Sonntag, 7. Februar 2016

Glauben mit Verstand hl

Losung: Verlass dich auf den HERRN von ganzem Herzen, und verlass dich nicht auf deinen Verstand, sondern gedenke an ihn in allen deinen Wegen, so wird er dich recht führen. Sprüche 3,5-6

Lehrtext: Christus spricht: Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in mir bleibt. Johannes 15,4

Liebe Leserin, lieber Leser,

na gut, geben wir den Religionskritikern mal vorläufig Recht und hinterfragen wir die heutige Losung: Ist das nicht ein Kennzeichen des Menschen, dass er Verstand hat? Und haben die Religionen weltweit nicht immer wieder Dinge gesagt und getan, die dem gesunden Menschenverstand zuwiderlaufen? Ja, das stimmt. Leider. Aber ebenfalls stimmt, dass die sogenannten Vernunft-Apostel und Verstandesmenschen spätestens seit den Tagen der französischen Revolution Ende des 18. Jahrhunderts die Welt auch nicht besser gemacht haben. Die größten Menschenquäler und -vernichter im letzten Jahrhundert, die Nazis unter Hitler und die Kommunisten unter Stalin, Mao und Pol Pot, waren Atheisten, die von Religion nichts hielten und stattdessen auf die Kraft ihres Verstandes und ihrer Vernunft bauten.
Aber das gegenseitige Aufrechnen bringt uns nicht weiter. Stattdessen versuche ich die heutige Losung mit meinem Verstand zu verstehen, aber auch mit meinem Glauben zu erfassen. Und so meine ich, dass Verstand und Glauben keine Gegensätze sein müssen. Ich halte einen Verstand ohne Glauben für lieblos und gewissenlos und einen Glauben ohne Verstand für fanatisch. So viel ist mir klar, dass es nicht gut geht, wenn ich den menschlichen Verstand, die menschliche Vernunft an die Stelle Gottes setze wie es auch nicht gut geht, wenn ich wissenschaftsfeindlich und fundamentalistisch glaube.
Meines Erachtens leitet der Glaube meinen Verstand und erleuchtet die Vernunft. Er bewirkt, dass ich meinen Verstand nicht kalt und bürokratisch, sondern barmherzig und menschlich einsetze. Ich denke, wer aus tiefem Gottvertrauen heraus seinen Verstand und seine Vernunft gebraucht, trifft Entscheidungen, die lebensdienlich sind. Wer, um mit dem Lehrtext zu reden, aus Christus heraus lebt, denkt und handelt, bringt gute Frucht, die vielen zugute kommt.

Auszug aus einem Morgengebet:
Meinen Leib und meine Seele
samt den Sinnen und Verstand,
großer Gott, ich dir befehle
unter deine starke Hand. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

1 Kommentar:

  1. Glauben mit Verstand ist gut und richtig. Aber die Entmündigung und Entwürdigung des Verstands ist eine alte und immer noch gepflegte kirchliche Tradition. Wenn beides zusammen nicht zu haben ist, lassen viele den Glauben fallen und bleiben bei Verstand.

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