Sonntag, 9. Februar 2014

Mein Fänger hl

Predigt zur Tageslosung von Hans Löhr

Wohl allen, die auf ihn trauen! Psalm 2,12

Liebe Gemeinde,

„Wohl allen, die auf den Herrn trauen!“ In unseren Worten heißt das: „Alle können von Glück sagen, die sich auf Gott verlassen!“  – Schön, dass so ein Wort in der Bibel steht. Aber wie ist es um Ihr / wie ist es um dein Gottvertrauen bestellt? Kannst du dieses Psalmwort aus ganzem Herzen nachsprechen und bejahen? Du hast dich bisher auf deinen Gott verlassen können, sonst wärst du nicht so alt geworden wie du bist. Aber kannst du ihm auch heute vertrauen? Bist auch für die Zukunft zuversichtlich? Ich glaube, keiner ist jetzt im Gottesdienst, der nicht wenigstens ein bisschen Gottvertrauen hat. Und trotzdem machst du dir Sorgen um deine Angehörigen oder um deine Gesundheit. Wenn du noch jünger bist, geht es dir vielleicht um die Partnerschaft, um den Arbeitsplatz, möglicherweise auch um finanzielle Probleme. Wenn du schon älter bist, hast du vielleicht Angst vor dem Altwerden und dem Sterben. Diese Gedanken teilen wir alle. Sie gehen unter die Haut.
Wie also kriege ich Gottvertrauen? Und wenn ich schon ein bisschen davon habe, wie kann es wachsen und mein Leben bestimmen?

Ich denke, es ist so, wie wenn jemand im Schwimmbad erstmals vom Fünf-Meter-Brett springt. Als ich zum ersten Mal im Waldstrandbad in Windsbach da oben stand, sah es viel höher aus als von unten. Eigentlich soll das Leben, vor allem im Schwimmbad, Spaß machen. Darum bin ich auch hoch geklettert, nicht zuletzt, um den Mädchen zu imponieren. Aber jetzt, da oben auf dem Sprungturm, wurde es ernst. Traue ich mich oder traue ich mich nicht? Ich hatte genau gesehen, wie vor mir schon andere vom Fünf-Meter-Brett gesprungen waren und dabei offensichtlich Spaß hatten. Ich hatte genau gesehen, dass sie unten im Wasser gut ankamen und auch wieder aufgetaucht sind. Okay, das waren die anderen. Aber was war mit mir? Ich hatte weiche Knie. Ich hatte Angst. Sollte ich umkehren? Was wäre das für eine Blamage gewesen! Schließlich haben die Mädchen zugeschaut. Also bin ich vor an die Kante, habe tief Luft geholt und - bin gesprungen. Als ich wieder auftauchte, schlug mir das Herz bis zum Hals. Aber ich hatte es geschafft. Ich hatte meine Angst überwunden. Mein Vertrauen, dass alles gut gehen würde, war größer als die Angst. Und dieses Vertrauen hatte ganz viel damit zu tun, dass ich miterlebt habe, wie andere vor mir gesprungen sind. Wäre ich der erste und einzige auf dem Sprungturm gewesen, wäre ich wohl nicht gesprungen.

Mit dem Gottvertrauen verhält es sich ähnlich. Du erlebst, wie sich andere auf Gott verlassen und wie sie davon erzählen, dass ihnen das hilft und sie durch schwierige Zeiten trägt. Und nun hast du die Wahl: Entweder hältst du die anderen, die das tun, für verrückt oder für glaubwürdig. Wenn du meinst, dass Menschen, die sich auf Gott verlassen, verrückt sind, wirst du ihrem Beispiel nicht folgen. Sind sie aber auch sonst ganz normal und glaubwürdig, bist du eher bereit, wie sie es mit Gott zu probieren und dein Vertrauen auf ihn zu setzen.

Vielleicht gibt es verschiedene Wege, um Gottvertrauen zu gewinnen. Aber das positive Beispiel anderer ist wohl der Königsweg. Und darum rede ich auch in den Taufgesprächen mit den Eltern darüber, wie wichtig es ist, dass ihr Kind Gottvertrauen lernt und dass es dazu die Eltern braucht. Wer weiß, dass er sich auf seine Eltern verlassen kann, ist auch eher bereit, sich auf Gott zu verlassen. Und das umso mehr, wenn das Kind mitbekommt, dass auch seine Eltern und Großeltern auf Gott vertrauen, mit dem Kind beten und mit ihm darüber reden. Gibt es ein größeres Geschenk, das Eltern ihren Kindern machen können, als wenn sie ihnen die Möglichkeit bieten, an Gott zu glauben und ihm zu vertrauen? Alle anderen Geschenke veralten mit der Zeit, gehen kaputt, werden wertlos oder uninteressant. Das Gottvertrauen aber wird immer kostbarer je älter du wirst. Es ist ein Geschenk fürs Leben. Umgekehrt aber ist es eine zutiefst traurige Sache, wenn Eltern ihren Kindern beim Glauben im Wege stehen und keinen Wert darauf legen, dass sie auf Gott vertrauen können.

Von wem hast du Gottvertrauen gelernt? Waren es Mutter oder Vater, die Großeltern, die Paten oder jemand ganz anderer? Wer es auch immer gewesen ist, wie viele es auch immer waren, danke heute Gott für diese Menschen auch wenn sie vielleicht schon lange tot sind. Danke für das Geschenk, das sie dir gegeben haben. Vielleicht magst du heute im Gebet an sie denken.

Und was in der Familie gilt, gilt auf ähnliche Weise auch in der Kirchengemeinde. Ich meine, es gehört zu den vornehmsten Aufgaben einer evangelischen Gemeinde, alles daranzusetzen, die Kinder zu erreichen und mitzuhelfen, dass sie im Glauben wachsen und auf Gott vertrauen können. Deshalb steht bei uns die Arbeit für Kinder an erster Stelle. Deshalb sind wir im Kirchenvorstand bereit, für die Kindergottesdienstarbeit und alles was damit zusammenhängt, also auch für die Fortbildung der Ehrenamtlichen, so viel Geld auszugeben wie erforderlich. Und darum freue ich mich, wenn viele Gemeindeglieder das ähnlich sehen und bereit sind, für diese Arbeit immer wieder zu spenden. Dafür an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön. Und noch mehr freue ich mich über die Frauen und Männer und Jugendlichen, die ehrenamtlich bei den Angeboten für Kinder mitarbeiten, manche von ihnen schon seit vielen Jahren. Ich finde, nicht nur der Pfarrer oder die Pfarrerin, sondern auch ihr sollt immer wieder mal auf diese Mitarbeiter in der Kindergottesdienstarbeit zugehen und ihnen danken. Vielleicht so: „Ich habe gehört, dass Sie im Kindergottesdienst mitarbeiten. Das finde ich prima und dafür möchte ich Ihnen einfach mal danke sagen.“

Doch jetzt stell dir vor, worauf du dich verlassen müsstest, wenn du kein Gottvertrauen hättest. Worauf? Das wärst in erster Linie du selbst. Dann käme alles auf deine Gesundheit, auf deine Kraft, auf deine Leistungsfähigkeit an. Solange es da keine Probleme gibt, kannst du scheinbar aus eigener Kraft viel schaffen. Aber jeder von uns kann morgen schon pflegebedürftig sein: ein Unfall, ein Schlaganfall, ein Herzstillstand – und du lebst in einer anderen Welt. Dann musst du dich nahezu ganz und gar auf andere verlassen können. Das geht anscheinend auch. Unser medizinisches System ist ganz gut ausgebaut. Und trotzdem arbeiten auch da Menschen mit ihren Schwächen und Grenzen. Keiner kann dir garantieren, dass alles gut gehen wird.

Also verlassen sich viele auf ihren Talismann, wie der Stürmer Stefan Kießling von Bayer Leverkusen auf eine bestimmte Unterhose. Andere klammern sich an einen anderen Aberglauben, an Horoskope, ans Kartenlegen, ans Pendeln, an die Hoffnung auf einen immerwährenden Wohlstand, an irgendwelche Tabletten oder was weiß ich. Auf irgendwas muss ein Mensch ja sein Vertrauen setzen. Von irgendwoher muss er sich ja Hilfe versprechen. Das Leben wäre sonst nur schwer erträglich. Aber wer kann sich denn schon sicher sein, dass er wirklich aufgefangen wird, wenn er fällt?

Bei Trapezkünstlern im Zirkus gibt es einen, der fliegt und in der Luft die Saltos macht und einen, der kopfüber mit den Kniekehlen am Trapez hängt und den, der fliegt, fängt, also den Flieger und den Fänger. Und dabei muss sich der Flieger ganz und gar auf den Fänger verlassen können und darf auf keinen Fall versuchen, mit seinen Händen nach den Händen des Fängers zu greifen. Die Gefahr wäre zu groß, dass er sie nicht richtig packen könnte und dann abstürzen würde. Der Flieger muss seine Hände unbedingt ruhig halten und darf nicht hektisch herumfuchteln. Er muss es dem Fänger überlassen, dass er sie greift.
Ich glaube, so ist es auch mit mir und mit Gott. Gerade dann, wenn es im Leben schwierig wird, wenn mir der Boden unter den Füßen weggezogen wird, wenn ich im Unglück und Leid abzustürzen drohe, gerade dann ist es gut, wenn ich Gott meine Hände im Gebet ruhig hinhalte. Wenn ich darauf vertraue, dass er sie ergreift, dass er mich auffängt und hält. Er hat das bisher schon getan mit dir und mit mir. Er wird das auch in Zukunft tun.

Als ich damals auf dem Sprungbrett stand, musste ich eine Entscheidung treffen: Springen oder umkehren. Ich hab mich überwunden und bin gesprungen. Wage auch du den Sprung des Glaubens. Spring voll Gottvertrauen, spring deinem Gott in die Arme und bedenke, du kannst nicht tiefer fallen als in seine Hand.

Ja, du kannst von Glück sagen, der du auf diesen Gott vertraust (Losung). Er begegnet dir in Jesus, um dein „Fänger“ zu sein. Das galt damals zur Zeit der Bibel. Das gilt auch jetzt für dich.

Amen

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