Samstag, 3. Dezember 2016

Biblische Zweifel und sehendes Herz hl

Losung: Gott ist dennoch Israels Trost für alle, die reinen Herzens sind. Psalm 73,1

Lehrtext: Simeon wartete auf den Trost Israels. Lukas 2,25

Liebe Leserin, lieber Leser,

der Bruder des Glaubens, so sagt man, sei der Zweifel. Auch ich beginne an Gott zu zweifeln, wenn ich wieder von irgendwelchen entsetzlichen Ereignissen erfahre, die unschuldige Menschen getroffen haben. „Warum lässt Gott das zu?“ Diese Frage haben vor mir schon zahllose Menschen gestellt. Viele fragen heute so und viele werden auch in Zukunft so fragen.

Auch den Menschen in der Bibel waren Zweifel nicht fremd. Asaf hat sie in seinem Psalm 73 niedergeschrieben. Da heißt es: »Gott ist gut zu Israel (= seinen Leuten), zu allen, die ihm ganz vertrauen (Losung). Das kann niemand bestreiten! Ich aber hätte beinahe an ihm gezweifelt, fast hätte ich den Glauben aufgegeben. Sie tragen ihren Stolz zur Schau.  Mit Verachtung schauen sie auf andere herab und verhöhnen sie, mit zynischen Worten setzen sie jeden unter Druck. Sie tun, als kämen ihre Worte vom Himmel; sie meinen, ihre Sprüche seien für die ganze Menschheit wichtig. Darum läuft sogar Gottes Volk ihnen nach, es hängt an ihren Lippen und glaubt alles, was man ihm vorsetzt. Denn diese eingebildeten Leute sagen: "Gott kümmert sich um nichts - wie sollte er auch? Er thront so weit oben und weiß nicht, was sich hier unten abspielt!" War es denn völlig umsonst, dass ich mir nie etwas zuschulden kommen ließ? Also versuchte ich zu begreifen, warum es dem Gottlosen gut und dem Frommen schlecht geht, aber es war viel zu schwer für mich. Da ging ich in Gottes heiligen Tempel, und dort wurde mir auf einmal klar: entscheidend ist, wie ihr Leben endet! Wie ein Traum beim Erwachen verschwindet, so vergehen sie, wenn du dich erhebst, o Herr«. 

     Vermutlich muss man nur ein paar Sätze austauschen, und dann können diesen Psalm auch heute viele nachsprechen, weil sie sich darin wieder finden. Doch es wäre schon gut, wenn du dich nicht nur in den Problemen wiederfändest, die Asaf umgetrieben haben, sondern auch in seinem Gottvertrauen, wenn er fortfährt: »Als ich verbittert war und mich vor Kummer verzehrte, da war ich dumm wie ein Stück Vieh, denn ich verstand dich nicht. Jetzt aber bleibe ich immer bei dir, und du hältst mich bei der Hand. Du führst mich nach deinem Plan und nimmst mich am Ende in Ehren auf. Herr, wenn ich nur dich habe, bedeuten Himmel und Erde mir nichts. Selbst wenn alle meine Kräfte schwinden und ich umkomme, so bist du doch, Gott, allezeit meine Stärke - ja, du bist alles, was ich habe!« Gerade die letzten vier Sätze können ein starker Trost sein für jeden, der sie sich zu eigen macht.

Die Menschen der Bibel haben ja nicht nur ähnlich gezweifelt wie wir, sie waren auch ähnlich trostbedürftig. Wie zum Beispiel Simeon, ein Greis, der sein Leben lang auf den Retter gewartet hat, den doch Gott versprochen hatte (Lehrtxt). Wahrscheinlich haben ihn deswegen nicht wenige ausgelacht. Aber Simeon ließ sich nicht beirren. Er hielt am Glauben fest und lebte entsprechend. Und tatsächlich, plötzlich sah er ihn, den Retter Israels, den Retter der Welt, deinen und meinen. Das war kein strahlender Held auf hohem Ross in goldener Rüstung mit Feuer und Schwert und einer riesigen Streitmacht von Engeln, kein James Bond und kein Superman, sondern ein Säugling. Da musste man schon ganz besondere Augen haben, solche wie Simeon, um in ihm den versprochenen Retter zu erkennen. Wie heißt es in der Geschichte „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry: »Man sieht nur mit dem Herzen gut«. Simeon hat so gesehen. Auch die Hirten von Bethlehem, die Weisen aus dem Morgenland, Maria und Josef. Und wen sehen wir, du und ich, wenn wir in die Krippe schauen?

Gebet: Was auch geschieht, ich bleibe bei dir, und du hältst mich bei der Hand. Du führst mich nach deinem Plan. Herr, wenn ich nur dich habe, bedeuten Himmel und Erde mir nichts. Selbst wenn alle meine Kräfte schwinden, so bist du doch, Gott, allezeit meine Stärke - ja, du bist alles, was ich habe! Dir nahe sein, ist mein ganzes Glück! Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

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