Freitag, 14. Februar 2014

Gnade und Wahrheit hl

Losung: Aber über das Haus David und über die Bürger Jerusalems will ich ausgießen den Geist der Gnade und des Gebets. Sacharja 12,10

Lehrtext: Jesus spricht: Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, wird er euch in alle Wahrheit leiten. Johannes 16,13

Liebe Leserin, lieber Leser,

„Kannst du mir nicht diesen Gefallen tun?"  „Na ja, aus Gnade und Barmherzigkeit."  So ähnlich verlaufen manche Gespräche, in denen der eine auf das Wohlwollen des anderen angewiesen ist. Es ist ja auch schön, wenn er es dann bekommt. Und wahrscheinlich denkt sich der andere bei der Redewendung „aus Gnade und Barmherzigkeit"  auch nicht viel dabei, sondern will zum Ausdruck bringen, dass er guten Willens ist, obwohl er sich innerlich dazu überwinden muss und es vielleicht gern anders gehabt hätte. „Kannst du mir nicht dein Auto für einen Trip nach München mit meiner Freundin geben?"  „Na ja, aus Gnade und Barmherzigkeit…"
Aber, bei Lichte besehen, also im Licht der Bibel, sollte doch wohl mein ganzes Verhalten anderen gegenüber von Gnade und Barmherzigkeit bestimmt sein. Zumindest wünsche ich mir das von Gott. Sollten dann meine Mitmenschen sich dasselbe nicht auch von mir wünschen dürfen? Nun, ich glaube nicht, dass das bedeutet, dass ich zu allem Ja und Amen sagen muss. Gerade aus Gnade und Barmherzigkeit muss man auch einmal nein sagen, wenn man das Wohl des anderen im Blick hat und verhindern möchte, dass er eine für ihn selbst problematische Entscheidung trifft.
Aber auf keinen Fall sollte doch sein, dass ich mich meinen Mitmenschen gegenüber als ungnädig und unbarmherzig erweise. Schließlich will auch ich nicht, dass sie zu mir so sind, geschweige denn Gott.
Und belogen werden möchte ich von ihnen auch nicht und verzichte deshalb selbst darauf, andere zu belügen. Aber das heißt noch nicht, dass ich immer die Wahrheit sagen würde. Pilatus sagt zurecht zu Jesus: „Was ist schon Wahrheit?!"  Er meint damit unsere Menschenwahrheit, die durch unsere Gefühle und Erinnerungen oft stark getrübt ist. Jeder Polizist weiß, dass Zeugen bei einem Verkehrsunfall höchst unterschiedliche Angaben machen können, ohne dass sie selbst den Eindruck haben, nicht die Wahrheit gesagt zu haben.
Die Wahrheit, von der Jesus spricht, kommt im Geist Gottes zu uns. Sie ist nicht etwas Abstraktes, schwer Fassbares. Sie ist in Jesus Mensch geworden. In ihm erkenne ich die Wahrheit über mich und über diese Welt. Und weil diese Wahrheit wenig schmeichelhaft ist, bitte ich ihn, dass er mich in alle Wahrheit leite. Der Maßstab meiner Wahrheit aber ist meine Praxis, die Art und Weise, wie ich lebe und mit anderen umgehe. Da entscheidet sich, ob das, was ich sage, auch wahr ist.

Gebet: Herr,
sende dein Licht und deine Wahrheit
dass sie mich leiten zu deiner Klarheit
und ich dir danke, dass du mir hilfst. Amen
(Evangelisches Gesangbuch Nummer 172)

Herzliche Grüße

Hans Löhr 

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