Donnerstag, 6. Oktober 2016

Warum man tut, was man tut hl

Losung: Einen jeglichen dünkt sein Weg recht; aber der HERR prüft die Herzen. Sprüche 21,2

Lehrtext: Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten. Alles ist mir erlaubt, aber es soll mich nichts gefangen nehmen. 1.Korinther 6,12

Liebe Leserin, lieber Leser,

vier Beine hat ein gewöhnlicher Tisch. Und auf vier Beinen steht, was ein Mensch tut:
Das erste Bein ist die Tat selbst. Man kann sie sehen und bewerten.
Das zweite Bein ist, wie ein Mensch seine Tat anderen gegenüber begründet oder rechtfertigt.
Das dritte Bein ist, was er selbst von seiner Tat hält.
Und das von allen am wenigsten sichtbare vierte Bein sind seine wahren und somit geheimsten Gründe und Absichten, warum er tut, was er tut. Und gerade Letzteres will ein Mensch oft selbst nicht wahrhaben. Denn nicht selten sind seine Motive gar nicht so edel wie er es vor anderen und vor sich selbst gern hätte.
Letzten Donnerstag habe ich einen Freund in München besucht. Das eine Motiv war, ihn zu sehen und die Freundschaft zu pflegen, das andere, Motorrad zu fahren. Okay, das kann man schon vereinbaren. Im oberbayerischen Markt Indersdorf habe ich eine Pause gemacht und mir in einer Bäckerei ein Nusshörnchen gekauft. Als eine ziemlich betagte Frau den Laden verlassen wollte, habe ich ihr schnell die Tür aufgehalten. Sie hat sich wegen dieser Geste überrascht gezeigt und mir vielmals gedankt. Auch die Verkäuferin hat mich angestrahlt. So weit, so gut.
Aber was waren meine wirklichen Motive? Warum habe ich das getan? Wollte ich mich in der Dankbarkeit der einen und im Lob der anderen sonnen? Wollte ich demonstrieren, was für ein höflicher und aufmerksamer Mann ich doch bin? So genau weiß ich das gar nicht. Es ging ja alles auch ziemlich schnell. Aber möglich ist es schon, dass sich neben dem Impuls, hilfsbereit zu sein, insgeheim auch solch eigensüchtige Motive eingeschlichen haben. Und, ist das schlimm? Hm, es ist zumindest nicht schön, würde ich meine Geste dazu hernehmen, mich besser als andere zu fühlen und damit zu demonstrieren: Leute, schaut nur her, was für ein toller Kerl ich bin.
Die Leute mag ich vielleicht beeindrucken. Aber bei Gott gilt, was die heutige Losung in einer neueren Übersetzung sagt: »Der Mensch hält das, was er tut, für richtig; aber Gott, der Herr, prüft, warum der Mensch das tut.« Er kennt meine geheimsten Motive besser als ich selbst. Und wenn ich etwas Gutes nicht um seiner selbst willen tue, sondern damit ich andere beeindrucke, sagt er: „Hans, hast du das wirklich nötig? In meinen Augen machst du dich damit nicht größer, sondern kleiner als du bist.“
Auch Paulus weist mit dem Lehrtext in dieselbe Richtung, wenn er sagt, dass ich frei bin, alles zu tun. Aber letztlich kommt es darauf an, ob ich es tue, weil es mir und anderen gut tut oder weil ich insgeheim süchtig bin nach Anerkennung und dem Wunsch, etwas Besseres zu sein.

Gebet: Herr, bei dir bin ich mir absolut sicher, dass du keine geheimen Nebenabsichten hast, wenn du mir Gutes tust. Auch ich möchte gerne frei von solchen Nebenabsichten und Motiven sein und das Gute, das ich tue, um seiner selbst willen tun unabhängig davon, wie Menschen darauf reagieren. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen