Donnerstag, 28. Februar 2013

Die große Hoffnung hl

Losung: Des Mondes Schein wird sein wie der Sonne Schein, und der Sonne Schein wird siebenmal heller sein zu der Zeit, wenn der HERR den Schaden seines Volks verbinden und seine Wunden heilen wird. Jesaja 30,26

Lehrtext: Wir wünschen, dass jeder von euch denselben Eifer beweise, die Hoffnung festzuhalten bis ans Ende. Hebräer 6,11

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Internationale, das Lied der Kommunisten als sie wirklich noch Kommunisten waren und für die Rechte der ausgebeuteten Arbeiter kämpften bevor sie selber zu Unterdrücker wurden, dieses Lied endet mit der Zeile: »Erst wenn wir sie vertrieben haben, scheint die Sonn' ohn' Unterlass!« Die da vertrieben werden sollten, waren die Ausbeuter und Unterdrücker, die um des Profits willen selbst Kinder in die Bergwerke und Gruben schickten. Wie es scheint, sind sie im Zeitalter des schrankenlosen Kapitalismus wieder auf dem Vormarsch, zumindest in der Dritten Welt.
Die Vorstellung von einer strahlenden Zukunft, wenn erst einmal die Probleme der Gegenwart hinter einem liegen, kommt aus der Bibel. Der Prophet Jesaja verkündet als Gotteswort, dass dann der Mond wie die Sonne scheinen und die Sonne siebenmal heller sein wird als jetzt, »wenn der Herr den Schaden seines Volkes verbinden und seine Wunden heilen wird.«
Ich glaube, wir alle brauchen die Vision von einer guten Zukunft. Auch jeder für sich persönlich. Sie hilft uns, die manchmal so leidvolle Gegenwart zu ertragen und ein Ziel vor Augen zu haben, in welche Richtung sie verändert werden soll. Doch das Paradies auf Erden, in dem die Sonne ohne Unterlass scheint oder zumindest siebenmal heller, werden wir niemals erreichen. Wer das will, und die Kommunisten haben das gewollt, wird eher das Gegenteil bewirken. Das ändert aber nichts daran, dass wir alle eine Verantwortung dafür haben, Zustände, unter denen Menschen leiden, zu verändern - im Kleinen wie im Großen.
Die Bibel sagt, dass es Gott allein ist, der den großen Tag der Erlösung für alle bringt, den Tag des Gerichts für die Lebenden und die Toten. Im Mittelalter haben sich die Menschen davor gefürchtet. Aber wer auf Gott vertraut, muss sich nicht fürchten. Denn der Richter wird Jesus Christus sein, den uns Gott schickt, nicht um uns zu verletzen, sondern um die Wunden zu verbinden, die uns das Leben geschlagen hat und die wir uns vielleicht aus eigener Schuld selbst zugefügt haben. Ja, die Zukunft, auf die wir zugehen, ist kein schwarzes, alles verschlingendes Loch, sondern der helle Tag des Herrn. Das ist meine Hoffnung. An ihr will ich festhalten.

Gebet: Danke Herr, dass Du uns eine Zukunft schenkst jenseits der schwarzen Schatten von Sarg und Grab. Gib uns den Mut und die Kraft, dass wir im Licht dieser Hoffnung jetzt schon unsere Verhältnisse zum Guten verändern. Amen

Herzliche Grüße, Hans Löhr 

Mittwoch, 27. Februar 2013

Der zweite Blick auf die Freude hl

Losung: Gott hatte ihnen große Freude bereitet; auch die Frauen und Kinder freuten sich, und man vernahm den Jubel Jerusalems weithin. Nehemia 12,43

Lehrtext: Alles Volk freute sich über alle herrlichen Taten, die durch Jesus geschahen. Lukas 13,17

Liebe Leserin, lieber Leser,

das war ein Festtag, als 70 Jahre nach der Zerstörung die Mauer Jerusalems endlich wieder aufgebaut war! Nehemia beschreibt das im zwölften Kapitel seines Buches in aller Ausführlichkeit. Alle haben sie zusammen geholfen, damit Jerusalem und seine Bewohner vor äußeren Feinden wieder geschützt waren: Jung und Alt, Groß und Klein, Männer und Frauen. Sie haben Monat für Monat Steine gebrochen und geklopft, geschleppt und aufgetürmt. Ihre Hände waren rissig, ihre Rücken schmerzten, ihre Augen brannten vom Staub. Aber sie hatten es geschafft. Ihre Mauer war fertig. Und jetzt wurde gefeiert und gejubelt, dass man es weithin hören konnte. Und Nehemia, der das alles veranlasst und beaufsichtigt hatte, was sagte er? „Wir sind stolz auf das, was wir geschafft haben. Wir können uns zurecht über die große Leistung freuen, die wir vollbracht haben!” – Nein, das sagte er nicht. Sondern: »Gott hatte ihnen – den Bewohnern Jerusalems – diese große Freude bereitet.« Aber waren es nicht Menschen, die die Mauer aufgebaut hatten? Hatten sie sich denn diese Freude nicht selbst verdient? Warum rühmt da Nehemia Gott und nicht sie?
Das war ein Festtag am 9. November 1989, als Ostberliner und Westberliner gemeinsam auf der verhassten Mauer standen und feierten. In der ganzen Welt wurde der Mut der Demonstranten gerühmt, die in den Wochen davor in Berlin, in Dresden und vor allem in Leipzig gegen das SED-Regime auf die Straße gegangen waren. Viele sind heute noch stolz darauf, was sie damals erreicht haben. Warum wurde in den Medien ihre Leistung gerühmt und nicht Gott?
Weil, so meine ich, es dazu den berühmten zweiten Blick braucht, der hinter die Dinge sieht, den Blick des Glaubens, der in dem, was vordergründig Menschen tun im Verborgenen Gott am Werk sieht. Vielleicht ist das ja bei Ihnen / Dir ähnlich, dass Du Dir manche Dinge zugute hältst, die Du Gott verdankst. Und vielleicht ist die Freude, die Du empfindest über Deine Kinder oder Enkel oder über das, was Du erreicht hast, nicht bloß selbstempfunden, sondern ein Gottesgeschenk. Vielleicht. Es hängt davon ab, wie Du es siehst oder besser, wie Du es sehen willst.

Gebet: Mein Gott und Vater, es ist wunderbar, dass ich mich immer wieder über verschiedene Dinge freuen kann. Und es ist noch wunderbarer, dass Du dahinter steckst. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr 

Dienstag, 26. Februar 2013

Ich liebe Dich hl

Losung: Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist, und was der HERR von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott. Micha 6,8

Lehrtext: Paulus schreibt: Seid so unter euch gesinnt, wie es auch der Gemeinschaft in Christus Jesus entspricht.
Philipper 2,5

Liebe Leserin, lieber Leser,

sind Sie / bist Du der Ansicht, dass sich in Deinem Leben etwas zum Guten verändern sollte? Wenn nein, wenn bei Dir alles passt und optimal läuft, dann brauchst Du nicht weiter zu lesen.
Geht es Dir aber sowie mir, dass Du mit Dir nicht zu 100 Prozent zufrieden bist, dass Du mit anderen Menschen vielleicht geduldiger sein möchtest oder in Deinem Glaubensleben disziplinierter, fröhlicher und dankbarer oder dass Du mehr an andere denken solltest als an Dich, dann denke bitte mit mir über den heutigen Losungstext aus dem Buch des Propheten Micha nach.
Die Bibel sagt uns beiden mit wenigen und einfachen Worten, was wir tun können und müssen, damit sich unser Verhältnis zu anderen Menschen deutlich verbessert und wir uns auch selbst spürbar besser fühlen.
Erstens: Die Zehn Gebote beachten. Vor allem das erste »Ich bin der Herr Dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir!«. Andere Götter? Luther sagt, das sind die Dinge, an denen Dein Herz hängt. – Wir, Du und ich, wir müssen uns entscheiden.
Zweitens: Den Mitmenschen lieben wie sich selbst. – Das weiß jeder, der auch nur im Entferntesten mal mit dem christlichen Glauben in Berührung gekommen ist. Aber was viele Christen theoretisch wissen, doch praktisch unterlassen, ist meiner Meinung nach das alles Entscheidende im Glauben, dass wir von ganzem Herzen und mit all unserer Kraft Gott lieben. Ich möchte sogar soweit gehen und sagen: Aus der hingebungsvollen Liebe zu Gott ergibt sich alles Weitere. Ich selbst hab lange gebraucht, sehr lange, bis mir das in seiner ganzen Tragweite klar geworden ist. Ich kann mich spontan an niemanden erinnern, weder in meiner Kindheit, Jugendzeit, noch im Theologiestudium, noch später im meinem Pfarrerberuf, der mir das klipp und klar gesagt und vorgelebt hätte. Doch, einer, Jesus. »Herr, ich liebe Dich!« – Diesen Satz habe ich zum ersten Mal aus dem Mund eines amerikanischen Pastors gehört.
Drittens: Wer Gott liebt, wie kann der noch hochmütig sein gegenüber seinen Menschengeschwistern, egal, um wen es sich handelt? Wer Gott liebt, hat den Mut, ihnen zu dienen. Demut kommt von Dienemut. Will ich das?
So gesinnt zu sein, wie es der Prophet Micha sagt, entspräche einer Gemeinschaft von Menschen, die sich zu Recht Christen nennen (Lehrtext). Wer bis hierher gelesen hat, weiß, dass er gemeinsam mit mir von dieser Gesinnung noch ein ganzes Stück weit entfernt ist. Wir beide haben es Gottes Gnade zu verdanken, dass wir trotzdem zu ihm und zur Gemeinschaft in Christus gehören.

Gebet: Herr, ich weiß, dass sich bei mir sofort vieles zum Guten ändern könnte, wenn ich konsequent so leben würde, wie es Dein Prophet sagt. Aber was nützt es mir, wenn ich das nur weiß und nicht auch tue? Ich will es versuchen, immer wieder, weil ich Dich liebe. Und ich bitte Dich, mir die Kraft zu geben, das auch zu tun. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr 

Montag, 25. Februar 2013

Fels in der Brandung hl

Losung: HERR, du hast mich von den Toten heraufgeholt; du hast mich am Leben erhalten. Psalm 30,4

Lehrtext: Die Jünger weckten Jesus auf und sprachen: Meister, Meister, wir kommen um! Da stand er auf und bedrohte den Wind und die Wogen des Wassers, und sie legten sich und es entstand eine Stille. Lukas 8,24

Liebe Leserin, lieber Leser,

in meinem Büro hängt ein großes Bild, das ich mir von einer Künstlerin aus Westfalen habe malen lassen. Es zeigt ein zerbrechliches Schifflein mit Jesus und seinen Jüngern. Die hoch aufschäumenden Wogen sind dunkelblau mit weißen Gischtkronen. Himmel und Wasser sind nahezu schwarz. Die Jünger drängen sich ängstlich im Schiff zusammen. Auch sie sind dunkel gemalt. Doch mitten im Kahn steht Jesus, der zum Himmel aufblickt. Er ist umgeben von gelbem und orangem Licht, das über ihm vom Himmel ins Boot herabfließt und ihn umgibt. Inmitten aller Turbulenzen der Elemente, mitten im Sturm der Angst seiner Jünger ist er die Ruhe selbst. Ist er der Fels in der Brandung. Der Frieden, den er im Herzen hat, überträgt sich auf den Wind und die Wellen und nimmt den Jüngern die Angst.
Dieses Bild in meinem Büro zeigt mir den Ort, wo auch ich immer wieder zur Ruhe komme und Frieden finde. Es erinnert mich daran, dass er mich „von den Toten heraufgeholt hat”als ich im Atlantik schon einmal am Ertrinken war, dass er mich „am Leben erhalten” hat, als ich mit fünf Jahren eine schwere Gehirnhautentzündung hatte. Das Bild tut mir gut. Besser gesagt, die Geschichte (Neues Testament, Lukas Kapitel 8 Verse 22-25), die es zeigt und der, der darauf abgebildet ist.

Gebet: Gott, wärst Du nicht gewesen, würde ich nicht mehr sein. Dafür danke ich Dir von ganzem Herzen. Auf Dich kann ich mich auch in Zukunft verlassen. Das glaube ich. Amen

Herzliche Grüße und alle guten Wünsche für die neue Woche!

Hans Löhr

Link zur Predigt vom Sonntag (24.2.2013): Warum muss ich leiden?

Sonntag, 24. Februar 2013

„Warum muss ich leiden?” hl

Predigt zum Sonntag Reminiszere, 24.02.2013 von Hans Löhr. Predigttext: Hiob 2, 1-10

Liebe Gemeinde,
„Warum muss ich leiden? Warum trifft mich dieses Unglück, da ich mir doch keiner Schuld bewusst bin?” Wie viele Menschen haben sich nicht schon diese Frage gestellt! Und wir fragen heute: Wer oder was bewirkt das Leid, den Schmerz, das Böse? Ist es der blinde Zufall? Ein unabwendbares Schicksal? Oder ist es Gott selbst, der Böses tut? Der es zulässt, dass Krankheiten und Schicksalsschläge seine Menschenkinder treffen und sie sich vor Schmerzen winden und sich die Augen aus dem Kopf weinen? Und weiter: Wenn Gott nicht Böses tut, ist es dann eine böse Macht, der Teufel oder der Satan? Aber wieso hat der Böse diese Macht zum Bösen, wenn Gott doch allmächtig ist?

Hiob - das kannst du sein oder ich
Auf solche Fragen versucht das Buch Hiob im Alten Testament eine Antwort zu geben. Es ist so etwas wie ein großes Lehrgedicht, das sich angesichts von Schicksalsschlägen mit der Frage nach dem Warum befasst. Hiob, das ist der unschuldig leidende Mensch schlechthin, so wie es ihn zu allen Zeiten gegeben hat, gibt und geben wird. Er war kein bestimmter Mensch der irgendwann gelebt hätte. Hiob, das kannst du sein oder ich, wenn uns plötzlich etwas Böses widerfährt: eine Krebsdiagnose, eine Scheidung, der Tod eines nahestehenden Menschen, sexueller Missbrauch, ein schweres Unglück, eine Katastrophe.
Hört nun aus dem Hiob Buch das Kapitel 2, Verse 1-8:
Es begab sich aber eines Tages, da die Gottessöhne kamen und vor den HERRN traten, dass auch der Satan unter ihnen kam und vor den HERRN trat.
Da sprach der HERR zu dem Satan: Wo kommst du her?
Der Satan antwortete dem HERRN und sprach: Ich habe die Erde hin und her durchzogen.
Der HERR sprach zu dem Satan: Hast du acht auf meinen Knecht Hiob gehabt? Denn es ist seinesgleichen auf Erden nicht, fromm und rechtschaffen, gottesfürchtig und meidet das Böse und hält noch fest an seiner Frömmigkeit; du aber hast mich bewogen, ihn ohne Grund zu verderben. 

Die Wette des Satans mit Gott
Der Satan antwortete dem HERRN und sprach: Haut für Haut! und alles, was ein Mann hat, lässt er für sein Leben. Aber strecke deine Hand aus und taste sein Gebein und Fleisch an: was gilt's, er wird dir ins Angesicht absagen!
Der HERR sprach zu dem Satan: Siehe da, er sei in deiner Hand, doch schone sein Leben!
Da ging der Satan hinaus vom Angesicht des HERRN und schlug Hiob  mit bösen Geschwüren von der Fußsohle an bis auf seinen Scheitel.
Und Hiob nahm eine Scherbe und schabte sich und saß in der Asche. Und seine Frau sprach zu ihm: Hältst du noch fest an deiner Frömmigkeit? Sage Gott ab und stirb! Er aber sprach zu ihr: Du redest, wie die törichten Weiber reden. Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen?
Vielleicht verwirrt es jetzt den einen oder anderen unter uns, wenn er aus der Bibel hört, dass Gott mit dem Satan um den Glauben eines Menschen wettet und das um den Preis, dass dieser ahnungslose Mensch entsetzlich leiden muss. Nein, das tut Gott nicht. Aber diese Erzählung von der Wette will uns sagen: Es gibt Schicksalsschläge, die kannst du dir nicht erklären. Die kannst du nur hinnehmen. Die widerfahren dir, auch wenn du dir keiner Schuld bewusst bist. Und du wirst keine Antwort auf die Frage finden, warum es gerade dich getroffen hat. Und darum sagt uns die Hiob-Geschichte: Manchen Menschen widerfährt ein so großes Unglück, dass Sie den Eindruck haben müssen, als würde Gott mit dem Teufel eine Wette eingehen, ob ihr Glaube stark genug ist, das zu ertragen.
Doch das Hiob-Buch wirft noch eine andere Frage auf: Wie gehe ich damit um, wenn mich ein so schweres Schicksal trifft? Was macht in diesem Fall ein gläubiger Mensch? Hiob war so einer. Vielleicht können wir uns an seinem Verhalten ein Beispiel nehmen.

Sage Gott ab und stirb!
Sein Glaube hat ihn nicht davor bewahrt, Böses erleiden zu müssen. Er fühlte die gleichen Schmerzen wie jeder Mensch. Er saß in der Asche, weil sein bisheriges Leben zu Asche geworden war. Und er war einsam in seinem Leid. Im Stich gelassen auch von seiner Frau, die Gott und das Leid nicht zusammenbringen konnte. Die den grausamen und harten Satz sagt, bei dem es einem noch heute kalt den Rücken hinunter läuft: »Sage Gott ab und stirb!« Und doch widerspricht Hiob ihr, obwohl er all das Böse am eigenen Leib erleiden muss und sagt den bedenkenswerten Satz: »Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen?«
Ich selbst, liebe Freunde, habe nicht so leiden müssen wie Hiob, noch nicht. Und hoffentlich wird das auch nie der Fall sein. Aber ich kenne Menschen, die mich an diese große tragische Gestalt aus der Bibel erinnern. Die trotz ihrem schweren Schicksal Gott nicht abgesagt haben, sondern an ihm noch mehr festhalten als zuvor. Ich kann das nur staunend zur Kenntnis nehmen. Ob ich in einem solchen Fall auch die Kraft hätte, so zu glauben? Ich weiß es nicht. Aber diese Menschen, die im Glauben fest bleiben, sind mir ein Beispiel. Und wenn es mir einmal schlecht geht, denke ich an sie und sage: Was ist das, was du im Augenblick erleidest gegen das, was sie erleiden. Und wenn diese nach wie vor auf Gott vertrauen, dann kannst du das jetzt auch.

Geläutert im Feuer der Leiden
Manche sagen, ein schweres Schicksal sei eine Glaubensprüfung. Entweder zerbricht dein Glaube, oder er geht gestärkt daraus hervor. Die Bibel spricht vom Gold des Glaubens, das im Feuer der Leiden geläutert wird. Ich möchte, dass mir eine solche Prüfung erspart bleibt. Aber wenn sie unumgänglich ist, dann soll sich auch mein Glaube bewähren, dann soll aus dem Staub und der Asche meines bisherigen Lebens das Gold des Glaubens schimmern. Das wünsche ich mir und dafür bete ich. Und vielleicht bin ich damit nicht allein, sondern ihr hier betet auch um einen solchen Glauben für euch.
Doch aus dem Teil der Hiob-Geschichte, die ich zu Beginn vorgelesen habe, gewinne ich noch eine andere Erkenntnis:
Gott setzt dem Bösen eine Grenze. Er verbietet dem Satan, Hiobs Leben anzutasten. Darüber darf der Teufel nicht bestimmen. Der Anfang und das Ende des menschlichen Lebens ist Gottes Sache. Mit seinem Wort hat er uns ins Leben gerufen und mit seinem Wort wird der uns daraus wieder abrufen. Nur er allein, sonst niemand. Er setzt auch dem Bösen eine Grenze, die es nicht überschreiten darf. Was auch immer geschieht, es gilt der Vers, den wir schon so oft auf dem Friedhof gesungen haben: »Größer als der Helfer ist die Not ja nicht!«

Gutes und Böses
Und dann ist da noch die Frage nach dem Warum. Warum muss ein Mensch so etwas erleiden wie Hiob? Wer könnte diese Frage schon beantworten als Gott allein? Und doch gibt uns das Hiob-Buch einen Hinweis, wie wir dieser Frage die alles zerschlagende Wucht nehmen. Er sagt zu seiner Frau: »Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen?«
Wir alle neigen dazu, das für absolut zu nehmen, was im Augenblick geschieht und was wir empfinden. Sind wir himmelhochjauchzend, hoffen wir, dass es immer so bleiben möge. Sind wir zu Tode betrübt, fürchten wir, dass es immer so bleiben könnte. Aber niemand hat in seinem Leben nur Unglück oder nur Glück erlebt. Und darum tun wir gut daran, im Glück nicht übermütig zu werden, sondern uns der guten Tage dankbar zu freuen wohl wissend, dass auch böse Tage kommen werden. Und wir tun ebenso gut daran, im Unglück nicht zu verzagen und undankbar zu werden, wohl wissend, dass Gott uns auch gute Tage geschenkt hat und auch wieder schenken wird.
Ja, wir sind schnell bei der Hand mit der Frage nach dem Warum, wenn es uns schlecht geht. Aber wer fragt schon „warum”, wenn es ihm gut geht? Das Gute nehmen wir wie selbstverständlich an als hätten wir ein Recht darauf. Aber das Böse, so meinen wir, dürfe uns nicht widerfahren. Doch so ist das Leben nicht.

Wir haben nur eine Zuflucht
In dieser Woche hat sich einer der reichsten Männer Deutschlands, der Gründer der Handelskette Metro, zu der Supermärkte und Kaufhäuser gehören, das Leben genommen. „Otto Beisheim”, so heißt es in einer Pressemitteilung, „habe an einer unheilbaren Krankheit gelitten und sei aufgrund der Hoffnungslosigkeit seiner gesundheitlichen Lage aus dem Leben geschieden". Ich verurteile diesen Mann nicht. Wer bin ich, dass ich mich zu seinem Richter aufspielen dürfte. Er muss seine Tat vor Gott verantworten, nicht vor mir. Aber am Tod dieses Mannes wird deutlich, dass du nicht mit allem Geld der Welt das Unglück von dir und deiner Familie fernhalten kannst. Wir haben nur eine Zuflucht, und das ist unser Schöpfer und Erlöser. Das ist unser Heiland Jesus Christus, der uns besonders in unseren schweren Tagen nahe ist. Gut, wenn du auf ihn vertraust, wenn sich dein Glaube im Unglück bewährt und du dann sagen kannst:
„Herr, Du weißt wie‘s mir geht. Was soll ich dir noch viel sagen? Ich bitte dich um die Kraft, auch das Schwere tragen zu können und um den Glauben, dass du mich da hindurch trägst. Ich danke dir für alles Gute in meinem Leben. Sei du jetzt bei mir, dass das Böse mich nicht überwindet. Hilf mir und rette mich. Amen”

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Zu Hiob siehe auch (klick): Gott gibt und Gott nimmt sowie Gott und das Böse


Freitag, 22. Februar 2013

Vogelfrei ebl

Losung: Unsre Seele ist entronnen wie ein Vogel dem Netze des Vogelfängers; das Netz ist zerrissen, und wir sind frei. Psalm 124,7

Lehrtext: Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen! Galater 5,1

Liebe Leserinnen und Leser,

was für ein Bild: Da flattert ein Vogel panisch in den engen Maschen eines Netzes und es sieht alles danach aus, als wäre sein Leben im nächsten Augenblick zu Ende. Doch dann findet er ein Loch, das in die engen Schlingen gerissen ist - noch ein verzweifelter Flügelschlag und er ist frei! Er steigt in den Himmel und fliegt der Sonne entgegen.
So fühlt sich David, als er einem lebensgefährlichen Konflikt mit Gottes Hilfe entkommt. Er jubelt mit seinen Leuten: "Unsere Seele ist entronnen wie ein Vogel dem Netze des Vogelfängers; das Netz ist zerrissen, und wir sind frei." (Altes Testament, Psalm 124, Vers 7) Da ist von Gefangenschaft im wörtlichen und von der Gefangenschaft im übertragenen Sinn die Rede. Die Feinde Israels hätten bei einer Niederlage mit ihren Gegnern kurzen Prozess gemacht und sie mit Sicherheit gefangen genommen. Das ist, Gott sei Dank, nicht passiert!
Doch Gott schenkt nach der Überzeugung von David noch eine ganz andere Freiheit: die innerliche Freiheit. Die Möglichkeit, Dinge zu denken und zu sagen und zu leben, die vielleicht ungewöhnlich, völlig gegen den herrschenden Zeitgeist oder wider den eigenen Vorteil sind. Dinge, die aber dem entsprechen, was Gott uns als gut für unser Leben ans Herz legt.
Paulus macht den Leuten mit ähnlichen Gedanken Mut. Eine junge Gemeinde hat sich im Landstrich Galatien zusammengefunden. Sie sucht ihren Weg und ist hin- und her gerissen zwischen der traditionell engen jüdischen Bindung an viele religiöse Gesetze und der neuen Freiheit, wie Jesus sie uns anbietet. Er tut durch seinen Tod alles, was für unsere Rechtfertigung zu tun ist. Er sagt, dass allein das Liebesgebot gegenüber Gott und uns selbst und den Nächsten maßgeblich ist. Alles andere können wir getrost vergessen.
"Christus hat uns befreit", schreibt Paulus deshalb eindringlich, "er will, dass wir jetzt auch frei bleiben. Steht also fest und lasst euch nicht wieder ins Sklavenjoch (damit meint Paulus einen akribischen Gesetzesglauben) einspannen!" (Neues Testament, Brief an die Galater, Kapitel 5, Vers 1)

Gebet: "Gott, ich danke dir, dass ich aufgrund deiner Liebe frei wie ein Vogel denken und leben darf. Mich bindet eigentlich nichts als dein Wille. Ich weiß, dass es trotzdem vieles gibt, was mich bindet und meine Seele und meinen Glauben klein hält. Lass mich in solchen Lebensphasen den Riss im Netz meiner Ängste finden und mit deiner Hilfe in die Freiheit fliegen. Amen."

Vogelfrei und froh grüßt dich und Sie

deine / Ihre

Elfriede Bezold-Löhr

Donnerstag, 21. Februar 2013

Freuden-Verdoppler ebl

Losung: Meine Seele soll sich rühmen des HERRN, dass es die Elenden hören und sich freuen. Psalm 34,3

Lehrtext: Lasst uns nun durch Jesus Gott allezeit das Lobopfer darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen. Hebräer 13,15

Liebe Leserin, lieber Leser,

geteiltes Leid, so sagen wir gerne, ist halbes Leid. Und geteilte Freude ist doppelte Freude. Das stimmt, wie ich finde. Denn wenn ich jemandem meine Belastungen offen mit'teilen' kann, dann bin ich damit schon nicht mehr allein, bekomme vielleicht sogar hilfreiche Denkanstöße vom anderen. Und wenn ich mich freue und einem anderen den Grund erzähle, dann scheint im schönsten Fall auch auf seinem Gesicht ein Lächeln auf und er freut sich mit mir.
"Was der HERR getan hat, will ich rühmen! Hört es, ihr Unterdrückten, und freut euch!" ist die heutige Losung in der 'Guten Nachricht für dich' übersetzt (Altes Testament, Psalm 34, 3). Ich sehe vor meinem inneren Auge jemanden fröhlich singend oder pfeifend aus seiner Haustür treten, der gleich den Nachbarn gegenüber ansteckt mit seinem frohen Gesichtsausdruck. "Na, Sie sind aber gut gelaunt heute früh!" "Ja, das stimmt! Gott sei Dank bin ich eine große Sorge los!" - und dann kann ich erzählen, was mich bedrückt hat oder es auch für mich behalten. 'Angesteckt' mit meiner hoffnungsfrohen Stimmung habe ich meinen Nachbarn so oder so :-)
Der Verfasser des Briefes an die 'Hebräer' legt uns ein solches Verhalten sogar als eine Lebenshaltung ans Herz: "Durch Jesus wollen wir Gott jederzeit und in jeder Lebenslage Dankopfer darbringen; das heißt: Wir wollen uns mit unsrem Beten und Singen zu ihm bekennen und ihn preisen." (Neues Testament, Brief an die Hebräer, Kapitel 13, Vers 15)

Gebet: "Gott, unser Vater, aus eigener Kraft kommen wir nicht zu einer solchen Lebenshaltung - jedenfalls ich komme nicht dazu. Ich hätte sie aber gerne und bin bereit, mit deiner Hilfe daran zu arbeiten, immer wieder das 'halb volle Glas' meines Lebens wahrzunehmen, statt auf das 'halb leere' zu starren. Schenke mir die Fähigkeit, in dieser Eigenschaft zu wachsen. Amen."

Mit Freude und guter Laune im Herzen

grüßt Sie und dich

Ihre / deine Elfriede Bezold-Löhr

Mittwoch, 20. Februar 2013

BrückenbauerInnen ebl

Losung: Gott spricht: Ich will nicht immerdar hadern und nicht ewiglich zürnen. Jesaja 57,16

Lehrtext: Jesus sprach zu dem Gelähmten: Mensch, deine Sünden sind dir vergeben. Lukas 5,20

Liebe Leserinnen und Leser dieser Gedanken,

es ist gut, dass für Gott ein neuer Anfang mit uns Menschen immer möglich ist. In der heutigen Losung sagt er unmissverständlich: "Ich klage nicht länger an, ich lasse meinem Zorn nicht unbegrenzt freien Lauf."  (Altes Testament, Buch des Propheten Jesaja, Kapitel 57, Vers 16) Und schon sind wir mitten drin im heißen Thema 'Vergebung'. Heiß deshalb, weil es in unserem Alltag immer wieder aktuell ist. Zwischen Kindern, zwischen Kindern und Erwachsenen, zwischen Erwachsenen.
Es ist ganz gut, einmal die Verse 'drumherum' zu lesen und mitzubekommen, worauf Gott sich konkret bezieht. Wer hat ihn verletzt? Sein Volk, seine geliebten Israeliten, mit denen er so viel vorhat. Sie waren habgierig und haben Gott darüber vergessen. Was ist die Folge? Gott wird in seinem Verletztsein wütend. Die Israeliten bekommen die Konsequenzen ihres Handelns am eigenen Leib zu spüren. Was ist das Ende? Gott wendet sich nicht frustriert ab, sondern fängt mit seinen Leuten neu an, er richtet sie wieder auf.
Darin zeichnet sich ein Lebens- und Liebesmuster ab, das Gott uns zur Nachahmung ans Herz legt: Verletzungen passieren (wir sind nicht mehr noch nicht wieder im Paradies ...). Wut darüber darf sein (wir sind Menschen ...). Doch dann ist die Vergebung und der Neuanfang für den anderen und auch für mich der beste Weg (und dabei hilft mir Gott ...).
Am eigenen Leib haben das die Leute erlebt, die Jesus innerlich und äußerlich von ihren 'Beschädigungen' geheilt hat. Im Lehrtext muss Jesus nur zu einem gelähmten Mann sagen: "Mensch, deine Sünden sind dir vergeben." (Neues Testament, Evangelium des Lukas, Kapitel 5, Vers 20) Und er kann befreit aufstehen und wieder gehen!

Gebet: "Gott, du hast die Möglichkeit, meine Vergebungsbereitschaft wachsen zu lassen. Da gibt es Situationen, die so verfahren scheinen, dass es über die aufgeworfenen Gräben keine Brücken gibt. Aber das ist in deinen Augen nicht so. Du überbrückst die größte Kluft. Hast es in Jesus am Kreuz gezeigt und machst daher auch uns Mut, tapfer Brücken über Streitgräben zu bauen. Danke. Amen."

Schneegrüße aus Sommersdorf!

Ihre / eure

Elfriede Bezold-Löhr

Dienstag, 19. Februar 2013

Willkommen im Club der Weltverbesserer! ebl

Losung: Sie gieren alle, Klein und Groß, nach unrechtem Gewinn, und Propheten und Priester gehen alle mit Lüge um und heilen den Schaden meines Volks nur obenhin, indem sie sagen: »Friede! Friede!«, und ist doch nicht Friede. Jeremia 6,13-14

Lehrtext: Wir sehen darauf, dass es redlich zugehe nicht allein vor dem Herrn, sondern auch vor den Menschen. 2.Korinther 8,21

Liebe Leserin, lieber Leser,

damit wir die heutige Losung verstehen, müssen wir wissen, welchen Auftrag der Prophet Jeremia von Gott bekommen hatte. Er war 'Warner'. Fünfzig (!) Jahre lang warnte er die Leute im südlichen Teil des heutigen Israel, dass sie besser ihr Leben mit Gott gestalten sollten als ohne ihn.
Doch er redet sich 'den Mund fransig'. Keiner hört auf ihn, frustriert muss er feststellen: "Vornehme wie Geringe sind darauf aus, sich zu bereichern. Propheten wie Priester täuschen das Volk: Sie tun so, als wären die Wunden meines Volkes nur leichte Schrammen. 'Alles steht gut', sagen sie, 'alles ist in Ordnung' (Altes Testament, Buch des Propheten Jeremia, Kapitel 6, Verse 13-14). Jeder scheint nur auf seinen Vorteil aus zu sein - und das beobachtet Jeremia an den Armen genau so wie an den Reichen. Auch die 'hohe Geistlichkeit' ist nicht viel besser. Dabei ist die Fürsorge für den Nächsten doch ein Herzensanliegen Gottes ...
Der Lehrtext unterstreicht es, dass wir uns als Christen 'vertikal' und zugleich 'horizontal' ausrichten müssen: "Wir sehen darauf, dass es redlich zugehe nicht allein vor dem Herrn, sondern auch vor den Menschen." (Neues Testament, 2.Brief an die Korinther, Kapitel 8, Vers 21). Unsere Beziehung zu Gott ist die vertikale, unser Leben miteinander die horizontale Dimension unseres Lebens. Einen lebendigen Glauben ohne Auswirkung auf unser Zusammenleben mit anderen gibt es ebenso wenig wie ein wirklich gutes Zusammenleben ohne jeden ethischen Maßstab.
Über die Zustände in unserer heutigen Gesellschaft lange zu philosophieren, bewegt nicht viel, wie ich meine. Es geht darum, ob und dass ich diese Anstöße aus der Bibel persönlich nehme.

Gebet: "Gott, du hast damals an den Verhältnissen in Juda gelitten und du leidest sicher auch heute an mancher Ausprägung in unserer Gesellschaft. Zeige uns, wo wir deinen Willen in die Tat umsetzen können. Nimm uns mit in dein Team, wenn es darum geht, unsere Welt nach deinem Willen zu verändern, sie besser zu machen. Amen.

Liebe Grüße aus dem Sommersdorfer Pfarrhaus!

Ihre / deine

Elfriede Bezold-Löhr

Montag, 18. Februar 2013

Hörst du mich, Herr? ebl

Losung: Wie sollte ich ein so großes Unrecht begehen und wider Gott sündigen? Gen. 39,9

Lehrtext: Wir wollen alle Last ablegen und die Sünde, die uns so leicht umgarnt. Wir wollen mit Ausdauer laufen in dem Wettlauf, der noch vor uns liegt. Hebräer 12,1

Liebe Leserin, lieber Leser,

"Hörst du mich, Herr, wenn die Stürme toben? Wenn ich nichts seh' als die hohen Wogen? Halt mich ganz nah, ganz nah bei dir, reich mir die Hand, greif nach mir!" - das singen wir manchmal im Lichtblick-Gottesdienst als ein Gebet. Immer wieder einmal bitten mich die Musikerinnen und Musiker unserer Lichtblick-Band, dieses Lied im Gottesdienst zu spielen. Es spricht so vielen von uns aus der Seele und nimmt unsere Erfahrungen mit Gott, unser Suchen nach ihm, unser Zweifeln und die Hoffnung auf, die wir in ihn setzen. Mit 'alten' Worten, aber in der Aussage gleichklingend, lesen wir als Losung heute im 82. Psalm die Bitte: "Gott, schweige doch nicht! Gott, bleib nicht so still und ruhig! Denn siehe, deine Feinde toben, und die dich hassen, erheben das Haupt." (Altes Testament, Psalm 83, Verse 2-3) Die tobenden Feinde können ja so vielfältig sein! Eine Sucht, ein verkorkstes Beziehungsleben, eine harte Krankheitsdiagnose, quälende Bedingungen am  Arbeitsplatz - ich könnte die Liste endlos weiterführen. Mancher von uns betet über einem Anliegen schon seit Wochen oder sogar seit Monaten - und es scheint doch keine Veränderung zum Besseren einzutreten.
Warum das so ist? Warum uns Gott manchmal das 'Kein-Anschluss-unter-dieser-Nummer-Gefühl' zumutet? Ich kann es dir und Ihnen nicht erklären. Ich weiß nur, dass es so ist - aus eigener Erfahrung.
Der Lehrtext für heute hilft auf den ersten Blick auch nicht weiter: "Der Herr erfüllt seine Zusagen nicht zögernd, wie manche meinen. Im Gegenteil: Er hat Geduld mit euch, weil er nicht will, dass einige zugrunde gehen. Er möchte, dass alle die Gelegenheit finden, von ihrem falschen Weg umzukehren." (Neues Testament, 2. Brief des Petrus, Kapitel 3, Vers 9)
Eines wird mir jetzt doch klar: Zeit ist für Gott wohl etwas ganz anderes als für uns. Eile und Drängeln scheint es für ihn nicht zu geben. Wir müssen also unsere Maßstäbe aus der Hand legen und uns in seine Hand befehlen. Nicht leicht - aber für  mich ohne Alternative.

Gebet: Vater, es geht mir manchmal wie dem Psalmbeter Asaph - ich habe das Gefühl, dass meine Gebete ins Leere gehen und du mich nicht hörst. Ich bete um eine Einsicht oder um eine Veränderung und es bleibt doch alles beim Alten. Bitte gib mir Weisheit, zu unterscheiden, wo ich wirklich warten lernen muss und wo ich schon längst das nahe Liegende tun sollte und nur dazu den Mut aufbringen muss. Amen.

Auf geht's - mit Gott - in eine neue Woche!

Ihre/deine

Elfriede Bezold-Löhr

Sonntag, 17. Februar 2013

Sechs Wochen anders leben ebl

Predigt im Lichtblick am 17.02.2013, Elfriede Bezold-Löhr

„Liebe Leute,
schon lange macht mich schwer unzufrieden, dass ich abends, wenn der Alltag geschafft ist, vor dem Fernseher versumpfe. Es ist eine Sucht, nicht abschalten zu können, ein Nicht-hinspüren-wollen, was mich bewegt, was mir Angst macht. Dabei wünsche ich mir Zeit, um zu regenerieren, vielleicht einen Brief zu schreiben, eine schöne Musik zu hören … Warum fällt es mir so schwer, achtsam mit mir zu sein? Ich fühle mich gerade so als Erstklässler in dieser Lebensschule … Zwei Abende habe ich es nun schon geschafft (trotz großer Versuchung, denn ich schiele ja doch ins Fernsehprogramm). Am ersten Abend habe ich mir eine Kerze angezündet, euren ersten Fastenbrief gelesen und Zeit gefunden, zwei Freunde anzurufen.
Herzliche Grüße, Mechthild“
Mechthild macht mit bei der Aktion ‚Sieben Wochen anders leben‘. Dahinter steht der Verlag ‚Andere Zeiten e.V.‘ aus Hamburg. Dort arbeiten Christinnen und Christen, die anderen Mut machen wollen, ihren Glauben alltäglich zu leben. Wer will, kriegt in diesen Wochen immer wieder einen ermutigenden Fastenbrief. Das ist ein Angebot, auf dem Segen liegt.
Ich bin eigentlich keine Freundin von Foren. Aber es ist berührend, in dem ‚Fastenforum‘ auf ‚www.anderezeiten.de‘ zu lesen, was Menschen in diesen Wochen erleben. Viele verzichten auf etwas, was sie sonst genießen: zum Beispiel auf Süßes. Oder auf Alkohol. Einer will auf Trendwörter verzichten, die er eigentlich völlig blöd findet. Sven versucht, auf Pornos aus dem Internet zu verzichten.
Andere beschenken sich in dieser Zeit: Barbara gönnt es sich, in der Zeit zwischen Aschermittwoch und Ostersamstag pünktlich zu sein. Sie verzichtet „auf zeitliche Unordnung“. Anja beschenkt sich mit einem einstündigen täglichen Spaziergang. Sie merkt, „dass durch diese Spaziergänge etwas passiert, sich etwas entwickelt, etwas entsteht“.
Sehr offen erzählen die Männer und Frauen, was ihnen gelingt und sie freut. Genau so ehrlich erzählen manche, dass sie schon am ersten Tag an ihren guten Vorsätzen gescheitert sind. Und immer wieder ist von Gott die Rede. Und von der Sehnsucht, ihm zu begegnen, indem man ‚anders lebt‘. Geht das? Was sagt die Bibel dazu? Was bringt uns Jesus zu diesem Thema bei? Nach dem Gebet und dem Lobpreis dazu mehr.
Fasten in der Bibel
Schon im Alten Testament ist vom Fasten die Rede. Vor besonderen Festtagen wie dem großen Versöhnungstag sollen die Israeliten fasten (3.Mo.16, 29). König David fastet tagelang, als sein Sohn schwer krank wird. Er hofft, Gott damit gnädig zu stimmen (2.Sam.12). Im Buch des Propheten Jesaja findet sich ein ganzes Kapitel über das falsche und über das echte Fasten. Da ‚wettert‘ Gott richtiggehend: „Siehe, an dem Tag, da ihr fastet, geht ihr doch euren Geschäften nach und bedrückt alle eure Arbeiter! Siehe, wenn ihr fastet, hadert und zankt ihr und schlagt mit gottloser Faust drein. Ihr sollt nicht so fasten, wie ihr jetzt tut, wenn eure Stimme in der Höhe gehört werden soll. Soll das ein Fasten sein, an dem ich Gefallen habe, ein Tag, an dem man sich kasteit, wenn ein Mensch seinen Kopf hängen lässt wie Schilf und in Sack und Asche sich bettet? (…) Das aber ist ein Fasten, an dem ich Gefallen habe: Lass los, die du mit Unrecht gebunden hast, lass ledig, auf die du das Joch gelegt hast! Gib frei, die du bedrückst, reiß jedes Joch weg!“  (Jes.58, 3b – 6) Fasten hat also nichts mit bedripstem oder gar aggressivem Gehabe zu tun. Fasten ist in allererster Linie etwas Befreiendes.
Jesus knüpft da nahtlos an. In seiner Bergpredigt bekommen wir mit, was ihm zum Thema ‚fasten‘ wichtig ist. „Manche von euch“, so sagt er dort, „fasten scheinbar aus religiösen Beweggründen. In Wirklichkeit möchten sie nur gewisse fromme Kreise beeindrucken. Wenn dann nach einem beiläufigen Hinweis auf die Dauer ihres Fastens ein Raunen durch die Reihen geht, sind sie restlos zufrieden. Ich sage euch: Wenn ihr fastet, vergesst eure säuerliche Mine. Macht euch frisch und begegnet den Menschen wie sonst auch. Versagt es euch, mit irgendeinem Wort anzudeuten, was ihr gerade aus Liebe zu Gott tut. Er wird mit Sicherheit nicht übersehen, wie ernst ihr es meint, wenn ihr mit Fasten eurem Gebet mehr Nachdruck verleihen wollt! (Mt.6, 16 – 18)
Nur einmal wird davon erzählt, dass Jesus selber gefastet hat – da dann gleich vierzig Tage lang. Vierzig Tage hält er sich in wüstenähnlicher Landschaft auf und lernt dort viel über Macht und Ohnmacht. Danach beginnt er sein Leben als Wanderprediger.
Warum fasten?
Fasten ist in der Bibel kein Selbstzweck. Manchmal hat es einfach nur die Aufgabe, Menschen auf ein Fest vorzubereiten. Essen fasten vor dem Feiern? Das macht durchaus Sinn. Denn ganz banal: Wenn ich hungrig bin, schmeckt das Essen am besten.
Wer es sich antut und nur zwei oder drei Tage völlig auf’s Essen verzichtet, macht eine wunderbare Entdeckung: Die Geschmacksnerven werden extrem empfindsam. Schon ein Bissen Apfel ist eine wahrhaftige Explosion von Aromen im Mund! Wie viel köstlicher sind dann noch der Schweinsbraten und die Klöße und der frische Salat! Fasten vor dem Feiern, um dann umso intensiver und dankbarer genießen zu können – ein guter Grund.
Wer fastet, das lernen wir aus der Bibel, sollte die Chance nutzen und aus seinem Alltagstrott aussteigen. Nur nicht essen und trotzdem ‚business as usual‘ treiben – das ist schwierig. Könnte sein, dass es uns sogar schlecht gelaunt macht und wir es dann an anderen auslassen.
Gepflegt, ‚entschleunigt‘ und doch aufmerksam durch einen Fastentag gehen – das könnte uns gut tun, wie Jesus meint.
Wer fastet, hat plötzlich Zeit, die vorher nicht da war. Wenn ich nicht einkaufen und kein Mittagessen kochen muss, keine Essenszeit habe und danach keine Küche aufzuräumen ist, sind das schnell zwei oder sogar drei Stunden. Diese Zeit ist mir geschenkt, wenn ich faste. Da kann ich im Winter ein Bad nehmen. Oder spazieren gehen. Oder mich mit dem Buch hinsetzen, das ich schon lange lesen will. Ich kann eine ‚Expedition zum Ich‘ mit Klaus Douglass und Fabian Vogt unternehmen. Mir ein ‚Filetstück‘ aus der Bibel durchlesen, von Fabian Vogt sehr schön in unsere Zeit übersetzt. „Wer bin ich wirklich?“ „Was bestimmt mein Handeln?“ „Wie bekomme ich eine Beziehung zu Gott?“ Wichtige Fragen für mich und für mein Leben. Es ist gut, wenn ich mir die Zeit gönne und darüber nachdenke. Fastentage machen’s möglich. --- Wer von uns Frauen jetzt denkt: „Und was mache ich mit meinem Mann und mit den Kindern?“ Diejenigen erinnere ich daran: Es gibt in vielen Metzgereien eine heiße Theke. Schicken Sie Ihre Lieben da mit ruhigem Gewissen hin, wenn kein anderer außer Ihnen den Kochlöffel übernimmt. Es geht oft leichter, als wir Frauen denken J
Ein ähnlicher Effekt – denken wir an den Brief von Mechthild am Anfang der Predigt – träte mit einem ‚Bildschirm-Fasten‘ am Abend ein. Wie viel Zeit wäre plötzlich frei, wenn der Bildschirm  dunkel bliebe? In vielen Leben ist es sicher eine ganze Stunde am Tag. Oder sogar zwei oder noch mehr. Welche Möglichkeiten tun sich da auf, diese Zeit geistlich zu füllen!
Das Herz auslüften
Fasten soll, so wünscht Gott es sich, für uns trotz und gerade im Verzicht etwas Befreiendes haben. Es soll Dinge möglich machen, die so sonst nicht passieren würden. Da kann es helfen, wenn wir uns austauschen. Mit einem Menschen, der uns gut tut, der unsere Gedanken versteht und uns inspiriert. In der Bibel ist das Fasten ganz oft mit Gebet verbunden. Ich kann mich an einem Fastentag bewusster als sonst ‚rückbinden‘ an Gott. Da eröffnet sich ja plötzlich die Zeit, im Stillen mit Gott zu reden. Oder ein Lobpreis-Lied anzuhören, das mir aus der Seele spricht.
„Das Herz ‚auslüften‘ ist anstrengend, aber auch befreiend“, schreibt Annette im Fastenforum von ‚Andere Zeiten‘. Sie hat Recht. Jetzt haben wir die große Chance, solche befreienden Erfahrungen zu machen. Die sechs Wochen, die vor uns liegen, sind eine besondere Zeit. Wir sind auf dem Weg hin zum Osterfest. Wir machen uns mit Jesus ein letztes Mal in Richtung Jerusalem auf. Wir gehen mit ihm seiner Kreuzigung entgegen. Und wir haben in uns den Keim Hoffnung auf die Auferstehung. Nur in einer Sache Verzicht zu üben in diesen sechs Wochen – das kann für mich und für dich und für Sie vieles verändern. Trauen Sie sich. Amen.

Freitag, 15. Februar 2013

Hast du dich auf Gott verlassen können? hl

Losung: Ihr sollt in Freuden ausziehen und im Frieden geleitet werden. Jesaja 55,12

Lehrtext: Jesus sprach zu den Jüngern: Als ich euch ausgesandt habe ohne Geldbeutel, ohne Tasche und ohne Schuhe, habt ihr da je Mangel gehabt? Sie sprachen: Niemals. Lukas 22,35

Liebe Leserin, lieber Leser,

kann man sich auf das Wort Gottes und auf das von Jesus wirklich verlassen? Das ist die Frage, die hinter der heutigen Losung und dem Lehrtext steht. Die Bibel beantwortet diese Frage mit ja, indem sie auf das Versprechen Gottes für sein Volk hinweist, das in Babylon 70 Jahre im Exil gefangen war. Der Prophet Jesaja hat Gottes Wort an die Israeliten weitergegeben und sie vorausschauen lassen auf den Tag der Freiheit. So stellte er ihnen ein Ziel vor Augen und verhinderte, dass sie während ihrer Gefangenschaft in Hoffnungslosigkeit ertrunken sind (Losung). Eines Tages war es dann soweit. Die Perser haben die Babylonier besiegt, und die Israeliten konnten wieder heim in ihr Land.
Auch die Jünger von Jesus bestätigten, dass sie sich auf sein Wort verlassen konnten, nachdem sie von ihrer Aussendung (= Mission) zurückgekommen waren (Lehrtext).
Und jetzt sind Sie / bist Du gefragt: Kannst Du das auch bestätigen, dass man sich auf Gottes Wort verlassen kann? Wie war das bisher in Deinem Leben? Hat Gott Wort gehalten? Hat er Dich behütet? Hat er Dir das tägliche Brot gegeben? Hat er Dich aus Gefahren und Krankheiten gerettet? Hat er Dir einen neuen Weg gezeigt, als Du nicht mehr weiter wusstest? Hat er Dir eine neue Chance gegeben, nachdem Du versagt hattest? Hat er Dich getröstet und wieder aufgerichtet, nachdem Du am Boden zerstört warst?
Wenn Du darauf ja sagst, dann weißt Du, dass Du Dich auch in Zukunft auf sein Wort verlassen kannst.

Gebet: Herr, was vor mir liegt, ist ungewiss. Muss ich mich vor der Zukunft fürchten? Ich lege meine Hand in Deine Hand und verlasse mich auf Dein Wort. Das ist besser als wenn ich den Weg wüsste. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr 

Donnerstag, 14. Februar 2013

Etwas Göttliches tun hl

Losung: Ich will ihr Trauern in Freude verwandeln. Jeremia 31,13

Lehrtext: Unsre Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schafft eine ewige und über alle Maßen gewichtige Herrlichkeit. 2.Korinther 4,17

Liebe Leserin, lieber Leser,

möchten Sie / möchtest Du heute etwas Göttliches tun? Menschliches, allzumenschliches tun wir ohnehin. Aber etwas Göttliches, das wär doch mal was! Göttlich ist es, wenn man Menschen, denen es nicht so gut geht, eine Freude macht (Losung). Gott hat das so gemacht, als er den Israeliten durch seinen Propheten ausrichten ließ, dass die 70 Jahre im Exil zu Ende gehen und sie bald wieder in ihr Land heimkommen werden. So etwas Großes kann nur Gott. Aber auch etwas Kleines kann göttlich sein, wenn Du zum Beispiel jemandem, der eine schwere Zeit durchmacht, eine Karte schreibst und ihm mitteilst, dass Du an ihn denkst und für ihn betest. Oder noch besser, wenn Du ihm sagen kannst, was Du an ihm schätzt und was er Dir bedeutet.
Wertschätzung tut jedem gut, besonders denen, deren Selbstwertgefühl in schweren Stunden angeknackst ist. Und jeder freut sich über ein ehrliches Kompliment. Das kostet Dich wenig, doch dem anderen bedeutet es viel.
Ob sich dadurch Trauer gleich in Freude verwandelt, kommt auf den Einzelfall an. Aber leichter ums Herz wird es einem so auf jeden Fall.
Der Lehrtext scheint Leidende auf den Himmel zu vertrösten. Ich sehe das umgekehrt: Von Gott her fällt ein Licht auch in meine dunklen Stunden. Das hellt mich auf.

Gebet: Guter Gott, heute möchte ich Dir einmal danken, dass ich anderen eine Freude machen kann. Das tut ja auch mir gut. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr 

Mittwoch, 13. Februar 2013

Zutraulich? Ich bin so frei! hl


Losung: Nun hat der HERR mir die Bitte erfüllt, die ich an ihn gerichtet hatte. 1.Samuel 1,27

Lehrtext: Jesus sprach: Alles, was ihr bittet in eurem Gebet, glaubt nur, dass ihr's empfangt, so wird's euch zuteil werden. Markus 11,24

Liebe Leserin, lieber Leser,

„Ein Kind! Ein Kind! Endlich ein Kind!” Hanna war außer sich vor Freude als sie doch noch schwanger wurde und den Samuel gebar. Sie hatte inständig darum gebetet, immer wieder. Und schließlich hatte sie Gott versprochen, ihm ihren Sohn zu weihen, ihn zum Dienst im Tempel wegzugeben, sobald sie ihn nicht mehr stillen würde. Gott erfüllte ihr die Bitte, und Hanna hielt Wort.
Bei den alten Römern galt gegenüber ihren Göttern der Grundsatz „do ut des”– „ich gebe dir etwas, damit du mir auch etwas gibst”. Das hatte etwas Berechnendes und Geschäftsmäßiges an sich. Bei Hanna war das anders. Sie brachte Gott kein Geschenk, sondern brachte ihm ihre Not. Sie ließ sich erst von ihm beschenken und zeigte ihm dann ihre Dankbarkeit. Sie wusste, Gott lässt sich nicht manipulieren, auch nicht durch Gebete. Er bleibt in seinen Entscheidungen frei. Und doch will er, dass ich ihn bitte. Nicht, um mich damit zu erziehen und auch nicht, weil ihm das schmeichelt, sondern weil ich von ihm als freier Mensch geschaffen worden bin. Zwischen ihm und mir besteht kein Automaten-Verhältnis, wo alles von selbst läuft. Er will kein Marionettenspieler sein, der nur an den Fäden zu ziehen braucht, damit der Mensch tanzt, wie Gott will. Er will mich als ein freies Gegenüber, als seinen Partner, der sich aus freien Stücken ihm zuwendet und zu ihm eine Beziehung aufnimmt. Er zwingt mich nicht dazu, sondern überlässt die Entscheidung mir.
Doch Halt, in gewisser Hinsicht muss ich mich jetzt korrigieren. Auch Hanna brachte Gott ein Geschenk, damit sie von ihm den Sohn bekam. Aber das war kein Opfertier und keine Geldspende, sondern ihr Glaube. Jesus ermuntert uns dazu, dass, wenn wir von Gott etwas wollen, wir ihm unseren Glauben, unser Zutrauen entgegenbringen, dass er's auch geben wird.
Manchmal sagen wir, wenn uns ein Vogel auf die Hand fliegt, um die Körner zu picken, die wir ihm hinhalten: „Der ist aber zutraulich!” Gott hält mir seine Hand hin, gefüllt mit all dem Guten, das er mir geben will. Aber hinfliegen zu ihm muss ich schon selber. – Ich bin so frei.

Gebet: Mein Gott, ich weiß, dass Du nicht alle meine Wünsche erfüllst. Und Du weißt, was Du tust. Du tust mir auch dann etwas Gutes, wenn Du mir jetzt etwas vorenthältst, was mir auf lange Sicht schadet. Auch wenn ich das im Augenblick nicht verstehe, will ich darauf vertrauen, dass Du alle meine Bitten so erfüllst, wie es für mich zum Besten ist. Amen

Herzliche Grüße zum Aschermittwoch!

Hans Löhr 

Dienstag, 12. Februar 2013

So erlebst du Gott hl

Losung: Ich bin der HERR, dein Gott, der dich lehrt, was dir hilft, und dich leitet auf dem Wege, den du gehst. Jesaja 48,17

Lehrtext: Jesus sprach: Ihr sollt euch nicht Lehrer nennen lassen; denn einer ist euer Lehrer: Christus. Matthäus 23,10

Liebe Leserin, lieber Leser,

wie das geht, dass Gott spürbar in Ihr / Dein Leben eingreift und Dir hilft? Allen gegenteiligen Behauptungen zum Trotz sage ich: Das ist ganz einfach. Da hat sich seit den Zeiten der Bibel bis heute nichts geändert. Der Schlüssel zum „Erfolg” ist nicht Gott, sondern bist Du, genauer, Dein Glaube. Wer Gottes Macht und Wirklichkeit in seinem Leben spüren will, braucht zu ihm ein persönliches Verhältnis. Irgend eine Gottesidee, irgend eine Vorstellung von göttlicher Energie im Kosmos oder sonstige unpersönliche Gottesvorstellungen helfen nicht.
Entscheidend ist der Glaube, den uns Jesus, unser großer Glaubenslehrer, geschenkt hat, dass wir Gott als unseren guten, gerechten und barmherzigen Vater lieben (Lehrtext). Ja, lieben und nicht einfach irgendwie denken oder annehmen oder fürwahr halten.
Entscheidend ist, dass wir auch wirklich von Herzen glauben und darauf vertrauen, was zum Beispiel der 23. Psalm sagt: „Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.” Gott ist nicht irgendein Hirte, sondern Dein Hirte. Er weidet nicht irgendjemand auf grüner Aue, sondern Dich. Und wenn Du durch Dein ganz persönliches finsteres Tal gehst, ist er bei Dir! Bei wem denn sonst?
Passt ein solch einfacher Glaube überhaupt zu unsrer modernen Zeit? Dein Glaube muss zu Dir passen, denn Du willst ja, dass Gott Dir den Weg zeigt, den Du gehen kannst und Dir hilft, so oft Du ihn brauchst. Aber es hängt nun einmal alles von Dir ab, davon, dass Du Gott, dass Du Jesus ganz und gar zutraust, was die Bibel sagt: "Er lehrt Dich. Er hilft Dir und leitet Dich auf Deinem Weg (Losung)." Und dass du das auch willst. Wenn Du so mit Gott lebst und ihn liebst, wirst Du das auch erfahren. Das sage nicht ich. Das sagt Dir die Bibel. Wie das geht? Indem Du damit beginnst - und durchhältst.
Ob ich das auch so mache? Das tut nichts zur Sache. Aber ich will die Antwort trotzdem nicht schuldig bleiben. Ja, ich lebe mit Gott und liebe meinen himmlischen Vater. Aber nicht immer. Manchmal falle ich aus dem Glauben auch wieder heraus und versuche auf eigene Faust zu leben und Entscheidungen zu treffen. Leider. Warum das so ist? Vielleicht bin ich nicht diszipliniert genug. Aber wenn ich dann wieder darauf vertraue, dass Gott jederzeit um mich ist, und ich zu ihm wieder sagen kann: Ich liebe Dich! – dann geht es mir gut und den Menschen, die mit mir zusammen sind.
Alles hängt von Dir ab, habe ich gesagt. Und doch wirkt er zugleich Dein Wollen und Vollbringen (Phil 2,13). Ein Widerspruch? Nur für uns, aber nicht für Gott.

Herzliche Grüße

Hans Löhr

PS: Hier ist der Link zur Predigt vom letzten Sonntag (klick): Was willst Du?

Montag, 11. Februar 2013

Sehen, wofür man danken kann hl

Losung: Du, HERR, sei nicht ferne; meine Stärke, eile, mir zu helfen! Psalm 22,20

Lehrtext: Der Herr ist treu; der wird euch stärken und bewahren vor dem Bösen. 2.Thessalonicher 3,3

Liebe Leserin, lieber Leser,

doch, es gibt sie schon die Situationen, in denen Sie / du den Eindruck hast, als wärst du nicht nur von der Welt, sondern auch von Gott verlassen. Aber so ist es nicht. Der Eindruck täuscht. Es macht Gottes Wesen aus, dass er da ist. Immer und überall. Er umgibt dich von allen Seiten und hält seine Hand über dir. Das ist nicht nur so dahingesagt. Das wird dir in der Bibel versprochen. Das kannst du Tag für Tag erleben, wenn du darauf achtest.
Vielleicht hattest du den Eindruck, von Gott verlassen zu sein, als du schwer krank warst oder als eine Beziehung zerbrochen ist oder als dir gekündigt wurde. Tatsächlich aber ist das passiert, dass du bei einem solchen Ereignis ganz und gar auf das Unglück fixiert warst und nicht mehr wahrgenommen hast, was gleichzeitig Gutes in Deinem Leben da war. Da gab es auf der einen Seite die schwere Krankheit und auf der anderen Seite Ärzte, Krankenhäuser, Medikamente. Da warst du auf der einen Seite todunglücklich, weil das Glück mit einem anderen Menschen zerbrochen ist, und gleichzeitig waren andere da, die als deine Angehörigen oder Freunde zu dir gehalten haben. Da hast du einerseits den Arbeitsplatz verloren, und andererseits hat sich wieder eine Tür für dich aufgetan und du hast neue Möglichkeiten entdeckt.
In alledem zeigt sich, dass Gott treu ist und seine Menschen nicht im Stich lässt. Das Unglück, das man gerade erlebt, ist eben nicht alles. Gleichzeitig gibt es so viel Positives, in dem sich Gottes Gnade zeigt, und wenn es erst einmal nur das ist, dass dein Kühlschrank voll ist, du ein Bett hast und ein Dach überm Kopf, dass du nicht auf der Flucht sein musst, nicht verfolgt wirst und Krieg Dein Leben nicht bedroht. Das Geheimnis, von einem Unglück nicht zerdrückt zu werden, ist, dass man auch das andere sieht, wofür man danken kann.

Gebet: Ja, Herr, ich rechne damit, dass du da bist und mir hilfst, wenn ich dich brauche. Doch manchmal wird mir die Zeit schon lang, bis ich deine Hilfe spüre. Dann schenke mir als Erste Hilfe den Glauben, dass du treu bist und mich nicht im Stich lassen wirst. Amen

Herzliche Grüße und einen Blick für das Gute an jedem Tag!

Ihr / Dein

Hans Löhr 

Sonntag, 10. Februar 2013

Was willst du? hl

Predigt von Hans Löhr am Sonntag Estomihi in den Kirchen von Sommersdorf und Thann. 

Ein Blinder wird geheilt (Lukas 18,35-43)
Jesus und seine Jünger waren unterwegs nach Jericho. In der Nähe der Stadt saß ein Blinder am Straßenrand und bettelte. 
Er hörte den Lärm der vorbeiziehenden Menge und fragte neugierig: "Was ist da los?" 
Einige riefen ihm zu: "Jesus von Nazareth kommt nach Jericho!"
Als er das hörte, schrie er laut: "Jesus, du Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir!" 
Die Leute fuhren ihn an: "Halt den Mund!" Er aber schrie nur noch lauter: "du Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir!" 
Jesus blieb stehen und ließ den Mann zu sich führen. Dann fragte er ihn: "Was willst du? Was soll ich für dich tun?" "Herr", flehte ihn der Blinde an, "ich möchte sehen können!" "Du sollst wieder sehen!", sagte Jesus zu ihm. "Dein Glaube hat dir geholfen." 
Im selben Augenblick konnte der Blinde sehen. Er ging mit Jesus und lobte Gott. Zusammen mit ihm lobten und dankten alle, die seine Heilung miterlebt hatten.

[Predigttext wird von einer Kirchenvorsteherin am Altar vorgelesen, während HL in der Sakristei den Talar auszieht, sich eine Decke umgehängt, eine schmutzige Binde um die Augen bindet, einen Stock und eine Schale mit ein paar Münzen nimmt. Nach dem Ende der Lesung kommt HL in den Kirchenraum und tastet sich mit dem Blindenstock in den Mittelgang, während er mit der Schale und den Münzen klappert]
»Eine milde Gabe für einen Blinden! (Pause) Nur eine kleine Spende. Ich will doch auch leben! (Pause)« [HL nimmt die Binde ab, legt die Decke über seinen Arm und sagt:]
So ging es mir, bevor ich Jesus getroffen habe. Seitdem bin ich gesund. Seitdem habe ich ein neues Leben. Aber davor war es schrecklich. Ich fühlte mich so hilflos und den Leuten ausgeliefert. Ich wusste, ich war ihnen lästig. Doch jetzt bin ich ein neuer Mensch. Hier, der Blindenstock, die Binde, die Bettelschale – als ich sie noch brauchte, waren es die Zeichen meiner Krankheit. Jetzt lege ich sie unter das Kreuz Jesu. [HL holt das Altarkreuz vorne an die Kante des Altartisches, lehnt den Blindenstock daneben, die Binde, die Bettelschale und wirft auf den Fußboden die Decke] Jetzt brauche ich das alles nicht mehr. Jetzt sind diese Sachen Zeichen meiner Heilung. Ich kann sie Jesus abgeben. Ihm, der mir geholfen hat.
Doch der Reihe nach: Ich weiß gar nicht mehr, wie lange ich einer der blinden Bettler von Jericho war. In meiner Jugend bekam ich eine Augenkrankheit. Und dann wurde es im wahrsten Sinn des Wortes finster in meinem Leben. Niemand konnte, niemand wollte mir helfen. Es gab damals keine Krankenversicherung, die mir eine Behandlung hätte finanzieren können. Keine staatliche Unterstützung. Ich führte ein elendes Leben. Aber ich hatte mich damit abgefunden. Irgendwie kam ich ja über die Runden.
Da bemerkte ich eines Tages, dass viele Leute auf der Straße zusammenliefen. Ich fragte sie, was los sei. Einer sagte zu mir: »Jesus von Nazareth kommt nach Jericho!« »Jesus von Nazareth? Ich hatte schon von ihm gehört. Man erzählte sich von ihm viele wundersame Dinge, dass er so von Gott reden würde, wie keiner davor, wie kein Pfarrer und kein Bischof. Und dass er Kranke gesund gemacht habe. Würde er vielleicht auch mir…? Nein, mir doch nicht. So ein berühmter Mann gibt sich doch nicht mit einem kranken und zerlumpten Bettler ab wie ich einer bin. So dachte ich. Aber dann merkte ich, dass er immer näher kam und es keimte eine nicht gekannte Hoffnung in mir auf. Vielleicht doch? Mir wurde schlagartig klar: Das ist die einzige Chance in deinem Leben. Wenn dir einer helfen kann, dann er.
Ich nahm allen meinen Mut zusammen und rief: „Jesus, Sohn Davids, hab Mitleid mit mir! Kyrie eleison! ” „Pst! ”Machten die Leute. „Halt den Mund! Du störst!” Doch ich spürte ein mächtiges Zutrauen zu Jesus in mir. Ich ließ mich von den Leuten nicht mundtot machen. Ich schrie aus Leibeskräften: „Jesus, Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir! Kyrie eleison!” Ich wusste, Jesus musste mich gehört haben. Was würde geschehen? Würde er mich beachten? Da packten mich zwei links und rechts und sagten: „Wir bringen dich zu ihm.” Als ich vor ihm stand, fragte er mich: „Was willst du? Was willst du, dass ich dir tun soll? ” Was für eine seltsame Frage. Er sah doch, dass ich blind war. Wollte er mich veräppeln? Nein, den Eindruck hatte ich nicht. Und so sagte ich entschieden und überzeugt: „Herr, dass ich wieder sehen kann. ”
Ich wusste genau, was ich wollte. Meint ihr hier, das sei selbstverständlich? Ich kenne Blinde, die wollen blind bleiben. Die haben Angst, dass sich ihre Situation verändert, wenn Sie plötzlich sehen können. Angst vor einem neuen Leben. Als Bettler wissen sie, wie sie ihren kärglichen Lebensunterhalt zusammenkriegen. Aber was ist, wenn sie gesund sind? Wovon sollten sie leben? Die Leute würden sie nicht mehr beachten. Sie wären nicht mehr interessant. Wie würden sie dann zurechtkommen?
Und wie ist das bei euch? Wisst ihr, was ihr wollt? Habt ihr schon mal was gewagt, das euer Leben verändert hat? Ohne Garantie, dass das auch gut geht? Habt ihr den Arbeitsplatz gewechselt und das Risiko einer zeitweiligen Arbeitslosigkeit auf euch genommen? Seid ihr freiwillig umgezogen? Habt ihr eine große Reise unternommen, von der euch andere abgeraten haben? Habt ihr jemanden geheiratet - aus Liebe-, von dem euch andere abgeraten haben.
Doch, die Frage von Jesus war schon berechtigt, wenn er sagte: „Willst du wirklich etwas ändern in deinem Leben? Was genau ist es, wobei ich dir helfen soll? Du musst das wissen, du musst das sagen können. Du musst das wollen, wenn sich bei dir etwas ändern soll.”
Mir war schlagartig klar: Er braucht meinen Willen, meinen Glauben, mein Gottvertrauen, um mir helfen zu können. So war das bei mir. Und darum sagte Jesus: „Dein Glaube hat dir geholfen. Dass du mir das zugetraut hast, das hat dich geheilt.” Und so wurde ich gesund und es begann ein neues Leben für mich – mit ihm.
Soweit, liebe Gemeinde, die Geschichte des Blinden von Jericho. Ich lerne für mich daraus:
Erstens, was Jesus damals für den Blinden getan hat, kann er auch heute für mich und für dich tun. Er kann auch uns neues Leben schenken, wenn wir ihm das zutrauen. Wäre es nicht so, was bräuchten wir uns dann mit einer Geschichte abzugeben, die 2000 Jahre alt ist? Nur wenn sie mit uns heute zu tun hat, ist sie auch wichtig.
Zweitens, die Voraussetzung dafür, dass sich bei mir etwas verändert, ist, dass ich das auch wirklich will. Ich muss im Gebet Gott sagen können, was er für mich tun soll, immer wieder und wieder. Manchmal tagelang oder wochenlang oder sogar jahrelang.
Drittens, ein solches Gebet macht nur dann Sinn, wenn ich Gott auch ganz und gar zutraue, dass er mir helfen kann und wird. Vielleicht wird das nicht genau so geschehen, wie ich mir das vorstelle. Aber doch so, wie es mir schließlich zum Besten dient.
In jedem Sonntagsgottesdienst hier in der Kirche rufen wir Jesus mit dem Satz des Blinden von Jericho, ich auf Griechisch und ihr auf Deutsch: „Kyrie eleison – Herr erbarme dich. Christe eleison – Christus erbarme dich!” Meinen wir das wirklich ernst? Was wäre, wenn er jetzt plötzlich vor uns stünde und zu dir sagen würde: „Ich habe dich rufen gehört. Hier bin ich. Was willst du von mir?” Was werden wir, was wirst du ihm dann sagen? „Entschuldigung, ich habe nichts dabei gedacht. Ich will gar nichts von dir.” Oder: „Herr Jesus, da schau: Das sind meine Sorgen, das ist meine Angst und meine Not. Du kannst mir helfen. Dir traue ich das zu. Kyrie eleison!” Wenn du das so oder so ähnlich zu ihm sagen kannst, bleibt das nicht ohne Wirkung. Dann wird sich etwas für dich zum Guten ändern.
Der Blinde von Jericho hatte seinen Blindenstock, die Binde und die Bettelschale unter das Kreuz gelegt. Er hat das alles losgelassen, hat es Jesus  gegeben und ein neues Leben gewagt. Was wirst du unter das Kreuz legen? Was hergeben, was los lassen und was aufgeben für ein anderes, ein neues Leben?
·        Vielleicht die unnötigen Tabletten, die du ständig zu dir nimmst?
·        Vielleicht einen unrealistischen, schädlichen Wunsch?
·        Vielleicht eine schlechte Angewohnheit, die du schon längst loswerden möchtest, und die dich und andere belastet?
·        Vielleicht irgendeine Abhängigkeit, nicht nur vom Alkohol, sondern auch von einem Menschen, der dir nicht gut tut oder vom Fernsehen oder von anderen Dingen?
·        Vielleicht eine alte Schuld oder einen alten Streit?
·        Vielleicht auch das falsche Bild, das du von dir hast, dass du immerzu jung aussehen und den Anschein erwecken musst, als seist du topfit, obwohl du doch älter wirst?
Denke an den Blinden von Jericho: Wenn du willst, dass in deinem Leben etwas anders werden soll, dann hör nicht auf das, was andere sagen. Dann lass die Leute reden. Du aber rede mit deinem Gott. Sage ihm klipp und klar, was du willst und traue ihm zu, dass er dir geben wird, was gut für dich ist. So wirst auch du seine Wunder erleben. Amen HL
(Bezugnahme auf den Aspekt der Dankbarkeit im Fürbittengebet.
Rekronstruktion des mündlichen Vortrags)