Freitag, 25. März 2016

Wieder versöhnt hl

Losung: Ich will singen von der Gnade des HERRN ewiglich und seine Treue verkünden mit meinem Munde für und für. Psalm 89,2

Lehrtext: Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung. 2.Korinther 5,19

Liebe Leserin, lieber Leser,

  „Hast du immer noch Streit mit deiner Tochter?“ „Nein, wir haben uns wieder versöhnt.“ - Wie gut, wenn man einen solchen Satz sagen kann, wenn ein alter Streit endlich begraben ist, wenn wieder Friede herrscht und man sich wieder in die Augen sehen kann.
Neulich erzählte mir ein Freund, dass ein paar Tage zuvor die Nachbarin auf ihn zugekommen ist und ihn gefragt hat, ob man sich denn nach vielen Jahren Streit nicht wieder vertragen könne. Er saß gerade in Arbeitsklamotten auf seinem alten Traktor. Da zog er seinen Handschuh aus und sie reichten sich die Hand zur Versöhnung. Nur eine kleine Geste – und doch kann sie Großes bewirken. Plötzlich ist der Dorn im Auge verschwunden. Die Wut hat sich aufgelöst. Der Groll ist verraucht.
   Die Geste Gottes ist unvergleichlich größer. Sie zielt ja auch auf alle Menschen. Er machte und macht der Menschenwelt das große Friedensangebot. Er besteht nicht länger darauf, uns Menschen die Sünden anzurechnen. Die Geste Gottes, womit er uns mit sich selbst versöhnt, ist nichts Geringeres, als dass er in Jesus Christus in einem Stall auf die Welt kommt, weil man ihn in den Bürgerhäusern und Pfarrhäusern nicht aufnehmen wollte. Die Geste Gottes, womit er die Menschen mit sich selbst versöhnt, ist nichts Geringeres, als dass er sich in Jesus Christus von diesen Menschen fluchen, schlagen und am Kreuz töten lässt, ohne selbst ihnen zu fluchen, sie zu schlagen und zu töten. 
   Das ist das große Geheimnis des Karfreitags, das große Geheimnis Gottes, das viele nicht verstehen können und wollen. Verstehe ich es denn? Verstehst du es? Ich glaube, dass wohl niemand dieses Ereignis in seiner ganzen Tiefe und Tragweite erfassen kann. Denn es stellt die Vorstellung von Gott, wie sie sonst in der Welt und in anderen Religionen herrscht, auf den Kopf. Was ist das auch für ein Gott, der so etwas tut? Wer diesen Gott glaubt, wer Jesus Christus nachfolgen will, der steht für so viele in dieser Welt auf dem Kopf. Oder ist es vielleicht umgekehrt? Steht er endlich auf den Füßen?
   Mit jener großen Geste hat Gott gezeigt, dass er seinen Geschöpfen, dass er uns Menschen treu ist bis in den Tod, egal, wie wir uns ihm gegenüber verhalten. Das ist Gnade und davon lässt sich besser singen als reden, gerade am Karfreitag:

Gebet:
Ich grüße dich am Kreuzesstamm,
du hochgelobtes Gotteslamm,
mit andachtsvollem Herzen.
Hier hängst du zwar in lauter Not
und bist gehorsam bis zum Tod,
vergehst in tausend Schmerzen;
doch sieht mein Glaube wohl an dir,
dass Gottes Majestät und Zier
in diesem Leibe wohne
und dass du hier so würdig seist,
dass man dich Herr und König heißt,
als auf dem Ehrenthrone.
(Valentin Ernst Löscher, 1722)

Einen besinnlichen Karfreitag wünscht

Ihr / dein Hans Löhr 

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