Mittwoch, 30. September 2015

Gott in die Pflicht nehmen hl

Losung: Du, HERR, bist unser Vater; »Unser Erlöser«, das ist von alters her dein Name. Jesaja 63,16

Lehrtext: Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten. 1.Petrus 1,3

Liebe Leserin, lieber Leser,

man muss schon ein Herz aus Stein haben, wenn man nicht die Verzweiflung spürt, die aus den Worten der heutigen Losung spricht. Der Prophet Jesaja klagt im Namen seines Volkes: »Warum setzt du dich nicht mehr mit ganzer Kraft für uns ein? Schlägt dein Herz nicht mehr für uns? Ist deine Liebe erloschen? Du, Herr, bist doch unser Vater. "Unser Erlöser" - so hast du von jeher geheißen.« Und nicht nur Jesaja damals hat so geklagt. Bis heute sprechen leidgeprüfte Menschen oft unter Tränen solche Gebete. Und vielleicht haben auch Sie / hast auch du das eine oder andere Leid erlebt, in dem du von Gottes Liebe nichts mehr zu spüren meintest. Ob da dann der heutige Lehrtext ein Trost ist? In einer neueren Übersetzung heißt er: »Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus! In seinem grenzenlosen Erbarmen hat er uns neues Leben geschenkt. Weil Jesus Christus von den Toten auferstanden ist, haben wir die Hoffnung auf ein neues, ewiges Leben.« Ehrlich gesagt, ich glaube nicht. Deshalb finde ich auch die Zusammenstellung von Losung und Lehrtext heute durch die Herrnhuter Brüdergemeine wenig glücklich. Denn wer verzweifelt ist, weil er Gottes Hilfe in einer konkreten Situation nicht mehr spürt, lässt sich kaum mit einem Verweis auf die Auferstehung und das ewige Leben trösten.
Ich meine, dass ein erster Hauch von Gottes Hilfe bereits in den Worten Jesajas steckt. Die Tatsache, dass der Prophet und nach ihm so viele andere bis heute sich nicht tief enttäuscht von Gott abgewandt haben und mit ihm nichts mehr zu tun haben wollten, dass sie vielmehr mit allen möglichen Worten weiterhin im Gebet mit Gott gesprochen haben, so wie auch Jesus am Kreuz, - diese Tatsache zeugt von einem großen Gottvertrauen. Denn wer so wie Jesaja betet, rechnet fest damit, dass Gott ihn hört und seine Not sieht. Der ist mit seinem Problem schon nicht mehr allein. Der macht es zu Gottes Sache und nimmt ihn sozusagen in Pflicht. Jesaja appelliert dabei an Gottes Liebe und Hilfe in der Vergangenheit: »Du bist unser Erlöser von dem Bösen, das warst du früher so, und darum sollst du auch jetzt so sein!« Für den, der so beten kann, ist das schon eine erste Hilfe.

Gebet: Himmlischer Vater, Jesaja und Jesus und so viele andere, die noch in größter Not an dir festgehalten haben, sollen mir ein Beispiel sein, wenn auch ich einmal großes Leid erfahre. Dann hoffe ich, dass ich dich mit meinen Worten und Gebeten so lange bestürmen werde, bis ich wieder deine Hilfe spüre. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen