Samstag, 29. November 2014

Das Leben geht weiter hl

Losung: Was vom Hause Juda errettet und übrig geblieben ist, wird von Neuem nach unten Wurzeln schlagen und oben Frucht tragen. 2.Könige 19,30

Lehrtext: Nach der babylonischen Gefangenschaft zeugte Jojachin Schealtiël. Schealtiël zeugte Serubbabel. Serubbabel zeugte Abihud. Abihud zeugte Eljakim. Eljakim zeugte Asor. Asor zeugte Zadok. Zadok zeugte Achim. Achim zeugte Eliud. Eliud zeugte Eleasar. Eleasar zeugte Mattan. Mattan zeugte Jakob. Jakob zeugte Josef, den Mann der Maria, von der geboren ist Jesus, der da heißt Christus. Matthäus 1,12-16

Liebe Leserin, lieber Leser,

„Das Leben geht weiter.“ – Was für ein banaler und doch immer wieder auch tröstliche Satz. Als Elke ihr Kind verloren hatte, sagte sie sich diesen Satz immer wieder vor, obwohl sie längere Zeit nicht daran glauben konnte. Und dann war es doch so weit, dass sie allmählich wieder ins Leben zurückkehrte oder besser gesagt, dass das Leben wieder nach ihr griff und sie behutsam hinein zog ins Alltägliche. Und ihre Gedanken waren immer mehr mit der Gegenwart beschäftigt. Sie nahm wieder mehr Anteil am Leben anderer und begann auch wieder zu lachen.

Das Leben geht weiter – So war es auch beim Volk der Israeliten (Haus Juda), das schon ausgelöscht schien, nicht nur damals, im fünften Jahrhundert vor Christus, sondern mehrmals noch im Lauf der folgenden Jahrhunderte. Immer wieder von neuem hat dieses Volk nach unten Wurzeln geschlagen und nach oben ausgetrieben, wie sehr man auch mit Kriegen, Pogromen und Verfolgung versucht hatte, es auszurotten.

Ein Gottesbeweis

König Friedrich der Große von Preußen (1712-1786), der mit dem Glauben nichts am Hut hatte, wollte einmal seinen Leibarzt in Verlegenheit bringen und sagte: „Nenne Er mir einen einzigen Gottesbeweis, aber kurz!“ Da ist dieser einen Schritt vorgetreten und hat sich mit den Worten verbeugt: „Majestät, die Juden“. Dass sie selbst den Holocaust im 20. Jahrhundert überlebt haben, ist ein Wunder von dem, der allein Wunder tun kann. Das größte Wunder aber ist, dass dieses kleine Volk die größte Frucht getragen hat (Losung): Jesus, den Retter der Welt. Nur schade, dass er von den meisten Juden bis heute nicht als solcher erkannt wird. Und noch bedauerlicher ist, dass so viele Angehörige von Völkern, die einmal gläubige Christen waren, nun trotz Taufschein gar nichts mehr sind.

Nicht besser und nicht schlechter

Auch die Geschichte der Juden ist bis zum heutigen Tag alles andere als geradlinig verlaufen. Bei allem, was sie erlebt und getan haben, sind sie kein bisschen besser, aber auch kein bisschen schlechter als andere Völker. Sie sind das, was die allermeisten von ihnen auch sein wollen: normale Menschen mit ihren Licht- und Schattenseiten. Meistens hatten sie unter anderen zu leiden. Heute leiden sie in Israel unter sich selbst, unter der Unfähigkeit zu Frieden und Versöhnung. Aber auch das wird sich eines Tages wieder ändern. Wie gesagt, das Leben geht weiter. Das war bei uns in Deutschland nach dem letzten Krieg so. Das wird auch in Israel so sein. Denn das Leben von Elke, von den Israelis und von uns hier in Deutschland hat Gott in der Hand.

Gebet: Herr, Du bist ein Gott, der Wunder tut, damals in der Geschichte und heute in der Gegenwart. Du lenkst die Geschicke der Völker und Du lenkst mein Leben. Ich weiß nicht, wohin alles führt. Aber Du weißt es, weil Du uns Menschen führst. Amen

Herzliche Grüße


Hans Löhr 

Freitag, 28. November 2014

Ruhig und gelassen bleiben hl

Losung: Der Israel zerstreut hat, der wird's auch wieder sammeln und wird es hüten wie ein Hirte seine Herde. Jeremia 31,10

Lehrtext: Gottes Gaben und Berufung können ihn nicht gereuen. Römer 11,29

Liebe Leserin, lieber Leser,

als es während der Heuernte vor ein paar Jahren mehrere Tage regnete und die Bauern nicht in die Wiesen konnten, sagte ich zu einem alten Landwirt: „Das muss doch schrecklich für Sie sein, das nasse Gras nicht mähen zu können.“ Doch er antwortete gelassen: „Der es nass gemacht hat, der macht's auch wieder trocken.“  Was für ein schöner Glaube! Da lässt sich einer trotz widriger Umstände nicht aus der Ruhe bringen, weil er weiß, dass diese Umstände wieder vorüber gehen. Und dabei vertraut er geduldig auf Gott, der nach der Regenperiode mit Sicherheit seine Sonne wieder scheinen lässt. Ich wünsche mir, dass ich das auch so sehen und sagen kann, wenn mir ein plötzliches Problem meine Pläne verhagelt.
Vielleicht hat der Bauer seinen gelassenen Glauben ja beim Propheten Jeremia gelernt, der in einer viel dramatischeren Situation zuversichtlich bleibt und so seinem Volk Hoffnung macht, dass sich sein böses Schicksal wieder ändern wird (Losung).
Was Jeremia so zuversichtlich macht, ist das Versprechen, das Gott seinem Volk gegeben hat. Auch wenn es zwischendurch aufgrund eigenen Verschuldens in eine Katastrophe geraten ist, bleibt es doch nicht darin stecken. Gottes Ziel ist nicht die Strafe, sondern das Heil. Er will Hirte sein und nicht Henker. Er will seine Menschen – auch Dich und mich – hüten und nicht verderben. Das lerne ich aus den beiden Bibelworten des heutigen Tages.
In der Taufe hat Gott Dich und mich zum ewigen Leben berufen und hat uns das Geschenk des Glaubens gegeben. Nein, dass reut ihn nicht, auch wenn ich zwischendurch meine Berufung und meinen Glauben nicht so wertgeschätzt habe, wie es angemessen ist. Denn Gott ist kein Mensch. Darum hält er Wort und führt seinen Plan mit Dir und mir zu einem guten Ende.

Gebet: Herr, ich nehme mir fest vor, nicht nur auf die Stolpersteine zu starren, die gerade in meinem Weg liegen, sondern auf das weite Land dahinter. Mit Deiner Hilfe ging es bisher immer wieder weiter, auch wenn ich manchmal zweifelte. Mit Deiner Hilfe wird es auch künftig weitergehen so wie Du es willst und wie es gut für mich ist. Amen

Herzliche Grüße


Hans Löhr 

Donnerstag, 27. November 2014

Menschenführung, damals wie heute hl

Losung: Der Herr sprach zu Salomo: Bitte, was ich dir geben soll! Salomo sprach: Du wollest deinem Knecht ein gehorsames Herz geben, damit er dein Volk richten könne und verstehen, was gut und böse ist.
1.Könige 3,5.9

Lehrtext: Weist die Unordentlichen zurecht, tröstet die Kleinmütigen, tragt die Schwachen, seid geduldig gegen jedermann.
1.Thessalonicher 5,14

Liebe Leserin, lieber Leser,

bestimmte Aufgaben bleiben aktuell, so wie es der Apostel Paulus im heutigen Lehrtext schreibt. Bei den „Unordentlichen“ denke ich automatisch an die Kinderzimmer von Jugendlichen. Bei den Kleinmütigen, den Verzagten, denke ich an solche, die immer nur jammern. Bei den Schwachen denke ich an die Hochbetagten in unserer Gemeinde, denen die Kraft fehlt, die eigenen Dinge noch selbst zu regeln.« Sind Sie / bist du einer von all diesen?
Aber bevor ich der Aufforderung des Paulus nachkomme, muss ich erst mal vor der eigenen Tür kehren. Wenn meine Kinder ihr Zimmer nicht aufräumen, muss ich daran denken, dass das bei mir damals nicht anders war. Und wenn ich mich gerade umschaue, sehe ich, dass ich unbedingt mein Büro wieder aufräumen muss. Kleinmütig und verzagt bin ich bisweilen, wenn ich die vielen Konflikte und Probleme sehe, die zur Zeit in der Welt den Frieden und die Zukunft bedrohen. Und was die Schwachen betrifft, – noch fühle ich mich stark genug, mein Leben zu meistern. Aber ich weiß, das kann sich schnell ändern.
Augustinus, einer der großen Gottesgelehrten, der von 354-430 lebte und Bischof und Philosoph war, hat die Worte des Apostels Paulus aufgenommen und weitergeführt:
»Unruhestifter zurechtweisen, Kleinmütige trösten, sich der Schwachen annehmen, Gegner widerlegen, sich vor Nachstellern hüten, Ungebildete lehren, Träge wachrütteln, Händelsucher zurückhalten, Eingebildeten den rechten Platz anweisen, Streitende besänftigen, Armen helfen, Unterdrückte befreien, Gute ermutigen, Böse ertragen und - ach - alle lieben.« Das sind nicht nur Aufgaben eines Bischofs, sondern eines jeden Christen. Aber bevor ich mich daran mache, will ich beten: „Herr, hilf du mir bei alledem und fang damit bei mir an.“
König Salomon hat schon recht (Losung): Bevor ich über andere urteile und ihnen Ratschläge erteile, brauche ich selbst erst mal ein Herz, das auf Gott hört (gehorsam ist).

Gebet: Herr, bewahre mich vor der Gefahr, immer schon zu wissen, was die anderen falsch machen und was gut und böse ist. Vielleicht sind die Unruhestifter jetzt nötig, damit ich nicht schläfrig werde. Vielleicht sind die Schwachen gar nicht so schwach wie ich meine, sondern haben Stärken, die es zu entdecken gilt. Vielleicht haben die Gegner gar nicht so Unrecht. Und warum sollte ich nicht auch von den Ungebildeten etwas lernen? Vielleicht muss ich ja selbst mal wachgerüttelt werden und die Händelsucher verstehen, bevor ich sie zurückhalte. Bewahre mich davor, selbst eingebildet zu sein und einen nötigen Streit aus Harmoniesucht zu früh zu ersticken. Und wenn ich Armen helfe und mich beteilige, Unterdrückte zu befreien, will ich mich damit nicht über andere moralisch erheben. Ja, ich will gern Gute ermutigen ohne mich selbst automatisch zu den Guten zu rechnen. Aber lass mich auch kritisch fragen, ob die Bösen wirklich böse sind. Und alle lieben? Ja, das wäre gut. Aber dazu brauche ich dich. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr 

Mittwoch, 26. November 2014

Nicht sehen und doch glauben hl

Losung: Gideon betet: HERR, hab ich Gnade vor dir gefunden, so mach mir doch ein Zeichen, dass du es bist, der mit mir redet. Richter 6,17

Lehrtext: Jesus spricht: Weil du mich gesehen hast, Thomas, darum glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben! Johannes 20,29

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich kann Gideon, den Held aus der Frühzeit der Israeliten, nur zu gut verstehen. Er hat schon an Gott geglaubt. Aber er hätte doch auch zu gern ein Zeichen von ihm gehabt, um sich seiner Sache ganz sicher zu sein. Nun, Gideon bekam das Zeichen: Als er dem Herrn ein Opfer brachte, fuhr Feuer aus dem Felsen und verzehrte es.
Wenn das doch heute auch so wäre! Aber was ist der Glaube noch wert, wenn du dich durch Zeichen der Hilfe Gottes vergewissern musst? Und welchen Wert hat das Vertrauen, wenn du einen Beweis brauchst? Darum sagt Jesus im Lehrtext: »Selig, ja glücklich sind, die nicht sehen und doch glauben!«. Aber wir können uns nur schwer mit so einer Antwort abfinden. Katholiken haben das Grabtuch von Turin, welches einen Abdruck der Leiche Jesu enthalten soll. Für manche von ihnen ist das der Beweis, warum sie glauben. Oder Marienstatuen aus Gips fangen plötzlich an zu weinen, und was dergleichen Phänomene mehr sind. Immer wieder sollen solche, durch unsere Sinne wahrnehmbaren Ereignisse und Erscheinungen beweisen, dass der eigene Glaube der richtige ist und dass Gott auf diese Weise nachgewiesen werden kann.
Ich kann damit ganz und gar nichts anfangen. Auch nicht mit den etwas krampfigen Versuchen evangelischer Christen, die Auferstehung Jesu erklären zu wollen oder einen wissenschaftlichen Nachweis zu führen, dass Gebete über weite Entfernungen telekinetische Wirkungen haben. Auch um die Wunderheilungen eines Todd Bentley vor ein paar Jahren in Florida, die viele evangelikale Christen elektrisiert hatten, ist es wieder still geworden.
Natürlich geschehen nach wie vor Wunder. Aber diese Erlebnisse sind etwas sehr persönliches und lassen sich schlecht verallgemeinern. Und natürlich helfen Gebete, dass ein Mensch wieder gesund werden kann. Aber das kann man nicht objektiv messen. Das kann man nur subjektiv glauben.
Viele sind geradezu süchtig danach, von Gott ein Zeichen zu bekommen, weniger für sich selbst, sondern um es anderen zeigen zu können nach dem Motto: Ätsch, ich habe doch recht gehabt. Ich habe eine besondere Beziehung zu Gott und darum ist mein Glaube der richtige.
Aber nach dem evangelischen Verständnis der Bibel kommt nun mal auf den Glauben alles an. ‚Sehen‘ werden wir, wenn wir wieder bei Gott sind. Doch solange wir hier sind, können wir glauben gerade auch dann, wenn alle äußeren Eindrücke dagegen sprechen.
Ich weiß, warum ich glaube, weil Gott mir schon so oft geholfen hat, wenn ich ihn darum gebeten habe. Und dabei ging es nicht nur um spektakuläre Ereignisse, sondern manchmal einfach darum, dass er mir aus einem seelischen Tief wieder heraus geholfen hat. Im Grunde genommen ist ja alles ein Wunder: Die Tatsache, dass es diese Welt mit ihren Sonnen und Planeten überhaupt gibt und mittendrin auch unsere Erde mit den Lebewesen und uns Menschen und vor allen Dingen die Liebe, Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit unter uns. Eines der größten Wunder aber ist wohl der Glaube gerade dann, wenn so viel dagegen spricht. Und deshalb preist Jesus jeden glücklich, der glaubt auch wenn er nicht sieht.

Gebet: Herr, freilich hätte auch ich gerne manchmal mehr Gewissheit. Aber es soll mir genügen, dass ich an dich glauben und darauf vertrauen kann, dass du für mich da bist. So kann ich mit allem zu dir kommen, was mich bewegt. Du wirst für mich immer wieder einen Weg finden, auf dem ich gehen kann. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr 

Dienstag, 25. November 2014

Gottes Beruf hl

Losung: Ach HERR, sieh doch, wie bange ist mir. Mir dreht sich das Herz im Leibe um, weil ich so ungehorsam gewesen bin. Klagelieder 1,20

Lehrtext: Der Zöllner stand ferne, wollte auch die Augen nicht aufheben zum Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei mir Sünder gnädig! Lukas 18,13

Liebe Leserin, lieber Leser,

stellen Sie sich / stell dir vor, einer sagt im Gasthaus laut zu dir, so dass alle es hören können: „Du bist ein Sünder!“ Ruckartig würden sich die Köpfe der übrigen Gäste in deine Richtung drehen. ‚Sünder?‘ Würden die Leute vielleicht denken. ‚Was hat er / sie denn angestellt? Hat bestimmt was mit Sex zu tun.‘
Wie ginge es dir dabei? Also ich möchte mich in der Öffentlichkeit nicht unbedingt ‚Sünder‘ nennen lassen. Da würde vielleicht der eine oder die andere von mir abrücken und nichts mehr mit mir zu tun haben wollen. Menschen sind in der Hinsicht oft gnadenlos.
Aber, im Unterschied zur Losung*, ist mir nicht bang, vor Gott als Sünder dazustehen. Das bin ich ihm gegenüber sowieso. Dafür schäme ich mich auch. Doch weder rückt er von mir ab, noch will er mit mir nichts mehr zu tun haben. Im Gegenteil. Er sucht in Jesus meine Nähe, um mir zu vergeben und mich zu heilen (Matth 9,12)Gott ist in der Hinsicht gnadenreich.
Der große Dichter Heinrich Heine hat, bevor er gestorben ist, noch den bemerkenswerten Satz gesagt: »Gott wird mir verzeihen. Das ist sein Beruf.«
Aber, so meine ich, er verzeiht nur dem, der sich danach sehnt und weiß, wie sehr er seiner Barmherzigkeit bedarf (Lehrtext). Wie soll Gott auch einem Menschen verzeihen können, der glaubt, mit sich selbst im Reinen zu sein und sich nichts zu Schulden habe kommen lassen? Die Selbstsicheren und Selbstgerechten sollen sich von ihrem selbstgemachten Moralgott tätscheln lassen. Ich will mir lieber von dem lebendigen Gott vergeben und eine neue Chance geben lassen. Ich will, um mit Martin Luther zu sprechen, lieber „tapfer sündigen“ und noch „tapferer glauben“, als ein steriles Leben führen, nur darauf bedacht, eine weiße Weste zu haben.

Gebet: Herr, du bist kein Buchhalter, der mir alle meine Fehler vorrechnet. Du legst meinen Glauben nicht auf die Goldwaage, um zu messen, ob er schwer genug wiegt. Vor dir soll ich nicht eingeschüchtert, aber auch nicht selbstsicher sein, sondern vertrauensselig und zuversichtlich. Denn du hast viel auf dich genommen, damit ich unbeschwert leben kann. Danke!

Herzliche Grüße

Hans Löhr


*Hier spricht kein Mensch, sondern die Stadt Jerusalem.

Montag, 24. November 2014

Vom Engel, der durch den Himmel fliegt hl

Losung: Alles, was Gott tut, das besteht für ewig; man kann nichts dazutun noch wegtun. Prediger 3,14

Lehrtext: Der Seher Johannes schreibt: Ich sah einen Engel fliegen mitten durch den Himmel, der hatte ein ewiges Evangelium zu verkündigen denen, die auf Erden wohnen, allen Nationen und Stämmen und Sprachen und Völkern. Offenbarung 14,6

Liebe Leserin, lieber Leser,

als ich damals 1999 auf einem der beiden Türme des World Trade Centers stand, hätte ich mir nicht träumen lassen, dass sie zwei Jahre später nach dem Terroranschlag vom 11. September in sich zusammen stürzen würden und dann wie vom Boden verschluckt wären. Sie schienen mir für die Ewigkeit gebaut. Aber nichts, gar nichts, hat Gott für die Ewigkeit geschaffen oder der Mensch dafür gebaut. Wie viele Häuser sind, seitdem ich auf der Welt bin, gebaut worden und inzwischen wieder abgerissen. Wie viele Stars und Sternchen der Unterhaltungsindustrie waren doch nur Sternschnuppen, leuchteten für einen kurzen Moment am Himmel des Ruhms und sind wieder erloschen. Alles ist vergänglich, alles. Auch die Erde, auch die Sonne und alle Sterne des Weltraums, selbst die Zeit. Nur Gott ist ewig und in ihm bleibt, was er getan hat und tut, auch wenn es für uns vorbei ist. So sagt es die Bibel und ich habe allen Grund, das zu glauben.
Und das sagt sie auch: „Gottes Wort bleibt in Ewigkeit!“ Dieses sein Wort ist in Jesus Mensch geworden und wurde zur guten Botschaft, zum Evangelium für die vielen. Und dieses Evangelium verkündigt nicht nur der Engel aus der Offenbarung, der mitten durch den Himmel fliegt. Jeder von uns ist sein Botschafter, der im Geist von Gottes Liebe, im Geist Jesu versucht das Zusammenleben mit anderen zu gestalten. Leider gelingt mir das nicht immer. Doch darauf kommt es weniger an als darauf, dass ich es immer wieder von neuem versuche.

Gebet: Herr, wie gut, dass du eine gute Nachricht für mich hast. Ich weiß ja, dass ich immer wieder scheitere an meinen eigenen Ansprüchen und mehr noch daran, nach deinem Willen zu leben. Doch du sagst mir, dass ich nicht verloren bin, selbst wenn ich verloren habe. Dass mit mir schließlich alles gut wird, auch wenn ich immer wieder versagt habe. Das gibt mir Kraft und neuen Lebensmut. Danke!

Herzliche Grüße


Hans Löhr 

Sonntag, 23. November 2014

»Hab keine Angst…« hl

Losung: Du bist groß, HERR! Denn es ist keiner wie du, und ist kein Gott außer dir nach allem, was wir mit unsern Ohren gehört haben. 2.Samuel 7,22

Lehrtext: Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit. Offenbarung 1,17-18

Liebe Leserin, lieber Leser,

heute am Ewigkeitssonntag stelle ich Ihnen / dir die Frage: Wenn du an den Tod denkst, was siehst du da? Ich meine, dass die Antwort einiges über deine Ängste und Hoffnungen aussagt. Ich habe in meinem Leben schon von Berufs wegen immer wieder über den Tod nachgedacht und bin zu dem tröstlichen Schluss gekommen, der auch in einem Satz der bewegenden Kantate „Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit“ von Johann Sebastian Bach gesungen wird: »In ihm (Gott) leben, weben und sind wir solange er will. In ihm sterben wir zur rechten Zeit, wenn er will.« Mir hilft der Glaube, dass ich in Gott geboren wurde, in ihm lebe und in ihm sterben werde. Alles spielt sich in seiner Gegenwart ab, in seiner Hand. Er war, ist und bleibt mir zu jeder Zeit nahe. Das gilt, solange ich glaube und ihm vertraue. Nur mein eigener Unglaube kann mich von ihm trennen, was mich betrifft. Was ihn betrifft, ist seine Liebe auch stärker als mein Unglaube und wird mich auch dann noch halten, falls ich nicht (mehr) glauben kann.
Aber zurück zur eingangs gestellten Frage: Was siehst du, wenn du an den Tod denkst? Der Seher Johannes hatte im biblischen Buch der Offenbarung folgende Vision, aus der auch unser heutiges Losungswort stammt: »Sein Gesicht leuchtete wie die Sonne am Mittag. Als ich ihn sah, fiel ich wie tot vor seinen Füßen zu Boden. Er legte seine rechte Hand auf mich und sagte: »Hab keine Angst! Ich bin der Erste und der Letzte. Ich bin der Lebendige! Ich war tot, doch nun lebe ich in alle Ewigkeit. Ich habe Macht über den Tod und die Totenwelt.« (Übersetzung: Hoffnung für alle). Dieses Bild des auferstandenen Christus will ich mir zu eigen machen und mir seine Worte merken. Denn er ist größer als alle meine Gedanken über den Tod und alle meine Ängste. Ja, »Der Tod ist groß«, sagt der Dichter Rainer Maria Rilke. Aber die Bibel sagt mir im Lehrtext: Gott ist größer, denn es ist keiner wie er.

Gebet: Herr, es tut mir gut darauf zu vertrauen, dass du auch an meiner Wiege gestanden hast und an meinem Grab stehen wirst. Du bist es, der Erste und der Letzte, der mein Leben umschließt. Du legst segnend und schützend deine Hand auf mich. In dir bleibe ich geborgen. Amen

Herzliche Grüße und einen gesegneten Ewigkeitssonntag!

Hans Löhr

Samstag, 22. November 2014

Gott gegenüber laut werden hl

Losung: Wenn ich rufe zu dir, HERR, mein Fels, so schweige doch nicht. Psalm 28,1

Lehrtext: Die Blinden schrien: Ach Herr, du Sohn Davids, erbarme dich unser! Aber das Volk fuhr sie an, dass sie schweigen sollten. Doch sie schrien noch viel mehr. Matthäus 20,30-31

Liebe Leserin, lieber Leser,

manchmal reicht es nicht, einfach nur stumm zu beten. Manchmal muss man Gott gegenüber auch laut werden. Ich hoffe weder für dich noch für mich, dass wir in eine Situation kommen, in der wir zu ihm schreien müssen wie die Blinden von Jericho. Aber ich weiß von Menschen, die waren so verzweifelt, dass sie nur noch schreien konnten.
Ich will mal ganz vorsichtig fragen, ob nicht vielleicht schon im Schrei zu Gott eine erste kleine Hilfe steckt. Jedenfalls stelle ich es mir noch schlimmer vor, im tiefsten Leid zu verstummen. Dann wäre ich wohl total einsam mit mir und meiner Verzweiflung. So aber gibt es immer noch eine Beziehung zwischen ihm und mir, immer noch eine letzte Hoffnung, dass er meinen Schrei nicht überhört.
Ganz böse wird es, wenn andere den Verzweiflungsschrei eines Menschen ersticken möchten wie die Leute von Jericho den Schrei der beiden Blinden. Wer im Krankenhaus oder im Mietshaus in seinem Leid laut schreit, gilt schnell als Störenfried. Da ist dann die Beruhigungsspritze nicht weit. Gut, man möchte andere nicht beunruhigen. Aber ist es das, was Menschen wirklich hilft?
Warum haben die Blinden so geschrien? Weil sie in Jesus ihre letzte Chance gesehen haben. Die Blinden haben die Chance gesehen. Die Sehenden aber waren blind. Und wie ging die Geschichte weiter? Jesus, der den Blinden geholfen hat, wurde bald darauf von den Sehenden gekreuzigt. Dort hat er in seiner größten Not laut zu Gott geschrien. Er ließ es nicht bei einem geflüsterten Gebet bewenden. Er schrie so laut, dass nicht nur der Vorhang im Tempel zerriss, sondern auch Gottes Vaterherz. Aber der Bibel zufolge gab es keinen anderen Weg, die Macht des Bösen und des Todes zu brechen als diesen. Nur sein in Ohnmacht und Liebe hingenommenes Leid hatte dazu die Kraft. 
Heute dürfen wir die Schreie der Leidenden nicht überhören noch ersticken. Es ist unsere Christenpflicht, alles Erdenkliche zu tun, um ihnen zu helfen. Leid, das von Menschen verursacht wird, darf man nicht einfach hinnehmen, sondern muss es bekämpfen; vielleicht nicht mit Waffen, aber doch mit allem, was Gott uns an Herz, Verstand und Mitteln gegeben hat. Manchmal reicht es nicht, einfach nur stumm zu beten. Manchmal muss man Gott und den Menschen gegenüber auch laut werden.

Gebet aus dem Buch der Psalmen:  Herr, mein Gott, du allein kannst mir noch helfen! Tag und Nacht schreie ich zu dir! Höre mein Gebet, vernimm mein Flehen! Amen. (Psalm 88,2.3)

Herzliche Grüße

Hans Löhr 

Freitag, 21. November 2014

Augapfel ebl

Losung: Daniel sagte: "Mein Gott hat seinen Engel gesandt, der den Löwen den Rachen zugehalten hat, sodass sie  mir kein Leid antun konnten." (Dan. 6, 23)

Lehrtext: Wir wissen: Wer Gott zum Vater hat, sündigt nicht; denn der Sohn des Vaters schützt ihn, und der Teufel kann ihm nicht schaden. (1. Joh. 5, 18)

Liebe Leserinnen und Leser,
'Daniel in der Löwengrube' war für mich als Kind eine der schönsten Erzählungen in der Bibel. Es hat mir keine Mühe gemacht, mir vorzustellen, wie Daniel zwischen diesen riesigen Raubkatzen in einem Gehege eingesperrt wird und wie Gott ihn davor bewahrt, von den Löwen zerfleischt zu werden. Vielleicht sind die Erfahrungen, die wir mit dem Bewahrt-Werden schon gemacht haben, bei weitem nicht so spektakulär wie die von Daniel. Aber erzählen könnten manche von uns, dass sie 'damals', wenn da nicht 'Einer' auf sie aufgepasst hätte, heute vielleicht nicht mehr am Leben wären.


Von den körperlichen Verletzungen und der Bewahrung davor lenkt der Lehrtext unsere Aufmerksamkeit auf die seelischen Blessuren. Im Verborgenen passiert vieles, das weh tut und oft tiefe Schäden hinterlassen kann. Da macht es einen Unterschied, ob Jesus in unserem Leben eine Rolle spielt oder nicht. Denn wenn er es tut, dann sind wir, davon ist Johannes fest überzeugt, quasi 'unantastbar'. Wir haben in Jesus Christus einen Beschützer, der uns vor unheilbaren Schäden bewahrt. Und wir haben ihn ihm einen Freund, der alle unsere Schulden, die wir vielleicht anderen gegenüber haben, schon beglichen hat.

Gebet: HERR, danke für alle Bewahrung in unserem bisherigen Leben. Danke, dass du auf uns Acht gibst, auf unseren Körper ebenso wie auf unsere Seele. Wir sind deine Kinder - und damit dein Augapfel. Das ist großartig. Amen.

Einen lieben Gruß aus dem Sommersdorfer Pfarrhaus und einen guten Start ins Wochenende.


Deine / Ihre Elfriede Bezold-Löhr

Donnerstag, 20. November 2014

Ein gutes Herzensgedächtnis ebl

Losung: Warum, Israel, haben deine Feinde dich niedergeworfen? ... Dein Land ist verwüstet, deine Städte sind verbrannt und menschenleer. ... "Das hast du dir selbst zuzuschreiben, Volk Israel! Ich, der HERR, dein Gott, ging dir voraus und wollte dich führen, doch du hast dich von mir abgewandt." (Jeremia 2, Vers 17 nach der 'Guten Nachricht für dich')

Lehrtext: Jesus sagte: "Wer mir nur zuhört nach dem Motto: 'Hier rein, da wieder raus', den kann man vergleichen mit jemandem, der sein Haus auf Sandboden gebaut hat." Falls mal ein heftiges Gewitter kommt und das Wasser steigt und der Wind ganz heftig wird, dann wird der Boden unterspült, und das ganze Haus bröckelt weg. (Matth.7, 26 nach der Volxbibel)

Liebe Leserinnen und Leser,

heute geht es darum, ob wir es Ernst nehmen (siehe Losung) und wie ernst wir es nehmen (siehe Lehrtext), was wir von Gott mitbekommen. Es wird auch deutlich, dass wir dann, wenn wir sagen: "Nein danke, HERR, ich komme auch sehr gut ohne dich klar", in Lebenskrisen möglicherweise haltlos sind. Das gilt sowohl für unser Inneres als auch für das Gefüge, in dem wir leben. Ich schätze aus diesem Grund das tragfähige Netz unserer Glaubens-Gemeinschaft als etwas sehr Kostbares. Gemeinsam lernen wir in den Gottesdiensten, in den Hauskreisen, in der geteilten Losung täglich ein bisschen etwas im Blick auf Gott dazu. Und indem wir uns immer wieder darauf hinweisen, dazu einladen, einander mitnehmen, für einander beten, arbeiten wir gegen das 'Hier rein, da wieder raus' von Gottes Wort.

Gebet: Vater, Losung und Lehrtext sind heute für uns eine Erinnerung daran, dass wir mit einer klaren Orientierung auf dich hin besser leben als ohne. Du weißt, was um uns und in uns tobt und uns manchmal oberflächlich oder sogar gleichgültig gegenüber dir und deinem Wort macht. Vergib uns. Schütze du uns davor und zeig uns gute Wege für unser Leben. Hilf uns, dass wir ein gutes Herzensgedächtnis für dein Wort und deinen Willen entwickeln.

Liebe Grüße aus dem spätherbstlichen Sommersdorf.

Deine / Ihre Elfriede Bezold-Löhr

Mittwoch, 19. November 2014

Wo bist Du daheim? hl

Predigt am Buß- und Bettag 2014 von Hans Löhr

Liebe Gemeinde,

im Bayerischen Fernsehen kommt ab und zu ein Werbespot, in dem jemand aus Bayern von sich und seiner Arbeit erzählt und am Schluss sagt er den Satz: »I bin der Hans und do bin i daham.«  Zumindest klingt es so in Franken. Und wo bist Du daheim?
Wenn Du ein bisschen über diese Frage nachdenkst, dann merkst Du, dass es einen Unterschied gibt ob Du gefragt wirst: „Wo bist Du daheim?“ Oder „Wo wohnst Du?“. Wo Du wohnst, das ist schnell gesagt: Postleitzahl, Ortschaft, Straße, Hausnummer. Wer das weiß, findet Dich. Aber wo bist Du daheim? Da geht es um mehr als die Adresse. Da geht es um Deine Heimat. Und dazu gehört nicht nur Dein Haus oder Deine Wohnung, dazu gehört auch die Landschaft, die Gegend, die Sprache, der Dialekt, die Menschen, die Natur und vielleicht auch die Kirche und der Friedhof und noch ein paar Dinge, die Dir ein Heimatgefühl vermitteln.
Aber wo ist Deine Seele in diesem Erdenleben, also jetzt, daheim? Wo findet sie ihren Frieden? Wo fühlst Du Dich geborgen?
Diese Frage wird umso wichtiger, je weniger Menschen noch in ihrer Heimat wohnen. Viele leben längst nicht mehr da, wo sie ihre Kindheit und Jugendzeit verbracht haben, wo das Heimatgefühl gewachsen ist. Viele haben, als sie geheiratet haben, ihr Dorf verlassen und sind zu ihrem Partner gezogen. Immer mehr ziehen dorthin, wo es Ausbildung- und Arbeitsplätze gibt und manchmal müssen sie dann im Leben mehrmals umziehen. Andere sind als Deutsche in der ehemaligen Sowjetunion aufgewachsen und in den letzten Jahrzehnten hierher übergesiedelt. Wieder andere sind auf der Flucht und haben hier bei uns für ungewisse Zeit Asyl gefunden. Was sagen alle diese Menschen, wenn man sie fragen würde: Wo bist Du daheim?
In dem Lied „Ich bin ein Gast auf Erden“ ist noch von einer anderen Heimat die Rede. Da heißt es unter anderem:
Mein Heimat ist dort droben, da aller Engel Schar
den großen Herrscher loben, der alles ganz und gar
in seinen Händen träget und für und für erhält,
auch alles hebt und leget, wie es ihm wohlgefällt.
So haben es die Alten geglaubt und gesungen. So können es auch wir singen und glauben. In diesem Vers geht es um die Heimat der Seele nach diesem Erdenleben.
Aber wo bin ich hier und jetzt daheim gerade dann, wenn ich nicht mehr in meiner ehemaligen Heimat lebe? Sind das dann nur noch die eigenen vier Wände? Ich denke, dass vor allem unsere Seele eine Heimat braucht, die unabhängig ist von dem Ort, an dem ich gerade bin. Meine Seele will nicht nur irgendwann „dort droben“ daheim sein, wie es in dem Lied heißt. Sie braucht jetzt schon eine Heimat, einen Ort, wo sie sich geborgen fühlt und Frieden findet.
Und darum, liebe Freunde, geht es heute am Buß- und Bettag. Denn das Wort Buße bedeutet, wenn man es in seiner eigentlichen Bedeutung nimmt, so viel wie Umkehr, Umkehr auf dem Weg in die Heimatlosigkeit und Fremde, in die Kälte und Wüste, wo Deine Seele hungert und friert, wo Du schutzlos und friedlos bist. Buße meint: Umkehr aus einem Leben, in dem Du vielleicht ein wunderschönes Haus bewohnst, das Du mit viel Arbeit, Mühe und Geld gebaut hast, in dem Du aber nicht wirklich daheim bist. Umkehr zu Gott, von dem es in der Bibel (Apostelgeschichte) heißt: »In ihm leben, weben und sind wir.«
Bei ihm ist die Heimat der Seele inmitten aller Heimatlosigkeit des modernen Menschen. Dahin ruft uns Jesus, wenn er sagt: »Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!« Damit sagt er nichts anderes als: ‚Kehrt dort hin um, wo Gott ist. Er ist Euer Haus, er ist Eure Heimat. Bei ihm findet ihr Geborgenheit und Ruhe in Eurem oft so ruhelosen und hektischen Leben.‘
Wo bist Du daheim? Ich meine, auf diese Frage gibt es zwei Antworten. Wenn es um Deine äußere Heimat geht, wirst Du von dem Ort erzählen, an dem Dein Herz hängt, an dem Du Dich wohl fühlst,. Und wenn es um Deine innere Heimat geht? Wirst Du dann von Gott erzählen? Ist er es, an dem ebenfalls Dein Herz hängt, bei dem Du Dich wohl fühlst und daheim bist?
Jesus ruft Dich und mich immer wieder zurück in das Haus unseres himmlischen Vaters. Und das steht nicht irgendwo dort droben, sondern es ist das Haus des Glaubens, in dem wir hier und jetzt wohnen können, das wir mit uns nehmen können wie eine Schnecke ihr Haus mitnimmt, wenn sie aus ihrem bisherigen Lebensraum wegzieht.
Viele Menschen, die nach dem letzten großen Krieg vertrieben worden sind, waren äußerlich zwar heimatlos, aber sie haben ihre geistliche Heimat mitgebracht. Daraus hat sie niemand vertreiben können. Darin haben sie auch die Kraft gefunden, den Mut und die Zuversicht, in einem anderen Land oder Gebiet wieder neu anzufangen. Und wenn Du ins Krankenhaus musst oder vielleicht einmal in ein Heim, dann kannst Du auch dorthin Deine geistliche Heimat mitnehmen und im Haus des Glaubens wohnen. Dann findest Du auch da Geborgenheit.
»Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbei gekommen!« Das Himmelreich, von dem Jesus spricht, ist ja nicht ein Reich über den Wolken, Es ist da, wo Gott ist, hier und jetzt. Das Himmelreich ist der Ort, wo sein Wille geschieht. Wo Du im Vertrauen auf ihn lebst. Da ist die Seele daheim, da wo Gott ist. Er ist uns in Jesus nahe gekommen, mitten hinein in unsere Welt. Das feiern wir auch heuer wieder an Weihnachten. Er hat das Seine getan. Und nun liegt es an Dir, das Deine zu tun. Wirst Du ihn im Glauben willkommen heißen und bei Dir wohnen lassen, damit auch Du in ihm daheim bist? Zu diesem Gott sollen wir umkehren. 
Nein, Buße ist nicht etwas Negatives, kein Zwang, kein Druck, kein moralischer Zeigefinger. Buße ist wohl verstanden die Einladung zu Gott. Er ruft uns immer wieder zurück zu sich, damit wir uns in unserem Leben nicht verirren. Damit sich unsere Seele in dieser Welt sich nicht verliert.
Wo bist Du daheim? Es ist schön, wenn Du hier auf der Erde ein Fleckchen hast, das für Dich Heimat bedeutet und wo Du Dich daheim fühlst. Und es ist gut, wenn Du gleichzeitig eine innere Heimat hast für Deine Seele, wo Du ruhig und geborgen sein kannst, wo Du sagen kannst: „I bin der Thomas oder die Lisa und do bin i daham.“  Amen

Einladung zum Umdenken ebl

Losung: Der HERR sagt: "Alles mache ich jetzt neu: Einen neuen Himmel schaffe ich und eine neue Erde. Dann sehnt sich niemand nach dem zurück, was früher einmal gewesen ist; kein Mensch wird mehr daran denken." (Jes. 65, 17, Volxbibel)


Lehrtext: Jesus sagt: "Schlagt eine ganz neue Richtung für euer Leben ein! Dreht euch zu Gott um! Es beginnt ein neues Kapitel in der Geschichte der Menschen: Gott hat jetzt das Sagen!" (Matth. 4, 17, Gute Nachricht für dich)

Liebe Leserin, lieber Leser,

umdenken, nachdenken. Nichts anderes heißt 'büßen' im Sinn der Bibel. Es hat nichts zu tun mit 'Na warte, das wirst du mir büßen!' im Sinn einer Bestrafung für eine vorangegangene Aktion. Schade, dass wir diese ursprüngliche Bedeutung nicht mehr alle kennen. Wenn's so wäre, hätte der 'Buß- und Bettag' eine größere Zustimmung, da bin ich mir ganz sicher. In Ruhe über sich und die Welt, in der wir leben, nachzudenken - das kann großen Wert haben.
Losung und Lehrtext von heute reden von einem solchen Umdenken. Jesaja sieht den Anfang einer neuen Weltordnung durch Gott und auch Jesus hat ihn klar vor Augen. Er erkennt schon jetzt die Spuren von Gottes Heilsgeschichte mit unserer Welt. Mir fällt das mal leichter und mal schwerer. Leicht fällt es mir dann, wenn mir Leute davon erzählen, wie sie in den letzten Jahren die Bedeutung des Glaubens an Jesus Christus für ihr Leben ganz neu entdeckt haben und sagen können: "Da hat etwas ganz Neues für mich angefangen. Und das ist großartig. Ich bin Gott dafür von Herzen dankbar." Von dieser fröhlichen Dankbarkeit lasse ich mich gerne anstecken und deute solche Erfahrungen als Widerschein von Gottes großem 'neuen Wurf', der uns alle einschließt.

Gebet: Herr, du bittest uns, umzudenken. Wir könnten lernen, die Welt mit deinen Augen zu sehen. Wir könnten einen Blick für die Spuren bekommen, die du in den Leben von Menschen hinterlässt. Wir könnten lernen, auf dich zu hören. Dafür braucht es Zeit und Ruhe, dass wir zu uns kommen können. Wie kommen wir dahin? Hilf uns - persönlich und auch als Gesellschaft - neue Wege einzuschlagen. Amen.

Einen gesegneten Tag mit Zeit zum Nach- und Umdenken wünscht dir und Ihnen


deine / Ihre Elfriede Bezold-Löhr

Dienstag, 18. November 2014

Nur nicht loslassen ebl

Losung: "Warum gibt Gott den Menschen Licht und Leben, ein Leben voller Bitterkeit und Mühe? Sie warten auf den Tod, doch der bleibt aus." (Hiob 3, 20 - 21)

Lehrtext: "Ich vertraue ihm ja - und kann es doch nicht! Hilf mir vertrauen!" (Mk. 9, 24)

Liebe Leserin, lieber Leser,

nur wer sich von uns schon einmal lebens'müde' gefühlt hat, wird sich heute in der Losung wiederfinden. Der da so redet, ist Hiob. Er ist völlig am Ende, hat alles verloren. Es ist ihm nur noch sein nacktes Leben geblieben. Es gibt keinen schnellen Trost in seiner Situation. Das kenne ich in dieser Härte nicht und bin froh darum. Und doch: Es ist gut, dass in der Bibel auch von solchen Schicksalen erzählt wird. Weil es sie auch heute gibt und weil es tröstet, wenn ich weiß: Ich bin in meinem Elend nicht völlig allein.

Im heutigen Lehrtext geht es um einen Vater, der sein psychisch schwer krankes Kind zu Jesus bringt. Völlig verzweifelt fleht dieser Mann Jesus an: "Hilf uns, wenn du kannst!" Jesus hakt nach: "Was heißt hier: 'Wenn du kannst?' Wer Gott vertraut, dem ist alles möglich." Und dann heilt er das Kind.
In dem, was dieser Vater sagt, erkenne ich mich selber wieder. Gott voll vertrauen können und dann doch wieder schwankend werden - das kenne ich gut.

Gebet: HERR, ich spreche es einfach nach: Hilf mir vertrauen. Mein Glaube ist manchmal beschämend klein. Dafür bitte ich dich um Vergebung. Hilf mir, dass ich dich nicht loslasse. Und wenn, dann halte du mich fest. Amen.

Herzliche Grüße aus Sommersdorf
von deiner / Ihrer 

Elfriede Bezold-Löhr

Montag, 17. November 2014

Der Ernteeinsatz läuft schon ebl

Losung: Freut euch und jubelt ohne Ende über das, was ich nun schaffe! (Jes. 65, 18)

Lehrtext: Jesus sagt zu seinen Jüngern, seinen engsten Freunden: "Meine Nahrung ist, dass ich dem gehorche, der mich gesandt hat, und sein Werk vollende. Ihr denkt, wie es im Sprichwort heißt: 'Zwischen Saat und Ernte liegen vier Monate!' Aber ich sage euch: Macht die Augen auf und seht euch die Felder an! Das Korn ist schon reif für die Ernte." (Johannes 4, 34 - 35)

Liebe Losungsgemeinschaft,
die heutigen Verse aus der Bibel sind für mich so etwas wie die Fortsetzung unserer gestrigen Gedanken zum Volkstrauertag. Im 'Lichtblick'-Gottesdienst ist uns klar geworden, dass aktuell weltweit viel, viel Leid geschieht. Das ändern wir nicht auf die Schnelle. Zugleich haben wir uns als Ermutigung sagen lassen, dass wir uns für das Wohl anderer Menschen und damit für den Frieden jederzeit einsetzen können. Wir können in unseren Dörfern anfangen, Herz und Hände zu öffnen für Leute, die in Not sind. Auf diese Weise wird Gottes Reich heute Wirklichkeit und sein Wille geschieht. Wir warten zwar auf die große Erlösung am Ende der Zeiten, aber kleine Erlösungen kann es heute schon geben - wir können dazu beitragen. Und wer das tut, erlebt manche unerwartete Freude.

Gebet: Vater, wir bitten dich um Zuversicht im Blick auf unsere Welt. Stärke unser Vertrauen in dich als den 'Friedefürst' und zeige uns, wo wir heute an deinem Reich mit anderen gemeinsam bauen können. Segne diesen Tag und lass uns zum Segen für andere werden. Amen.

Herzliche Grüße!

Deine / Ihre Elfriede Bezold-Löhr

Sonntag, 16. November 2014

Rätsel und Geheimnisse hl

Losung: Hiob sagt: »Du, Herr, hast gefragt: 'Wer bist du, dass du meine Weisheit anzweifelst mit Worten ohne Verstand?' Ja, es ist wahr: Ich habe von Dingen geredet, die ich nicht begreife, sie sind zu hoch für mich und übersteigen meinen Verstand. Du hast gesagt: 'Hör mir zu, jetzt rede ich, ich will dich fragen, und du sollst mir antworten!' Herr, ich kannte dich nur vom Hörensagen, jetzt aber habe ich dich mit eigenen Augen gesehen! Darum widerrufe ich meine Worte, ich bereue in Staub und Asche!« Hiob 42,4-6 (übersetzung: Hoffnung für alle)

Lehrtext: Seine Knechte werden ihm dienen und sein Angesicht sehen, und sein Name wird an ihren Stirnen sein. Offenbarung 22,3-4

Liebe Leserin, lieber Leser,

kennen Sie  / kennst du Gott? Schon wieder so eine Frage, bei der man ins Grübeln kommt. Wer Gott kennt, sieht sich selbst und die Welt mit anderen Augen an. Das ist für mich der Sinn der heutigen Tageslosung. Aber wer kennt schon Gott? Geschweige denn, wer hat ihn wie Hiob gesehen? Ich weiß nicht, was er gesehen hat. Aber offensichtlich hat ihm Gott selbst die Augen geöffnet, sodass er sagen konnte: »Ja, es ist wahr: Ich habe von Dingen geredet, die ich nicht begreife, sie sind zu hoch für mich und übersteigen meinen Verstand.«
Als Mensch stehe ich immer in der Gefahr, von Gott so zu reden, wie ich ihn begreife. Das ist normal. Aber gefährlich wird es, wenn Gott für mich nur so sein darf, wie ich ihn verstehe. Wenn er dann plötzlich anders ist, als ich ihn mir vorgestellt habe, und Dinge tut, die ich nicht begreife, kommt man ins Zweifeln. Und manche geben ihren Glauben auf.
Als Hiob Gott noch einmal ganz anders kennengelernt hatte, ist ihm bewusst geworden, wie klein er bisher von Gott gedacht, wie wenig er ihn verstanden hatte und wie daneben manches von dem war, was er von ihm und zu ihm gesagt hatte. Für mich heißt das, dass ich Gott nicht mit meinem kleinen Menschenverstand begrenzen darf. Auch wenn ich noch so intensiv die Bibel lese und Theologie studiere, bleiben viele Fragen, auf die ich keine Antwort weiß und wissen kann. Da bleiben Rätsel, die ich nicht lösen kann. Geheimnisse, die ich nicht entschlüsseln kann. Ereignisse, die ich nicht verstehen kann.
Kann ich trotzdem diesem großen, geheimnisvollen Gott trauen? Ich glaube ja, weil Jesus sagt: „Wer mich sieht, der sieht den Vater, denn ich bin in ihm und er ist in mir.“ (Johannes 14,9) In Jesus, in dem was er gesagt hat, wie er mit Menschen umgegangen ist, wie er mir zugut Leiden und Tod auf sich genommen hat, - in ihm sehe ich die Liebe meines Vaters im Himmel. Und wenn ich manches Mal Gott nicht verstehe, dann schaue ich auf ihn, auf das Bild des Gekreuzigten, schweige und lass es auf mich wirken bis es anfängt, zu mir zu sprechen.
Einmal wird für jeden von uns der Tag kommen, an dem er Gott von Angesicht zu Angesicht sehen wird. Und dann, so hoffe ich mit Paulus, „werde ich erkennen, wie auch ich erkannt bin“ und werde verstehen, was ich hier nicht verstanden habe.

Gebet: Ewiger und geheimnisvoller Gott, es soll mir genügen, dass du mir in Jesus begegnest und ich durch ihn deine Liebe spüre. Was auch immer in meinem Leben geschehen wird, es muss mir zum Besten dienen, auch wenn ich es nicht begreife. So sagst du es mit deinem Wort in der Bibel. Und so will ich es glauben. Amen

Herzliche Grüße und einen gesegneten Sonntag

Hans Löhr

Kleine Übung: Nachdem du das gelesen hast, nimm dir noch ein paar Sekunden Zeit und frage dich: Welchen Gedanken will ich behalten? Dann atme ruhig und tief, schließe die Augen und mach dir bewusst: Jetzt, in diesem Augenblick umgibt mich Gott wie die Luft, die ich atme. Er hält mich mit seiner Kraft, wie die Sonne die Erde in ihrer Bahn hält. Er will auch in mir leben, um mir ganz nah zu sein. Ich öffne mich und lass ihn in mir wirken. So von ihm umhüllt und erfüllt, lebe ich mein Leben.
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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, je ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen. 
Wir legen Losung und Lehrtext deshalb aus, weil einer weltweiten Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte das Glaubenswachstum am stärksten fördert. 

Samstag, 15. November 2014

Welche Macht hat das Böse? hl

Losung: Ich habe die Erde gemacht und Menschen und Tiere, die auf Erden sind, durch meine große Kraft und meinen ausgestreckten Arm und gebe sie, wem ich will. Jeremia 27,5

Lehrtext: Herr, unser Gott, du bist würdig, zu nehmen Preis und Ehre und Kraft; denn du hast alle Dinge geschaffen, und durch deinen Willen waren sie und wurden sie geschaffen. Offenbarung 4,11

Liebe Leserin, lieber Leser,

das heutige Losungswort kommt zunächst ganz harmlos daher. Davon dass Gott die Erde und die Menschen und Tiere geschaffen hat, ist die Rede. So weit, so gut. Aber dann kommt so ein kleiner Nachsatz, der schon damals, als der Prophet Jeremia dieses Wort verkündigt hat, irritierte: »und ich, Gott, gebe sie, wem ich will.« Damals sollten die Israeliten anerkennen, dass sie von Gott unter das Joch von Nebukadnezar, des Königs von Babylon, gezwungen worden sind. Ihm sollten sie untertan sein und sich bei Strafe nicht dagegen auflehnen. Ausgerechnet diesem heidnischen Bluthund sollten sie sich beugen. Später mussten sich die Juden den Römern beugen, die sächsischen Heiden den Christen, die Christen im Vorderen Orient den Muslimen, und im letzten Jahrhundert die Gläubigen unter den Christen den Nationalsozialisten und Kommunisten. So war die Wirklichkeit. Aber war das, ist das auch Gottes Wille?

Die Bibel ist an diesem Punkt meiner Meinung nach unmissverständlich: All die Eroberer, Unterdrücker und Diktatoren, die Menschenschlächter und Völkermörder – wo kommen sie her? Wer hat sie geschaffen? Sie sind Ausgeburten des Bösen. Aber, und nun kommt ein Satz, den man nicht leicht annehmen kann: Auch das Böse ist Gottes Werkzeug und muss ihm letztlich zum Guten dienen. Die Bibel nennt Nebukadnezar „Knecht“ Gottes, der letztlich nichts anderes tun kann, als was Gott will, damit sein Plan zu einem guten Ende kommt.

Aber hat es nicht den Anschein, dass das Böse in unserer Welt und manchmal auch in unserem Leben triumphiert? Du kannst das Böse Teufel nennen oder Satan oder eine dämonische Macht oder schlicht und einfach den Feind. Aber, und das ist jetzt entscheidend, als gläubiger Christ solltest du von dem Bösen nicht anders denken als von einer Macht, die bereits angezählt ist wie ein Boxer vor seinem endgültigen K.O. Ein bereits schwer getroffener Boxer ist gefährlich. Er schlägt blindwütig um sich und kann noch Schaden anrichten. Man muss auf der Hut vor ihm sein. Aber gewinnen kann er nicht mehr. Den entscheidenden Schlag hat er bereits bekommen. Die Macht der Finsternis meinte schon, gesiegt zu haben. Aber der Schuss ging nach hinten los. Jesus hat sie für uns am Kreuz überwunden wo er doch hätte verlieren sollen. Er hat aus Liebe vergeben statt aus Hass zurück zu schlagen.

So lesen wir es auch im Buch der Offenbarung in einer bilderreichen Sprache: »Gott hat den Sieg errungen. Alle Macht liegt in den Händen seines Sohnes Jesus Christus.« (Offenbarung Kapitel 12, 7-12a) Mit welchen Formulierungen und Bildern diese Botschaft erzählt wird, ist zweitrangig. Vorrangig ist ihr Sinn. Und in diesem Sinn sollen wir die Macht des Bösen beurteilen. Im Leben hier kann uns von ihr noch immer Leid zugefügt werden. Sie gewinnt noch die eine oder andere Schlacht, aber nicht mehr den Krieg

Zu allen Zeiten haben Christen in diesem Glauben die Macht des Bösen eine Zeit lang duldend hingenommen, wenn sie keine andere Chance hatten, oder sich ihr widersetzt und sie bekämpft. Aber sie haben sich ihr nicht ergeben, haben sie nicht angebetet und verherrlicht. Ihr Bekenntnis war und ist und bleibt: »Dich, unseren Herrn und Gott, beten wir an. Du allein bist würdig, dass wir dich ehren und rühmen, uns deiner Macht unterordnen (Lehrtext nach der Übersetzung HFA). Damit das auch unser Bekenntnis bleibt, brauchen wir uns gegenseitig in den Herausforderungen des Lebens, um füreinander zu beten, einander zu ermutigen und beizustehen.

Gebet: Herr, manchmal fällt es mir schwer zu glauben, dass du auch das Bösen kontrollierst und seine Niederlage besiegelt ist. Ich selber bin zu schwach, um mich gegen diese finstere Macht zu behaupten. Darum vertraue ich auf deine Hilfe und bete mit deinen Gläubigen: »Führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.« Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

Kleine Übung: Nachdem du das gelesen hast, nimm dir noch ein paar Sekunden Zeit und frage dich: Welchen Gedanken will ich behalten? Dann atme ruhig und tief, schließe die Augen und mach dir bewusst: Jetzt, in diesem Augenblick umgibt mich Gott wie die Luft, die ich atme. Er hält mich mit seiner Kraft, wie die Sonne die Erde in ihrer Bahn hält. Er will auch in mir leben, um mir ganz nah zu sein. Ich öffne mich und lass ihn in mir wirken. So von ihm umhüllt und erfüllt, lebe ich mein Leben.
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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, je ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen. 
Wir legen Losung und Lehrtext deshalb aus, weil einer weltweiten Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte das Glaubenswachstum am stärksten fördert. 

Freitag, 14. November 2014

Woran mein Herz hängt hl

Losung: So spricht Gott der HERR: Kehrt um und wendet euch ab von euren Götzen. Hesekiel 14,6

Lehrtext: Sie nannten Barnabas Zeus und Paulus Hermes, weil er das Wort führte. Als das die Apostel Barnabas und Paulus hörten, zerrissen sie ihre Kleider und sprangen unter das Volk und schrien: Ihr Männer, was macht ihr da? Wir sind auch sterbliche Menschen wie ihr und predigen euch das Evangelium, dass ihr euch bekehren sollt von diesen falschen Göttern zu dem lebendigen Gott. Apostelgeschichte 14,12.14-15

Liebe Leserin, lieber Leser,

sind Sie / bist Du, bin ich ein Götzenanbeter? Schon die Frage klingt ungehörig. Nur was verstehen wir unter Götzen? Irgendwelche geschnitzten und bemalten Holzfiguren, vor denen wir uns niederwerfen? Götzen sind Dinge, die an die Stelle Gottes treten. Martin Luther sagt dazu: »Das, woran dein Herz hängt, ist dein Gott.« Jetzt wird die Frage schon etwas kniffliger: Woran hängt Dein Herz? Am Geld? An der Karriere? Am FC Bayern…
Mein Herz hängt natürlich an meinen Kindern. Aber ich hüte mich, sie zu vergöttern noch anzubeten. Ich würde nicht nur mir damit schaden, sondern noch mehr ihnen. Mein Herz hängt auch ein wenig an unserem jungen Kater Leo. Es täte mir weh, wenn er plötzlich nicht mehr da wäre, so wie das auch bei seinem Vorgänger, dem Hägar, der Fall war. Aber ich lebe doch nicht im alten Ägypten und bete Katzen an! Mein Herz hängt auch an meiner Frau. Ich merk das zum Beispiel daran, dass ich mich freue, wenn sie nach einem Auswärtstermin wieder heim kommt, auch wenn ich mich zuvor über sie geärgert habe. Aber sie vergöttern? Nein, das tue ich nicht. Sowas machen vielleicht Verliebte, wenn sie sich im anfänglichen Hormonrausch befinden.
Aber hängt mein Herz auch an Gott? Hängt es an Jesus? Ich glaube schon, dass ich diese Frage mit Ja beantworten kann. Ich will das nicht im Brustton der Überzeugung hinaus posaunen, weil ich nicht so ein großer Glaubensheld bin. Mir ist Petrus eine Warnung, dessen Herz auch an Jesus hing, und der ihn aus Todesangst verleugnet hat, weil sein Herz noch mehr am eigenen Leben hing. Und darum bete ich manchmal:
Gebet: Herr, hilf mir, immer wieder zu Dir zurück zu finden, wenn ich Dich zu verlieren drohe. Erhalte mir den Glauben bis zuletzt. Ich will nicht ohne Dich leben, selbst wenn ich es könnte. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

Kleine Übung: Nachdem du das gelesen hast, nimm dir noch ein paar Sekunden Zeit und frage dich: Welchen Gedanken will ich behalten? Dann atme ruhig und tief, schließe die Augen und mach dir bewusst: Jetzt, in diesem Augenblick umgibt mich Gott wie die Luft, die ich atme. Er hält mich mit seiner Kraft, wie die Sonne die Erde in ihrer Bahn hält. Er will auch in mir leben, um mir ganz nah zu sein. Ich öffne mich und lass ihn in mir wirken. So von ihm umhüllt und erfüllt, lebe ich mein Leben.
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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, je ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen. 
Wir legen Losung und Lehrtext deshalb aus, weil einer weltweiten Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte das Glaubenswachstum am stärksten fördert.

Donnerstag, 13. November 2014

Wie wirst du geliebt? hl

Losung: Gott verkündigte euch seinen Bund, den er euch gebot zu halten, nämlich die Zehn Worte, und schrieb sie auf zwei steinerne Tafeln. 5.Mose 4,13

Lehrtext: Das ist mein Gebot, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch liebe. Johannes 15,12

Liebe Leserin, lieber Leser,

»…wie ich euch liebe«, sagt Jesus. Wie liebt er denn Sie / Dich? Hast du darüber schon mal nachgedacht? Und wie sollst Du demzufolge andere lieben?
Ich wähle einen Vergleich: Er liebt Dich wie eine Mutter ihr Kind. Wenn das Kind weinend aus der Schule kommt, weil es eine schlechte Note geschrieben hat, dann straft sie es nicht. Sie zeigt ihm nicht ihre Enttäuschung. Sie nimmt es in den Arm und tröstet. Und warum, weil ihr Kind jetzt vor allem anderen ihre Liebe braucht. Wenn es seine Hausaufgaben nicht geschafft hat, ruft sie in der Schule an und sagt, dass sie sich nicht richtig darum gekümmert hat. Und warum? Weil sie ihr Kind nicht allein im Regen stehen lässt und lieber die Schuld auf sich nimmt. Wenn es schwer krank ist, wacht sie an seinem Bett. Und warum? Weil sie mit leidet, wenn ihr Kind leidet…  Eine Mutter sieht ihr Kind immer mit den Augen der Liebe an, selbst wenn sie mal streng schaut. Denn »Liebe ist geduldig und freundlich. Sie ist nicht verbissen, sie prahlt nicht und schaut nicht auf andere herab. Liebe verletzt nicht den Anstand und sucht nicht den eigenen Vorteil, sie lässt sich nicht reizen und ist nicht nachtragend. Sie freut sich nicht am Unrecht, sondern freut sich, wenn die Wahrheit siegt. Liebe ist immer bereit zu verzeihen, stets vertraut sie, sie verliert nie die Hoffnung und hält durch bis zum Ende.« (Übersetzung HFA) So sagt es der Apostel Paulus (1. Kor. 13) So liebt Dich Jesus, und so sollst Du andere lieben. Wenn Du für sie ein weiches Herz hast, brauchst Du nicht mehr die steinernen Tafeln der Zehn Gebote.
Nachtrag: Auch die Liebe einer Mutter kommt manchmal an ihre Grenzen. Die von Jesus nicht. Auch Du wirst sein Gebot (Lehrtext) nicht zu 100 Prozent erfüllen. Doch wenn er Dein Bemühen sieht, wird er Dir das zu 100 Prozent nachsehen.

Gebet: Herr, das tut gut, von Dir persönlich zu hören, dass Du mich schon immer liebst. Das macht es mir leichter, auch andere zu lieben wie Du, auch wenn's nicht einfach ist. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr


Vergewisserung:
Nachdem du das gelesen hast, nimm dir noch ein paar Sekunden Zeit, schließe die Augen und mach dir bewusst:
Jetzt, in diesem Augenblick umgibt mich Gott wie die Luft, die ich atme. Er hält mich mit seiner Kraft, wie die Sonne die Erde in ihrer Bahn hält. Er will auch in mir leben, um mir ganz nah zu sein. Ich öffne mich und lass ihn in mir wirken. So von ihm umhüllt und erfüllt, lebe ich mein Leben.

Mittwoch, 12. November 2014

Straft Gott? hl

Losung: Der HERR züchtigt mich schwer; aber er gibt mich dem Tode nicht preis. Psalm 118,18

Lehrtext: Ihr Lieben, lasst euch durch die Hitze nicht befremden, die euch widerfährt zu eurer Versuchung, als widerführe euch etwas Seltsames, sondern freut euch, dass ihr mit Christus leidet, damit ihr auch zur Zeit der Offenbarung seiner Herrlichkeit Freude und Wonne haben mögt. 1.Petrus 4,12-13

Liebe Leserin, lieber Leser,

hoffentlich gehörst Du nicht zu denen, die sich für besonders gute Christen halten und bedeutungsvoll mit den Augen rollen, wenn sie über einen anderen sagen: ‚Sein Unglück ist die Strafe Gottes.‘ Denn das ist schlicht und einfach verboten, von einem anderen zu sagen, dass Gott ihn straft. Auch die Aids-Seuche ist keine Strafe für die Schwulen so wenig wie die Ebola-Seuche eine Strafe für die Afrikaner. 
Doch kann man dann überhaupt noch davon sprechen, dass Gott Menschen straft? In unserem heutigen Losungswort ist schließlich davon die Rede. Aber, und das ist der entscheidende Unterschied, Du kannst, wie in der Losung, das nur von Dir selbst sagen. Du darfst es aber nicht von einem anderen sagen. Denn woher willst Du wissen, was genau Gott bei einem anderen tut? (siehe Lukas 13,4+5)
Eigentlich gefällt mir das Bibelwort aus dem Psalm 118 nicht. Denn ich rede lieber von einem liebenden statt von einem strafenden Gott. Und trotzdem hat es seine Berechtigung und hat Eingang gefunden in den Psalm (Introitus), den wir in den Ostergottesdiensten in den Kirchen singen. Denn in diesem Wort spiegelt sich die Erfahrung von vielen.
Vor vielen Monaten habe ich einen Mann auf der Intensivstation besucht, der mit großer Mühe diesen Satz herausgebracht hat: »Gott straft seine Sünder.« Erst war ich geneigt, ihm das auszureden. Aber das habe ich sein lassen. Es war sein Gefühl, sein Eindruck, seine Erfahrung – und die habe ich zu respektieren. Ich habe damals nur gesagt: »Und jetzt liegt es auch an Ihnen, dass sie sich nicht aufgeben, sondern um Ihr Leben kämpfen, auch mit Gebeten.« Dann haben wir miteinander gebetet. Bald ging es in eine ähnliche Richtung wie im heutigen Losungswort und der Mann hat wieder neuen Lebensmut geschöpft.
Den Satz „Gott straft mich“ wird man wohl nur in großer Verzweiflung sagen. Aber damit sagt man immerhin noch: ‚Ich bin mit mir und meinem Leid nicht allein. Es gibt noch eine Beziehung zwischen ihm und mir. Ich kann ihm mein Elend klagen, kann ihn um Hilfe bitten und auf seine Liebe hoffen. 
Doch bevor ich davon rede, dass Gott mich straft, sollte ich bedenken, ob meine Probleme nicht die natürlichen Folgen eines Fehlverhaltens sind. Ein todkranker Mann hat mir einmal mit einer kleinen, verschämten Geste zu verstehen gegeben, dass sein Zustand mit Alkoholmissbrauch zu tun hat. Er hat wenigstens sich und anderen nichts mehr vorgemacht. 
Der Glaube hilft uns, auch Leidenserfahrungen mit Gott zusammen zu bringen und ihnen so einen Sinn abzugewinnen.  Davon bin ich überzeugt. Aber das machen die Betroffenen am besten selbst. Als Außenstehender kann man zwar beten und vielleicht auch trösten. Aber mit Bewertungen sollte man sich zurückhalten.

Gebet: Herr, mir ist lieber, Du fasst mich hart an, bevor Du mich aufgibst. Denn solange ich mit Dir zu tun habe, bleibt mir die Hoffnung, dass Du mich hörst und mir hilfst. Amen  

Nachdenkliche Grüße

Hans Löhr 

Vergewisserung:
Nachdem du das gelesen hast, nimm dir noch ein paar Sekunden Zeit, schließe die Augen und mach dir bewusst:
Jetzt, in diesem Augenblick umgibt mich Gott wie die Luft, die ich atme. Er hält mich mit seiner Kraft, wie die Sonne die Erde in ihrer Bahn hält. Er will auch in mir leben, um mir ganz nah zu sein. Ich öffne mich und lass ihn in mir wirken. So von ihm umhüllt und erfüllt, lebe ich mein Leben.

Dienstag, 11. November 2014

Bist Du zu Haus? hl

Losung: Das Regenwasser verläuft sich nicht so schnell, wie mein Volk meiner vergisst. Jeremia 18,14-15

Lehrtext: Jesus sprach: Jerusalem, wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken versammelt unter ihre Flügel; und ihr habt nicht gewollt! Matthäus 23,37

Liebe Leserin, lieber Leser,

Gott vergessen wie Regenwasser sich verläuft? – Das passiert mir als Pfarrer nicht weniger als anderen Menschen auch. Da bist Du beispielsweise nach einer schlechten Nacht zu müde zum Beten. Und dann bist Du damit beschäftigt, irgendwie in den Tag hinein zu kommen, wenigstens geduscht und rasiert, mit geputzten Zähnen und gekämmten Haaren. Und dann läuft Dir schon beim Frühstück die Zeit davon, dass Du nur schnell ein paar Schluck trinkst und dann gleich den Alltagskram erledigst. Und Gott? Du bist einfach zu sehr mit dir selbst beschäftigt als dass Du noch an ihn denken würdest. Und dann ist der Tag rum und der nächste vielleicht auch. Und Du hast pflichtschuldigst noch schnell ein Nachtgebet gemurmelt, aber warst nicht mehr recht bei der Sache, warst nicht bei ihm.
Ein Sprichwort aus dem Zululand sagt: »Gott besucht uns häufig, aber wir sind oft nicht zu Haus.« Das meint wohl, dass ich in Gedanken sonst wo bin und mich in allen möglichen Tätigkeiten verliere, aber nicht mehr in mir selbst wohne und ruhe. Und somit kann ich auch Gott keine Gelegenheit bieten, mich zu besuchen.
Aber genau darauf kommt es an, auf diese Gelegenheiten, in denen er bei mir ist und ich bei ihm, in denen er zu mir spricht sei es in einem Gebet, oder durch ein Lied oder ein Bibelwort.
Die vielfachen Beschäftigungs- und Unterhaltungsmöglichkeiten, mit einem Wort die Zerstreuung war noch nie so groß wie in dieser Zeit. Kein Wunder, dass der Gedanke an Gott im Treibsand der Ablenkungen versickert. 
Ich sehe nur eine Möglichkeit, etwas dagegen zu tun, indem ich mir bewusst und regelmäßig für Begegnungen mit ihm Zeit nehme. Wenigstens einmal am Tag muss ich innehalten und Ruhe geben, damit Gott an mir und in mir wirken kann. Ja, der Glaube ist auch anstrengend. Er erfordert Zeit und Konzentration. Er verlangt nach der Mühe, dass ich mich immer wieder aufmache, um mit anderen Gottesdienst zu feiern. Aber zugleich ist er doch auch eine Quelle der Freude und der Kraft. Und wenn es darauf ankommt, dann weiß ich auch, unter wessen Flügeln ich Zuflucht und Schutz finde (Lehrtext).

Gebet: Herr, höre nicht auf, mich an Dich zu erinnern durch einen anderen Menschen, durch ein Wort, ein Lied oder ein Zeichen in der Natur. Besuche mich nicht nur, sondern wohne in mir, damit ich bei Dir zu Hause bin. Amen

Herzliche Grüße


Hans Löhr 

Montag, 10. November 2014

Entlastung hl

Losung: David sprach zu Nathan: Ich habe gesündigt gegen den HERRN. Nathan sprach: So hat auch der HERR deine Sünde weggenommen; du wirst nicht sterben. 2.Samuel 12,13

Lehrtext: Ihr wisst, dass der Sohn Gottes erschienen ist, damit er die Sünden wegnehme. 1.Johannes 3,5

Liebe Leserin, lieber Leser,

»Christe, du Lamm Gottes, der du trägst die Sünd der Welt!« So haben wir gestern im Gottesdienst während der Abendmahlsfeier gemeinsam gesungen. Uralt ist dieser Gebetsruf und doch brandaktuell. Ich schaue auf den Gekreuzigten, auf Gottes Lamm, und ich sehe, wie er schwer trägt unter den Sünden der Gewaltmenschen, der Unterdrücker und Folterknechte im Nahen und mittleren Osten, in Afrika und Afghanistan. Ich schaue auf die Börsen, an denen Nahrungsmittel gehandelt werden nicht zu dem Zweck, dass möglichst viele satt werden, sondern dass möglichst wenige viel Profit machen. Ich schaue auf die Massentierhalter und Schlachtfabriken in unserem Land, die auf kleinstem Raum möglichst viele Hähnchen „produzieren“, um ihre Schenkel in Deutschland zu verkaufen und die Schlachtabfälle in Afrika, womit sie dort die Arbeit der Bauern kaputtmachen.
„Christe, du Lamm Gottes, der du trägst die Sünd der Welt!“. Ich schaue auf… – mich. Und da sehe ich keinen Unschuldsengel, keinen, der anderen moralisch überlegen wäre, keinen Gerechten, sondern einen Sünder. Vielleicht mag einer sagen: „Was sind schon Deine Sünden gegen die Sünden der Menschenschinder und Tierquäler, der Profiteure auf Kosten anderer, der Schreibtischtäter im weißen Kragen?“ Gott sagt das nicht. Er macht nicht diesen fragwürdigen Unterschied zwischen Todsünden und lässlichen Sünden. Da ist nicht der eine weniger böse als der andere. Da stehe ich mit jenen Übeltätern in einer Reihe und bin genauso wie sie darauf angewiesen, dass Christus meine Sünden wegnimmt und als Lamm Gottes auf das Kreuz hinauf trägt. Die Strafgesetzbücher der Menschen kennen verschiedene Strafmaße je nach Schwere der Schuld. Vor Gott wiegt jede Schuld gleich schwer, und die meine drückt das Lamm Gottes nicht weniger als die anderer. Mit ihnen habe ich nur die eine Chance, die auch König David ergriffen hat: Sich der eigenen Schuld stellen, die eigene Sünde vor Gott bekennen, um Vergebung bitten und darauf ohne jeden Zweifel vertrauen, dass Gott um Jesu willen vergibt.
Das allein entlastet mich. Das entlastet auch die, die wegen ihrer Schuld im Gefängnis eine Strafe abbüßen müssen. Die Selbstgerechten aber, die sich keiner Sünde und keiner Schuld bewusst sind, müssen mit ihren dunklen Schatten und Seiten alleine zurechtkommen. Aber sie können sie nicht abschütteln. Und da ist niemand, der sie ihnen wegnehmen würde.

Gebet: Herr, bevor ich über den Schmutz vor den Türen andere schimpfe, will ich erst vor der meinen kehren. Bevor ich über den Splitter im Auge eines anderen lästere, will ich erst den Balken aus meinem ziehen. Bevor ich Steine der Anschuldigung auf andere werfe, will ich mir bewusst machen, dass ich selbst im Glashaus sitze. Du bist barmherzig zu allen, die mit ihren Lasten zu Dir kommen. Hab auch ein Herz für mich. Amen

Herzliche Grüße und Gottes Segen in der neuen Woche!

Hans Löhr