Donnerstag, 20. Oktober 2016

Wo Christus aufleuchtet hl

Losung: Seid stille vor Gott dem HERRN, denn des HERRN Tag ist nahe. Zefanja 1,7

Lehrtext: Seid nun besonnen und nüchtern zum Gebet. Vor allen Dingen habt untereinander beständige Liebe. 1.Petrus 4,7-8

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich weiß nicht, in welcher Verfassung du bist, wenn du die nachstehenden Bibelverse liest. Aber setz dich dazu lieber erst mal hin:
So spricht der Herr: "Mit Stumpf und Stiel werde ich alles ausrotten, was auf der Erde lebt: Menschen und Vieh, die Vögel am Himmel und die Fische im Meer. Die Menschen, die von mir nichts wissen wollen, lasse ich vom Erdboden verschwinden und mit ihnen alles, was sie zur Auflehnung gegen mich verleitet hat. Alle sollen umkommen, die mir den Rücken kehren und denen ich gleichgültig geworden bin, ja, alle, die mit mir nichts zu tun haben wollen. Seid jetzt still vor Gott, dem Herrn! Der Tag, an dem er Gericht hält, steht vor der Tür.“
Ausrotten, verschwinden, umkommen, Gericht – puh, das ist heftig. Steht das wirklich so in der Bibel? Ja. Muss ich das glauben? Nein. Ob die Juden, für die das Alte Testament auch Heilige Schrift ist, das glauben, weiß ich nicht. Jedenfalls gibt es einige Christen, die meinen, ihre Bibeltreue dadurch unter Beweis stellen zu müssen, dass sie auch solche Sätze glauben.
Aber, liebe Leserin, lieber Leser, wir sollen nicht bibeltreu sein im Sinne eines blinden Buchstabenglaubens, sondern christustreu. Mich interessiert nicht das Gottesbild des Propheten Zefanja. Mich interessiert der Vater Jesu Christi, dessen Ebenbild Jesus ist und in dem er sich verherrlicht. Und darum lese ich von Jesus her die Bibel, auch das Alte Testament, und entscheide, was wichtig ist und was nicht oder, wie Luther sagt: ‚Was Christum treibet‘, das heißt, wo er aufleuchtet. Und im heutigen Losungswort mit seinen vorausgehenden Versen leuchtet er nicht auf. Dieses Bibelwort verdunkelt ihn nur.
Demgegenüber heißt es im heutigen Lehrtext: »Werdet nicht müde zu beten.  Vor allem aber lasst nicht nach, einander zu lieben. Denn Liebe sieht über Fehler hinweg«. Was für ein Unterschied! Was für ein Kontrast! Dort Zorn, hier Liebe. Dort Gericht und Hinrichtung, hier Barmherzigkeit.
Ich kann und will nicht zu einem Gott beten, der mir mit Vernichtung droht. Vielleicht wollte ja der Prophet Zefanja seinen Landsleuten Angst und Schrecken einjagen, damit sie sich wieder zu Gott bekehren. Aber dieses Konzept hat noch nie funktioniert weder im Glauben noch in der Erziehung. Du kannst nicht zu jemanden vertrauen haben, der dir Angst macht. Du kannst niemanden lieben, der dir droht.
Doch auch wenn du geliebt wirst, liebst du nicht automatisch den, der dich liebt oder die, die deine Liebe brauchen. Darum weist der Lehrtext darauf hin, dass Liebe aus einer innigen Beziehung erwächst, daraus, dass man miteinander im Gespräch bleibt. In der Bibel ist das Gebet diese innige Beziehung, dieses vertrauensvolle Gespräch eines Menschen mit Gott. Und wenn ich so mit ihm in Kontakt bin, wie lange kann ich dann einen Mitmenschen, der meiner Liebe bedarf, ignorieren?

Gebet: Herr, wie vielen Menschen wurde der Glaube verdorben, weil man ihnen Angst mit dir gemacht hat?! Wie viele haben dich nur als verzerrte Karikatur kennengelernt mit der Maske von Rache und Zorn?! Ich bitte für diese Menschen um eine zweite Chance, dass sie dich so kennenlernen, wie du dich in Jesus zeigst. Und auch um das bitte ich: Deine Liebe möge mir die Augen öffnen, wer meine braucht. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

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