Dienstag, 11. November 2014

Bist Du zu Haus? hl

Losung: Das Regenwasser verläuft sich nicht so schnell, wie mein Volk meiner vergisst. Jeremia 18,14-15

Lehrtext: Jesus sprach: Jerusalem, wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken versammelt unter ihre Flügel; und ihr habt nicht gewollt! Matthäus 23,37

Liebe Leserin, lieber Leser,

Gott vergessen wie Regenwasser sich verläuft? – Das passiert mir als Pfarrer nicht weniger als anderen Menschen auch. Da bist Du beispielsweise nach einer schlechten Nacht zu müde zum Beten. Und dann bist Du damit beschäftigt, irgendwie in den Tag hinein zu kommen, wenigstens geduscht und rasiert, mit geputzten Zähnen und gekämmten Haaren. Und dann läuft Dir schon beim Frühstück die Zeit davon, dass Du nur schnell ein paar Schluck trinkst und dann gleich den Alltagskram erledigst. Und Gott? Du bist einfach zu sehr mit dir selbst beschäftigt als dass Du noch an ihn denken würdest. Und dann ist der Tag rum und der nächste vielleicht auch. Und Du hast pflichtschuldigst noch schnell ein Nachtgebet gemurmelt, aber warst nicht mehr recht bei der Sache, warst nicht bei ihm.
Ein Sprichwort aus dem Zululand sagt: »Gott besucht uns häufig, aber wir sind oft nicht zu Haus.« Das meint wohl, dass ich in Gedanken sonst wo bin und mich in allen möglichen Tätigkeiten verliere, aber nicht mehr in mir selbst wohne und ruhe. Und somit kann ich auch Gott keine Gelegenheit bieten, mich zu besuchen.
Aber genau darauf kommt es an, auf diese Gelegenheiten, in denen er bei mir ist und ich bei ihm, in denen er zu mir spricht sei es in einem Gebet, oder durch ein Lied oder ein Bibelwort.
Die vielfachen Beschäftigungs- und Unterhaltungsmöglichkeiten, mit einem Wort die Zerstreuung war noch nie so groß wie in dieser Zeit. Kein Wunder, dass der Gedanke an Gott im Treibsand der Ablenkungen versickert. 
Ich sehe nur eine Möglichkeit, etwas dagegen zu tun, indem ich mir bewusst und regelmäßig für Begegnungen mit ihm Zeit nehme. Wenigstens einmal am Tag muss ich innehalten und Ruhe geben, damit Gott an mir und in mir wirken kann. Ja, der Glaube ist auch anstrengend. Er erfordert Zeit und Konzentration. Er verlangt nach der Mühe, dass ich mich immer wieder aufmache, um mit anderen Gottesdienst zu feiern. Aber zugleich ist er doch auch eine Quelle der Freude und der Kraft. Und wenn es darauf ankommt, dann weiß ich auch, unter wessen Flügeln ich Zuflucht und Schutz finde (Lehrtext).

Gebet: Herr, höre nicht auf, mich an Dich zu erinnern durch einen anderen Menschen, durch ein Wort, ein Lied oder ein Zeichen in der Natur. Besuche mich nicht nur, sondern wohne in mir, damit ich bei Dir zu Hause bin. Amen

Herzliche Grüße


Hans Löhr 

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