oder verfügen könnte. Er lässt sich von uns nicht festlegen und nicht vereinnahmen. Ihm ist es ein Graus, ein kleiner Nationalgott sein zu sollen oder ein Gott, der sich in ein katholisches oder evangelisches, jüdisches oder islamisches Bekenntnis einsperren lässt. Er lässt sich auch nicht dafür instrumentalisieren, was wir für Moral halten und auch nicht für die Werte, die zur Zeit unter uns gelten. Er tanzt nicht nach unserer Pfeife und richtet sich nicht nach unseren Vorschriften.
Gott ist in jeder Hinsicht frei. Er erbarmt sich, wessen er sich erbarmen will. Er liebt, wen er lieben will. Er ist dem gnädig, dem er gnädig sein will. Und er fragt nicht, ob das nach unserem Empfinden auch gerecht ist.
 Er hat sich von Menschen nur ein einziges Mal in seinem Sohn Jesus festnageln lassen, am Kreuz, um auch dich und mich frei zu machen von Schuld und Tod und davon, ohne ihn leben zu müssen.
Und wenn wir ihm eine Kirche bauen würden, zehnmal so groß wie der Petersdom in Rom – ihn beeindruckt das nicht. Er wohnt genauso gern in einer Wellblechhütte in Afrika wie im Herzen eines Kindes. Niemand kann ihm einen Platz anweisen und sagen: ‚Komm mit, ich zeige ihn dir, da wohnt er und nur da.‘ Aber jeder hat das Recht und die Gnade zu sagen:

Gebet: „Ich danke dir mein himmlischer Vater, dass du da bist, wo ich bin. Amen“

Herzliche Grüße und einen gesegneten Sonntag!

Ihr / dein Hans Löhr 

Samstag, 18. Juni 2016

Wir sind Jerusalem hl

Losung: Das soll mein Ruhm und meine Wonne, mein Preis und meine Ehre sein unter allen Völkern auf Erden, wenn sie all das Gute hören, das ich Jerusalem tue. Jeremia 33,9

Lehrtext: Christus ist ein Diener der Juden geworden um der Wahrhaftigkeit Gottes willen, um die Verheißungen zu bestätigen, die den Vätern gegeben sind; die Heiden aber sollen Gott loben um der Barmherzigkeit willen. Römer 15,8-9

Liebe Leserin, lieber Leser,

dass Jesus Christus mein guter Hirte ist, mein Retter und Helfer, das ist an keinerlei irdische Voraussetzungen gebunden. Weder muss ich dazu einem bestimmten Volk oder einer bestimmten Kirche oder Glaubensgemeinschaft angehören (Lehrtext) noch muss ich dafür persönlich irgendwelche Vorleistungen erbringen. Ich gehöre nun mal zu ihm von Anfang an und für immer. Und du auch. Das ist die Basis für mein Leben und meinen Glauben. Darauf finde ich Halt, was immer sonst geschieht. Anders und im Sinn der heutigen Losung gesagt: Du und ich, wir sind sein Jerusalem, die Stadt, in der er wohnt und die er beschützt.
Doch damit ich darauf vertrauen und entsprechend leben kann, braucht es genau das: mein Vertrauen anders gesagt, meinen Glauben. Ohne ihn ist mir das nicht bewusst. Ohne ihn habe ich nicht diese Sicherheit, dieses Gottvertrauen, diese Geborgenheit. Es gilt zwar auch dann, dass ich zu ihm gehöre und er jederzeit für mich da ist. Aber was habe ich davon, wenn ich das nicht glaube, wenn mir das nicht bewusst ist, wenn ich mich darauf nicht verlassen kann? Nein, ich lebe nicht von bestimmten Voraussetzungen. Ich lebe allein davon, dass Gott barmherzig mit allen seinen Menschen ist, auch mit mir. Das hat er mit und in Jesus Christus ein für alle Mal gezeigt.

Gebet: Herr, ich danke dir, dass ich nicht zweifeln muss, sondern glauben kann. Ich muss mir nicht mehr den Kopf darüber zerbrechen, ob es denn stimmt, dass du mein Gott bist und ich dein Mensch bin. Das steht fest. Darauf kann ich mich absolut verlassen, weil du es so willst. Weil du treu bist. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

Freitag, 17. Juni 2016

»Ich habe einen Traum« hl

Losung: Ein Prophet, der Träume hat, der erzähle Träume; wer aber mein Wort hat, der predige mein Wort recht. Wie reimen sich Stroh und Weizen zusammen?, spricht der HERR. Jeremia 23,28

Lehrtext: Ihr Lieben, glaubt nicht einem jeden Geist, sondern prüft die Geister. 1.Johannes 4,1

Liebe Leserin, lieber Leser,

Dr. Martin Luther King nach seiner Rede 1963 in Washington
der schwarze Pfarrer Dr.  Martin Luther King war nicht nur in den USA, sondern weltweit für viele so etwas wie ein Prophet. Aufgrund seines Glaubens nahm er den Kampf auf gegen die Rassendiskriminierung in seinem Land und für die uneingeschränkten Bürgerrechte der Schwarzen. In bewegenden, mitreißenden Predigten und Ansprachen machte er auf das Unrecht aufmerksam und gab vielen seiner Landsleute Mut, sich dagegen zu wehren. Am berühmtesten ist seine Ansprache auf dem „Marsch auf Washington“ im Jahr 1963 als sich 250.000 Menschen zu einer machtvollen Demonstration versammelten. Damals sagte er:

»I have a dream - ich habe einen Traum. Ich habe einen Traum, dass eines Tages die Söhne von früheren Sklaven und die Söhne von früheren Sklavenbesitzern sich an den Tisch der Brüderlichkeit setzen können. Ich habe einen Traum, dass meine vier kleinen Kinder eines Tages in einer Nation leben werden, in der sie nicht wegen der Farbe ihrer Haut, sondern nach dem Wesen ihres Charakters beurteilt werden. Ich habe einen Traum, dass eines Tages die Herrlichkeit des HERRN soll offenbart werden und alles Fleisch miteinander wird es sehen. Dies ist unsere Hoffnung. Mit diesem Glauben werden wir aus dem Berg der Verzweiflung einen Stein der Hoffnung schlagen. Mit diesem Glauben werden wir gemeinsam arbeiten können, gemeinsam beten können, gemeinsam kämpfen können, gemeinsam in das Gefängnis gehen können dafür, dass wir eines Tages frei sein werden.« Fünf Jahre später wurde Dr. King von einem weißen Rassisten ermordet.

Diese kraftvollen Worte haben die Situation der Unterdrückten in den USA im Lauf der Jahre entscheidend verändert bis dahin, dass jetzt Barack Obama der erste schwarze Präsident sein kann.
Ja, damals 1963 war das ein Traum. Aber kein wirrer Nachttraum, sondern ein klarer Tagtraum, geprägt von den Worten und Verheißungen der Bibel, getragen vom Glauben, von der Hoffnung und von der Liebe. Solche Tagträume, solche Visionen brauchen wir noch heute, die vorausweisen auf eine Zeit, in der Menschen nicht mehr voreinander Angst haben, weil sie eine andere Hautfarbe haben oder aus anderen Ländern kommen. Wir brauchen einen Traum, und die Bereitschaft, ihn mit Gottes Hilfe zu leben und zu erfüllen, der den großen Frieden verkündigt, in dem die Gewalt im Kleinen wie im Großen verkümmert und Versöhnung und Gerechtigkeit blühen; wo einem jeden das ihm von Gott gegebene Lebensrecht zugestanden wird und Egoismus und Nationalismus nichts mehr gelten; wo Gier, Furcht und Hass abgelöst werden von Großzügigkeit, Barmherzigkeit und Nächstenliebe.
Die Bibel selbst spricht von diesem Traum. Sie verheißt uns, dass Gott ihn verwirklichen wird. Aber er will das nicht ohne uns tun. Er will, dass in unserem Leben jetzt schon dieser Traum immer wieder aufscheint und in uns lebendig bleibt. Dafür, liebe Leserin, lieber Leser, lasst uns gemeinsam beten und arbeiten im Geist unseres Herrn Jesus Christus.

Gebet: Herr, manchmal bin ich mutlos, wenn ich die Zeitung lese oder mitbekomme, wie es in meiner näheren Umgebung zugeht. Manchmal bin ich verzweifelt, wenn ich den Eindruck habe, dass sich mein Traum und deine Verheißung von Frieden und Gerechtigkeit nicht erfüllen, sondern alles in die entgegengesetzte Richtung weist. Aber ich weiß doch auch, dass es unser Ende wäre, würden wir diese Hoffnung fahren lassen, den Glauben vergessen und die Liebe verbannen. Doch nicht mein Traum und auch nicht meine Kraft macht mir Hoffnung, sondern du allein, dass du deine Welt und deine Menschen nicht aufgibst, sondern rettest, nicht dem Bösen überlässt, sondern erlöst. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

Donnerstag, 16. Juni 2016

Haben wir dazugelernt? hl

Losung: Der HERR kennt die Gedanken der Menschen: sie sind nur ein Hauch! Psalm 94,11

Lehrtext: Haltet euch nicht selbst für klug. Römer 12,16

Liebe Leserin, lieber Leser,

die heutige Losung ist keine Allerweltsweisheit. Sie hat eine konkrete Ausrichtung. In der Bibel, im Psalm 94 steht dazu: »Herr, gib den Hochmütigen, was sie verdient haben! Wie lange noch sollen sie hämisch lachen? Sie schwingen große Reden und prahlen mit ihren Verbrechen. Brutal ermorden sie Witwen und Waisen, Ausländer schlagen sie tot. ‚Der Herr sieht es ja doch nicht!‘, höhnen sie.  Ihr Dummköpfe! Seid ihr wirklich so unverständig? Gott, der den Menschen Ohren gegeben hat - sollte er selbst nicht hören? Er gab ihnen Augen - sollte er selbst nicht sehen? Er, der fremde Völker zurechtweist, sollte er nicht auch euch zur Verantwortung ziehen? Gott allein kann die Menschen zur Vernunft bringen! Er durchschaut ihre Gedanken und weiß: sie sind nur ein Hauch, oberflächlich und hohl.« (Losung)
Wäre doch schön, wenn wir fast 3000 Jahre später, nachdem diese Sätze geschrieben worden sind, sagen könnten: ‚Mein Gott, waren die Menschen zur Zeit der Bibel vielleicht primitiv und brutal, gierig und gemein. Nun ja, damals gab es noch kein Christentum, keine Wissenschaft, keine Bildung, geschweige denn Zeitungen und Fernsehen, Smartphones, Autos und Flugzeuge… Wir Menschen heute hingegen haben es gelernt, friedlich zusammen zu leben, tolerant zu sein, hilfsbereit, sozial gerecht und vernünftig.‘
Doch, das wäre schon schön, wenn wir so sagen könnten. Stattdessen müssen wir sagen, dass sich die Menschen seit damals kaum geändert und auch wenig dazugelernt haben. Vorurteile, Hass, Gewalt, Neid und Fremdenfeindlichkeit vernebeln nach wie vor die Köpfe und Herzen von vielen, zu vielen. Gestern, am Mittwoch, wurde in den Nachrichten eine Studie der Universität Leipzig zu rechtsradikalen Einstellungen bekannt. Ergebnis: Mehr als jeder dritte in unserem Land stimmt der Ansicht zu: „Die Bundesrepublik Deutschland ist durch die vielen Ausländer in einem gefährlichen Maß überfremdet.“ Hier der Link zur Studie zum Rechtsextremismus. Nein, unser Land ist nicht überfremdet, sondern in einem gefährlichen Maß von solchen Einstellungen vergiftet.
Viele, die solche Meinungen äußern, halten sich selbst für klug genug (Lehrtext), ein solches Urteil zu fällen. Doch sie plappern nur nach, was sie von anderen gehört haben. Selbst aber sind sie zu bequem, sich zu informieren und eine eigene Meinung zu bilden. Eigentlich ist das gerade mal 71 Jahre nach dem Nationalsozialismus zum Verzweifeln. Aber das Gedächtnis von uns Menschen ist kurz und die Vernunft hat gegenüber negativen Gefühlen oft keine Chance. Darum heißt es schon in der Bibel unmittelbar vor unserer heutigen Losung: »Gott allein kann die Menschen zur Vernunft bringen!«
Auch ich muss mich immer wieder selbstkritisch fragen, ob ich meine Einstellungen und Verhaltensweisen von der Bibel und meinem Glauben korrigieren lasse. Auch ich lasse mich von Vorurteilen leiten, die ich nicht bemerke. Auch ich fälle Urteile, die anderen Menschen nicht gerecht werden. Und darum kann ich nur beten:

Gebet: Herr, lass mich meine Mitmenschen mit deinen Augen sehen. Sie sind deine Geschöpfe wie ich, egal woher sie kommen, was sie glauben, was sie können. Gib mir auch die richtigen Worte und den richtigen Ton für diejenigen, deren Herz voll Angst und Hass ist gegenüber allem, was fremd für sie ist und was sie nicht verstehen. Und so will ich nicht auf meine Klugheit vertrauen, sondern auf deine Barmherzigkeit. Nicht auf meine Weisheit, sondern auf deinen Geist. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

Mittwoch, 15. Juni 2016

Die sprechende Eselin und der Zauberer hl

Losung: Muss ich nicht das halten und reden, was mir der HERR in den Mund gibt? 4.Mose 23,12

Lehrtext: Wir können's ja nicht lassen, von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben. Apostelgeschichte 4,20

Liebe Leserin, lieber Leser,

in der Bibel, vor allem im Alten Testament, gibt es kuriose Geschichten. Dazu gehört an erster Stelle die Geschichte von Bileam und seinem sprechenden Esel. Nun wäre es eine Eselei, wenn man sich darüber streiten würde, ob ein Esel tatsächlich sprechen kann selbst wenn das in der Bibel steht. Wer das denkt, hat den Sinn vieler biblischer Geschichten nicht verstanden. Denn darin geht es um fundamentale Wahrheiten, die in eine anschauliche Geschichte gekleidet wurden, damit sie erzählt werden und die Zuhörer sie sich merken konnten. Das Losungswort heute enthält eine solche Wahrheit aus der Bileamsgeschichte (4. Buch Mose, Kapitel 22 bis 24).
Kurz und knapp: Der heidnische Zauberer Bileam wird von Balak, dem König der Moabiter, mit viel Geld angeheuert, die durch sein Land ziehenden Israeliten zu verfluchen: Er hofft, sie auf diese Weise schwächen und dann vertreiben zu können. Bileam kommt von weit her auf seiner Eselinn geritten. Doch ihr tritt ein unsichtbarer Engel in den Weg. Daraufhin weigert sie sich weiterzugehen. Bileam schlägt das Tier. Darüber beklagt sich die Eselin. Und dann heißt es in der Bibel: Da öffnete der HERR dem Bileam die Augen, dass er den Engel des HERRN auf dem Wege stehen sah mit einem bloßen Schwert in seiner Hand. Und der Engel des HERRN sprach zu ihm: Warum hast du deine Eselin nun dreimal geschlagen? Siehe, ich habe mich aufgemacht, um dir zu widerstehen; denn dein Weg ist verkehrt in meinen Augen. Zieh hin, aber nichts anderes, als was ich zu dir sagen werde, sollst du reden. Als Balak hörte, dass Bileam kam, zog er ihm entgegen. Und Bileam sagte zu ihm: Siehe, ich bin zu dir gekommen, aber wie kann ich etwas anderes reden, als was mir Gott in den Mund gibt? Nur das kann ich reden!
Und so geschieht es. Statt die Israeliten zu verfluchen, segnet Bileam sie dreimal. Da jagt ihn König Balak wutentbrannt wieder nach Hause.
»Muss ich nicht das halten und reden, was mir der HERR in den Mund gibt?« (Losung) - Das ist der springende Punkt dieser Geschichte. Das fordert auch mich heraus, unbeirrt und gegebenenfalls auch allein meine Meinung anderen gegenüber zu vertreten, wenn ich davon überzeugt bin, dass ich sie meinem Glauben zufolge sagen muss.
Zurzeit gibt es in unserem Land dazu reichlich Gelegenheit, wenn an den Stammtischen, in Zugabteilen, in den Arbeitspausen oder bei Familienfesten über die Flüchtlinge geredet wird. Da baut sich dann oft ein Gruppendruck auf, dass jeder Anwesende in die negativen Äußerungen über diese Menschen einstimmen soll. Und was ist das anderes, als sie zu verfluchen? Immer wenn Stärkere auf Schwächere und Minderheiten mit Worten oder gar mit Fäusten einschlagen, gilt es, diesen Feiglingen zu widerstehen. Und wenn man nur sagt: „Ich sehe das anders.“ Da muss man auch in der eigenen Familie und Verwandtschaft klar Stellung beziehen.
Auch die Apostel blieben standhaft, als sie in den Stadtrat von Jerusalem befohlen und verhört wurden. Man wollte ihnen verbieten, »in der Öffentlichkeit von Jesus zu reden. Aber Petrus und Johannes antworteten nur: "Urteilt selbst: Ist es vor Gott recht, euch mehr zu gehorchen als ihm? Wir können unmöglich verschweigen, was wir gesehen und gehört haben!" (Lehrtext)«
Gott sei Dank haben sie und seitdem zahllose Männer und Frauen sich nicht den Mund verbieten lassen und trotz aller Einschüchterungen und Verfolgungen öffentlich von Jesus geredet. Sonst wären wir keine Christen und könnten die Freude und die Kraft, die aus dem Glauben kommt, nicht erleben.

Gebet: Herr, ich möchte ohne Scheu und in aller Freiheit das sagen, womit ich vor dir bestehen kann. Ich will dir mehr gehorchen als meinen Ängsten und den Menschen. Gib mir dazu den Mut und die Kraft. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Dienstag, 14. Juni 2016

Er wird alles gut machen hl

Losung: Befiehl dem HERRN deine Wege und hoffe auf ihn, er wird's wohlmachen. Psalm 37,5

Lehrtext: Durch Jesus Christus haben wir den Zugang im Glauben zu dieser Gnade, in der wir stehen, und rühmen uns der Hoffnung der zukünftigen Herrlichkeit. Römer 5,2

Ihr jüngeren Leserinnen und Leser,

könnt ihr euch vorstellen, dass man für die Konfirmandenprüfung unter anderem ein Lied mit zwölf Versen lernen musste? Und warum? Weil einen der Pfarrer drangsalieren wollte? Nein, weil in diesem Lied mit den zwölf Strophen von Paul Gerhardt über 300 Jahre lang Menschen sich wiedererkannt haben. Mit diesem Lied sind Jugendliche in das Berufsleben entlassen worden, haben Brautpaare geheiratet, sind Soldaten in den Krieg gezogen, ging man in Gefangenschaft oder auf die Flucht, hat man sich in Leid und Notzeiten über Wasser gehalten und ist man gestorben. Über 300 Jahre gehörten diese Verse des Dichterpfarrers Paul Gerhardt zum Zentrum evangelischer Frömmigkeit:

1) Befiehl du deine Wege
und was dein Herze kränkt
der allertreusten Pflege
des, der den Himmel lenkt.
Der Wolken Luft und Winden
gibt Wege, Lauf und Bahn
der wird auch Wege finden,
da dein Fuß gehen kann. 
2) Dem Herren musst du trauen,
wenn dir's soll wohlergehn;
auf sein Werk musst du schauen,
wenn dein Werk soll bestehn.
Mit Sorgen und mit Grämen
und mit selbsteigner Pein
lässt Gott sich gar nichts nehmen:
es muss erbeten sein. 

Heute wird dieses Lied nicht mehr gelernt. Schon in meiner Konfirmandenzeit war das altertümliche Deutsch Paul Gerhardts schwer eingängig. Jetzt musst du fast jeden Vers übersetzen. Das beginnt schon mit dem ersten Wort ‚befiehl‘. Wer von den Jüngeren weiß schon, dass das ‚anvertrauen‘ heißt? Und mit dem ‚Grämen‘ und der ‚selbsteigenen Pein‘ in Vers 2 ist es auch nicht anders. Ähnlich verhält es sich auch mit der Bibelübersetzung von Martin Luther. Weshalb man heute im Konfirmandenunterricht und auch bei den gottesdienstlichen Lesungen zunehmend moderne Übersetzungen verwendet.
Werden also die alten Gesangbuchlieder und auch die Luther-Bibel allmählich verschwinden? Zweifelsohne. Für die, die wie ich damit aufgewachsen sind und mit solchen Versen noch leben und glauben, ist das schmerzlich, aber eben auch unvermeidlich. Denn unsere Sprache ändert sich immer rasanter und auch unsere Welt entfernt sich mit Riesenschritten von der Welt der Bibel und der alten Choräle. Wo soll das hinführen? Ich weiß es nicht.
Aber im Sinn der heutigen Losung und der beiden Versen, die Paul Gerhardt dazu gedichtet hat, kann ich sagen: Gott weiß es. Ihm vertraue ich meine Frage an. Ihm glaube ich, dass er den Weg in die Zukunft kennt für mich, für dich, für unsere Kirche und unser Land. Ich ändere an der Entwicklung nichts, wenn ich mir Sorgen mache und mich betrübe (gräme). Ich tue besser daran, ihm die Sorge um das, was wird, in die Hand zu legen.
Der Lehrtext sagt, dass die Tür zu Gott offen ist, dass auch meine Sünde sie nicht versperrt, weil seine Gnade stärker ist. Ich kann und werde also mit ihm leben, wohin auch immer mich mein Weg führen wird, wohin auch immer Gott mich führen wird. Und weil er mein Pfad-Finder ist, werde ich diese Wege und Pfade auch gehen können (siehe oben Vers 1). Ja, alles wird gut. Das hoffe ich, weil Gott schlussendlich alles gut machen wird.

Gebet Vers 7+8, die du dir selbst vorsagen kannst:

Auf, auf, gib deinem Schmerze
und Sorgen Gute Nacht!
Lass fahren, was das Herze
betrübt und traurig macht;
bist du doch nicht Regente,
der alles führen soll:
Gott sitzt im Regimente
und führet alles wohl. 
Ihn, ihn lass tun und walten!
Er ist ein weiser Fürst
und wird sich so verhalten,
dass du dich wundern wirst,
wenn er, wie ihm gebühret,
mit wunderbarem Rat
das Werk hinausgeführet,
das dich bekümmert hat. 

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

Montag, 13. Juni 2016

Was gesund macht hl

Losung: Du wirst sein wie ein bewässerter Garten und wie eine Wasserquelle, der es nie an Wasser fehlt. Jesaja 58,11

Lehrtext: Wer von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm eine Quelle des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt. Johannes 4,14

Liebe Leserin, lieber Leser,

noch nie hat es so viele Gesundheitsratgeber gegeben wie heute. Würde man all das tun, was zu diesem Thema gedruckt wird, wäre man bereits vor lauter Stress gestorben. Gott gibt in der Bibel auch einen Rat, was zu tun ist, damit er uns Gesundheit und Kraft gibt. Er sagt durch den Mund seines Propheten Jesaja: »Beseitigt jede Art von Unterdrückung! Hört auf, verächtlich mit dem Finger auf andere zu zeigen, macht Schluss mit aller Verleumdung! Nehmt euch der Hungernden an, und gebt ihnen zu essen, versorgt die Notleidenden mit allem Nötigen! Dann wird mein Licht eure Finsternis durchbrechen … und ich gebe euch Gesundheit und Kraft. Ihr gleicht einer Quelle, die nie versiegt.« 
Einen solchen Rat habe ich noch in keiner Apothekenumschau gefunden oder wie die Zeitschriften und Bücher alle heißen mögen.
Gesundheit hat demzufolge auch mit meinem Verhalten gegenüber anderen Menschen zu tun und ist nicht nur eine rein persönliche Angelegenheit. Anders gesagt, wenn ich mit anderen gut auskomme und nicht nur an mich denke, sondern hilfsbereit bin, trägt das wesentlich auch zu meiner Gesundheit bei.
Ein sinnerfülltes Leben hilft offenbar, gesund zu bleiben. Dazu gehört neben meiner Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe auch der Glaube. Jesus nennt ihn das Wasser, das den Durst nach Lebenssinn stillt. Er ist wie eine innere Quelle, die nicht versiegt. Nicht umsonst kannst du, sooft dich jemand seelisch verletzt hat oder es dir aus anderen Gründen nicht gut geht, mit der Bibel beten: »Heile mich Gott, so werde ich heil. Hilf mir, so ist mir geholfen.« (Jeremia 17,14) Ich persönlich glaube jedenfalls, dass ein solches Vertrauen in Gottes Heilkräfte und in seine heilende Barmherzigkeit wesentlich dazu beiträgt, seelisch und damit auch körperlichen gesund zu bleiben.

Gebet: Herr, du bist mein Arzt. Du hast die Macht, mich vor allem zu schützen, was mich krank macht. Du hast die Macht mich zu heilen, wenn ich unter meinem eigenen Versagen leide. Durch deinen Heiligen Geist kann ich wieder genesen, wenn ich krank geworden bin. Mein Vertrauen auf dich weckt die Selbstheilungskräfte in mir und hilft mir wieder gesund zu werden. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Sonntag, 12. Juni 2016

Ich lebe gern (Predigt) hl

Bibelwort für diesen Sonntag: Psalm 103, 1-5
Lobe den HERRN, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen! Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat: der dir alle deine Sünde vergibt und heilet alle deine Gebrechen, der dein Leben vom Verderben erlöst, der dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit, der deinen Mund fröhlich macht, und du wieder jung wirst wie ein Adler.

Liebe Gemeinde, liebe Freunde,

ich habe jetzt zwei Wünsche. Zum einen wünsche ich mir, dass jeder von euch nachher etwas größer aus der Kirche wieder hinausgeht als er reingekommen ist, mit erhobenem Kopf und aufrechtem Gang, weil ihn der Gottesdienst innerlich aufgerichtet hat. Und der zweite Wunsch hat mit dem ersten zu tun. Ich möchte von jedem von euch eine Antwort auf eine ganz persönliche Frage: Lebst du gern?
Lebst du gern, auch wenn in deinem Leben ein paar Dinge sind, die dir nicht gefallen. Lebst du trotzdem gern?
Und so bitte ich, dass jeder, der gern lebt, jetzt einmal die Hand hebt. Das ist ein starkes Bild, dass jetzt, soweit ich sehen kann, alle ohne Ausnahme die Hand heben. Vielen Dank.
Du warst schon oft in der Kirche, im Gottesdienst, und hast viel von dem, was hier gesagt und getan wurde, wieder vergessen. Das ist ganz normal. Aber diesen Augenblick jetzt sollst du bis zu deinem Lebensende nicht mehr vergessen. Immer wieder, besonders wenn es dir nicht gut geht, sollst du daran denken, dass du einmal in der Kirche von dir selbst gesagt hast: „Ich lebe gern“. Und das hast du vor allen anderen Leuten hier gezeigt, indem du die Hand gehoben hast. Und du hast es Gott gezeigt. Hast ihm mit deinem Bekenntnis „Ich lebe gern“ eine Freude gemacht. Und ich habe das auch getan und will das nicht wieder vergessen.
Ist das so wichtig? Ich meine schon. Denn dieses Bekenntnis stärkt deine Lebensfreude, macht dir bewusst, was du liebst und schätzt. Es genügt schon, wenn du dir das immer wieder mal klar machst. Und schon hellt sich deine Stimmung auf, sieht die Welt freundlicher aus. Auch in diesem Augenblick erlebst du ein positives Gefühl, da du deine Hand gehoben und so gezeigt hast: Ja, ich lebe gern.
Wenn es dir einmal nicht gut geht, bewahrt dich dieses Bekenntnis davor, in Selbstmitleid zu versinken und dich selbst aufzugeben. Vielleicht kommt einmal die Stunde, in der du auch gerne sterben wirst, weil du alt und hinfällig und krank genug geworden bist, sodass dir das Leben keine Freude mehr macht. Aber bis dahin hast du noch Zeit, viele Stunden, Tage, Monate und hoffentlich auch Jahre, in denen du gern leben können sollst.
Denn genau dazu hat Gott dich ja geschaffen, dass du gern lebst und dich in und an der Welt freuen kannst, die er gemacht hat. Aber weißt du auch, warum du gern lebst? Ich finde, das wäre schon gut, wenn du das wüsstest und es dir wieder in Erinnerung rufen könntest, wenn dir einmal das Leben keine Freude macht. Darum rege ich jetzt an, dass du dir daheim, vielleicht heute noch, Zeit nimmst und eine Liste beginnst auf der all die Dinge stehen, weswegen du gerne lebst. Du kannst diese Liste ja im Laufe der nächsten Tage und Wochen ergänzen. Ich bin überzeugt, dass da mit der Zeit ganz schön viel Lebensfreude zusammenkommt. Und dann hebe diese Liste in deinem Nachttischkästchen auf und hole sie immer wieder mal hervor besonders dann, wenn dir das Leben keine Freude macht.
Und was soll auf diese Liste stehen?
Ich glaube, dass es oft gar nicht die großen spektakulären Dinge sind, weswegen wir gern leben, sondern die eher unscheinbaren kleinen Sachen, an denen wir Freude haben. Und dazu gehören zuerst einmal die Erinnerungen an das, was Gott dir bisher Gutes getan hat, wie es König David in seinem Psalm sagt
All die schönen Erlebnisse und Freuden, die du hattest, sie sind doch nicht einfach weg, sie sind ein Teil von dir und vielleicht ganz tief in dir versteckt. Aber sie sind da und du kannst sie hervorholen.
Ich nenne mal ein paar Sachen aus meiner Kindheit. Vielleicht erkennst du dich darin wieder. Um diese Jahreszeit waren es damals die Heuböcke auf den Wiesen, in denen man sich wunderbar verstecken konnte, in denen es so herrlich duftete, auf denen man verbotenerweise auch herumklettern konnte, weil‘s einfach Spaß gemacht hat. Ich erinnere mich an die Maikäfer im Schuhkarton, die ich stolz mit in die Schule genommen habe, wo sie dann durchs Klassenzimmer gebrummt sind. Oder an die Indianer- und Cowboyspiele mit Freunden, ans Kästchenhüpfen im Pausenhof, an meine Lieblingskletterbäume oder daran, wie gut die Stallhasen gerochen haben, wenn ich ihren Stall wieder sauber gemacht hatte. Das alles und viel mehr steckt in mir wie die Jahresringe eines Baumes. Und so könnte ich jetzt weitergehen in die Jugendzeit und in die Zeit als sich ein junger Erwachsener war und schließlich auf dem Höhepunkt meines Lebens. Da kommt mir die erste Liebe in den Sinn, die bestandenen Prüfungen, mein erstes Auto, die Geburt der Kinder, Urlaub am Meer, gute Erfahrungen im Beruf usw.
Und dazu gehören auch die schönen Feste daheim und in der Kirche, die Taufen, Konfirmationen, Trauungen, die Erntedank-, Weihnachts- und Ostergottesdienste. Alles wertvolle Erinnerungen, die ich nicht missen möchte.
Wenn ich an all das denke, kann ich aus ganzem Herzen in das Psalmwort einstimmen und mit David sagen: »Lobe den Herrn meine Seele und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.« Dieses Erinnern an das Gute, das Gott dir getan hat, ist eine wichtige Quelle, aus der du immer wieder neue Kraft schöpfen kannst.
Und wie ist es jetzt? Gibt es jetzt auch etwas, wofür du Gott loben kannst? Tut er dir auch jetzt etwas Gutes, wofür du ihm danken kannst?
Vor ein paar Tagen habe ich vor dem Schlafengehen noch einen Spaziergang gemacht, nicht, weil ich besonders Lust darauf gehabt hätte, sondern weil mir die Vernunft sagte, dass ich mich noch ein bisschen bewegen solle. Doch mit einem Mal wurde aus der Pflicht Neigung mehr noch, stellte sich ein Glücksempfinden ein. Es war das letzte Licht des Tages, das sich spät abends über die Altmühlwiesen ergoss. Im Westen kleidete sich der Himmel in sein schönstes Rot. Nach dem Regen am Nachmittag lag eine wunderbare Luft über dem Tal, die Wiesen dufteten und die friedvolle Abendstimmung legte sich auf meine Seele wie ein weiches Tuch. Ich hatte Zeit zum Nachdenken. Wie von selbst begann es in mir zu beten, weil ich von Dankbarkeit erfüllt war und mich meines Lebens freute. Und ich dachte mir, was für ein Geschenk, dass du glauben kannst, dass diese Welt für dich Gottes Welt ist und du mittendrin als sein Geschöpf leben darfst, von ihm behütet und gesegnet.
Ja, da war es mir wieder klar, wie gern ich lebe. Und ich nehme an, dass es dir nicht viel anders geht. Jeder von uns möchte wohl noch ein paar Jahre auf der Welt bleiben trotz mancher Widrigkeiten. Jeder von uns weiß, dass die Zeit abläuft, egal wie alt man ist. Aber mit jedem Tag wird der verbleibende Rest nur umso kostbarer.

Jetzt, in der Kirche, machen wir uns das wieder bewusst. Jetzt, im Gottesdienst, können wir, kannst du und ich Gott für dein Leben danken. Jetzt, in diesem Augenblick können wir gemeinsam sagen: »Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat. Lobe den Herrn meine Seele und nimm wahr, was Gott dir jetzt Gutes tut. Der dir hier Zeit schenkt, damit du über dein Leben nachdenken kannst. Der dein Herz mit Dankbarkeit füllt für allen Segen, den er dir geschenkt hat und vielleicht auch für manch schmerzliches Erlebnis, das auch zu dir gehört und das dich geformt und stärker gemacht hat.

Jetzt können wir sagen: »Lobe den Herrn, meine Seele«, da wir die brennenden Kerzen auf dem Altar sehen, Zeichen seiner Gegenwart und Jesu Kreuz, Zeichen seiner Liebe; da wir den Geruch des Kirchenraumes riechen, der uns seit langem vertraut ist und die Orgelklänge hören, die die altbekannten Lieder begleiten. Jetzt können wir dankbar sein für all das und für Gottes Wort, für das Brot gegen die Schuld und den Wein der Versöhnung im Abendmahl, das wir nachher feiern; auch dafür dass Gott uns um Jesu willen vergibt und neue Kraft schenkt für diesen Tag und das, was in der neuen Woche auf uns wartet.

Und auch das können wir sagen: Lobe den Herrn, meine Seele, nicht nur für das, was er dir Gutes getan hat, nicht nur für das, was er dir jetzt in diesem Augenblick Gutes tut. Sondern vertraue darauf, dass er dir auch künftig Gutes tun wird, weil du zu ihm gehörst und bei ihm bleibst jetzt und in Ewigkeit. Ja, Herr, schau her, ich lebe gern (Hand heben). Danke.

Hans Löhr