Samstag, 7. Mai 2016

Klarstellungen hl

Losung: Ihr werdet den Unterschied sehen zwischen einem Gerechten und einem Ungerechten, zwischen einem, der Gott dient, und einem, der ihm nicht dient. Maleachi 3,18

Lehrtext: Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr!, in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel. Matthäus 7,21

Liebe Leserin, lieber Leser,

die heutige Losung lässt mich fragen: Was ist der Unterschied zwischen einem Gerechten und einem Ungerechten? Und kann man diesen Unterschied tatsächlich sehen? Was meinen Sie / was meinst du?
   Ich frage mich zunächst, gibt es einen Unterschied zwischen einem Ungerechten und einem Sünder? Oft werden beide Begriffe in einen Topf geworfen. Aber als Christ weiß ich, dass ich als Sünder trotzdem gerecht sein kann und als Gerechter trotzdem ein Sünder. Das gehört zu den biblischen Grundeinsichten von Martin Luther. Das entspricht auch dem, wie ich mich selbst erlebe.
   Ein Ungerechter ist nach meinem Verständnis jemand, der so lebt, als ob es Gott nicht gäbe. Er kann nach unseren menschlichen Vorstellungen besonders gerecht und moralisch einwandfrei leben. Trotzdem bleibt er ein Ungerechter. Einer, der Gott und Jesus Christus nicht gerecht wird. Ein Gerechter aber ist demzufolge jemand, der durchaus auch versagt und Schuld auf sich lädt, dem aber Gott in seinem Sohn gerecht wird. Der von Gott gerechtfertigt wird, weil er an ihn glaubt und ihm vertraut.
   Anders, als es das alttestamentliche Losungswort nahelegt, ist ein Gerechter niemand, der Gott dient, sondern dem Gott dient, dessen Sünde Jesus auf sich genommen, ans Kreuz getragen und da überwunden hat. Dem Gott vergibt, den er segnet, beisteht und erlöst. Gott tut das alles und noch viel mehr für sein Menschenkind. Er dient ihm so, wie eine Mutter ihrem Kind dient. Er dient dir so und mir. Darum ist auch nach evangelischem Verständnis die tiefere Bedeutung von Gottesdienst die, dass Gott den Menschen dient, die gemeinsam feiern. Er dient ihnen mit seinem Wort, mit Taufe und Abendmahl, mit seinem Segen.
   Soweit der Unterschied zwischen einem Gerechten und einem Ungerechten. Aber kann man den auch sehen? Gott schon. Ich nicht. Manchmal meine ich, dass man jemandem seinen Glauben ansieht und abspürt. Aber sicher kann ich mir nicht sein. Denn wie es in der Bibel an anderer Stelle heißt: »Der Mensch sieht, was vor Augen ist; Gott aber sieht das Herz an.«

Und damit sind wir beim Lehrtext und wieder einmal bei dem Wort „Himmelreich“. Man kann sich nicht oft genug klarmachen, dass dieses Wort keine Ortsbezeichnung ist. Es geht hier nicht um den Himmel über uns. Himmel ist in der Bibel oft nur eine andere Bezeichnung für den Namen Gottes, den ein frommer Jude sich auszusprechen scheute. Himmelreich ist also Gottesreich und Gottesreich ist da, wo sein Wille geschieht; nicht erst in der Zukunft, sondern schon hier und jetzt. Wer also den Willen seines Vaters im Himmel tut, seines göttlichen Vaters, der lässt sich von ihm beeinflussen, lebt im Einflussbe-Reich Gottes und handelt in seinem Sinn. Der ist also jetzt schon im Himmelreich.
   Und alle anderen? Die ‚Ungerechten‘ aus der Losung und diejenigen, die Gott zwar im Mund führen, aber sich seinem Einfluss und seinem Willen entziehen?
Ihr Problem ist, dass sie so leben müssen, als ob es Gott nicht gäbe. Auch sie sind von ihm geliebt, doch sie glauben nicht daran. Auch ihnen ist vergeben, doch sie glauben nicht daran. Auch sie sind erlöst, doch sie glauben nicht daran… Sie müssen die ganze Last ihres Lebens selbst schultern, nicht nur ihre Sorgen, sondern auch ihr Versagen. Sie müssen sich in diese Welt und in das, was sie scheinbar besitzen, verkrallen, weil sie sonst nichts anderes haben. Sie können nicht loslassen und darauf vertrauen, dass Gott ihnen gibt, was sie zum Leben brauchen.

Gebet: Herr, ich danke dir für meinen Glauben, wie kümmerlich er auch ist. Ich weiß, ich habe ihn mir nicht verdient, sondern du hast mich im Lauf der Zeit auf diesen Weg geführt. Und darum bin ich froh, dass ich diese Welt und auch mich selbst im Licht des Glaubens sehen kann. Im Glauben erfahre ich aus deinem Wort, dass du mir dienst in deinem Sohn Jesus und mich für dich gerecht machst durch ihn. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

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