Sonntag, 1. September 2013

Die Macht der Worte hl

Predigt von Hans Löhr im Lichtblick-Gottesdienst

Lesung zur Predigt (klick): Jakobus 3,2 b-6 a

Liebe Freunde,
wir haben soeben im Jakobusbrief etwas über die Macht menschlicher Worte gehört. Doch hört nun auch aus Johannesevangelium ein paar Verse über die Macht des Wortes Gottes. Da heißt es:
»Am Anfang war das Wort. Das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott selbst. Von Anfang an war es bei Gott. Alles wurde durch das Wort geschaffen, und nichts ist ohne das Wort geworden.«
Wenn Gott ein Machtwort spricht, dann geschieht, was er will. Als er bei der Schöpfung sprach: »Es werde Licht!«, da wurde es Licht.
Worte haben Macht, nicht nur das Wort das Gott spricht, sondern auch unsere menschlichen Worte. Man kann einen Menschen mit Worten zum Aufblühen bringen oder vernichten; das Selbstwertgefühl eines Kindes stärken, oder zerstören; einen Menschen aufrichten oder herabsetzen.
·      Ich werde nie vergessen, was ein Vater von seinem eigenen Sohn sagte, als er damals die Aufnahmeprüfung ins Gymnasium nicht auf Anhieb geschafft hatte: »Der ist halt ein dummer Huber«. Damit hatte er nicht nur seinen eigenen Sohn entwertet sondern seine Frau, eine geborene Huber, und ihre Familie gleich mit. Der Sohn und ich, wir waren damals zehn Jahre alt. Ich habe instinktiv gemerkt, dass sein Selbstwertgefühl beschädigt war. Und jetzt, da wir beide über 60 sind, ist das noch immer so.
Ja, ich muss meine Worte mit Bedacht wählen und meine Zunge im Zaum halten. Wir haben es gerade in der Lesung gehört. Jakobus vergleicht die Zunge mit einem kleinen Ruder, das einem großen Schiff die Richtung vorgibt. Und er vergleicht die Zunge mit einem Feuer, das Beziehungen, Karrieren und das Ansehen eines Menschen verbrennen kann. Aus demselben Mund, so Jakobus, kommen Fluch und Segen über andere und über sich selbst.
·      In der vergangenen Woche war der 50. Jahrestag einer bemerkenswerten Rede des schwarzen Bürgerrechtlers Dr. Martin Luther King. Am 28.08.1963 sprach er in den Vereinigten Staaten die berühmten Worte: »Ich habe einen Traum, dass alle Menschen gleich erschaffen sind. Ich habe einen Traum, dass eines Tages die Söhne früherer Sklaven und die Söhne früherer Sklavenhalter miteinander am Tisch der Brüderlichkeit sitzen können. Ich habe einen Traum, dass meine vier kleinen Kinder eines Tages in einer Nation leben werden, in der man sie nicht nach ihrer Hautfarbe sondern nach ihrem Charakter beurteilt.«
Der schwarze Pfarrer Martin Luther King hat nicht mehr erlebt, wie bald darauf die schlimmsten Auswüchse der Rassentrennung in den USA aufgehoben wurden. Fünf Jahre nach seiner Rede wurde er von einem weißen Rassisten erschossen. Inzwischen ist ein Afroamerikaner sogar Präsident geworden. Aber der Traum ist noch nicht vollständig in Erfüllung gegangen. Noch immer werden die Schwarzen in den USA benachteiligt.
·      Die negative Macht der Worte erleben wir in diesen Tagen. Jener Präsident Obama hat sich darauf festgelegt, Syrien anzugreifen. Er will das Regime dort dafür bestrafen, weil es mutmaßlich Giftgas gegen das eigene Volk eingesetzt hat. Selbst wenn der Vorwurf der Wahrheit entspricht, würde es darauf hinauslaufen, dass die Amerikaner mit ferngesteuerten Raketen Teile Syriens beschießen, während die Schuldigen in sicheren Bunkern sitzen.  Und dabei wird es, wie immer, so auch dieses Mal, unschuldige Männer, Frauen und Kinder treffen. »Die Regierung in Syrien hat die rote Linie überschritten«, sagte Obama. Nun entfalten seine Worte ein Eigenleben. Er kann sie nicht mehr zurücknehmen. Jetzt wird er, um sein Gesicht nicht zu verlieren, andere töten. Es werden wohl nur noch wenige Tage oder Stunden sein, bis es soweit ist. Worte haben eine ungeheure Macht im Guten wie im Bösen.
Das trifft auch auf unsere eigenen Worte zu. Sie entscheiden wesentlich darüber, wie es uns geht und wie wir uns fühlen. Wir müssen uns die Frage stellen: Welchen Stimmen in uns geben wir Macht über uns? Sagst du zu dir Worte, die dir gut tun, die dich aufbauen und ermutigen? Oder solche, die dich herabsetzen und entwerten?
·      Du wachst morgens auf. Es geht dir nicht gut. Du bist gerädert, weil du  schlecht geschlafen hast. Fühlst dich lustlos. Du schaust in den Spiegel und kannst dich selbst nicht ausstehen. Was sagst du dann zu dir? „Mit mir ist eben nichts los. Ich hab einfach keine Energie mehr. Mir graut vor diesem Tag. Wie ich schon aussehe! Grässlich!“ Wenn du so zu dir sprichst, hast du gute Chancen, dass genau das passiert, was du sagst. Man nennt so etwas eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. Der Teufel braucht uns gar nicht mehr fertig zu machen, wie besorgen das oft  schon selbst.
Leider ist das weit verbreitet, dass man immer wieder mal schlecht von sich denkt und schlecht zu sich selbst redet. Selbst Schulkinder sagen schon von sich: „Ich schaff das nicht. Ich bin eben ein Versager.” Und wenn sie dann eine Klassenarbeit schreiben müssen, schaffen sie es wirklich nicht, weil sie sich selbst nichts zutrauen.
Demgegenüber sollen wir lieber darauf achten, dass das, was wir von uns selbst denken und zu uns selbst sagen in Übereinstimmung mit dem steht, was Gott von uns denkt und zu uns sagt. Als er dich geschaffen hat, warst du sein Meisterstück, und er sagte zu dir: „Sehr gut!” Und weiterer: „Ich habe dir verschiedene Begabungen gegeben, habe dich gesegnet mit deinen fünf Sinnen, mit Verstand, Freude und Lebenskraft. Du bist mir wichtig. Darum habe ich dich bis heute am Leben erhalten, dir geholfen und dich beschützt. Du bist mehr als mein Geschöpf. Du bist mein Kind. Ich liebe dich und du solltest dich auch lieben. Du bist mir viel wert. Darum solltest du dich selbst auch wertschätzen.”
Liebe Freunde, wir selbst entscheiden darüber, auf welche Worte wir hören. Höre ich auf die negativen Stimmen in mir oder auf das, was andere Schlechtes über mich sagen? Oder höre ich auf meinen Gott? Was ist mir, was ist dir wichtiger?
Soviel ist jedenfalls klar: Jede negative Stimme in mir oder von anderen ist nicht von Gott. Er wird dich niemals herabsetzen, verletzen oder fertig machen. Er wird dich aber auch nicht immer bestätigen. Er hat einen Anspruch an dich und sagt:
„Lebe so, wie es sich für ein Kind Gottes gehört. Versuche es wenigstens. Hab keine Angst, wenn es dir nicht immer gelingt. Ich vergebe dir. Aber lass dich von mir herausfordern zu einem Leben, das mich ehrt. Schau nicht immer nur auf dich oder auf andere. Schau auf meinen Sohn Jesus und richte dich nach ihm.”
Doch unser himmlischer Vater fordert nicht nur, er tröstet auch, richtet auf und schenkt neuen Lebensmut. Er sagt: „Gib mir deine Sorgen und alles was dich belastet. Ich nehme es dir ab. Vertraue mir. Ich bin deine Lebenskraft. Ich heile deine Verletzungen und Krankheiten. Ich öffne dir eine Tür wo du keinen Ausweg mehr siehst.”
Das, liebe Freunde, ist die Stimme, die gut tut. Wenn wir uns selbst oder andere uns niedermachen – er richtet uns auf. Auch Menschenworte haben Macht. Aber die größte Macht haben die Worte des Allmächtigen. Lasst uns seine Worte zu Herzen nehmen und nichts geben auf die Worte anderer, wenn sie negativ sind.
Ich nehme mir vor, weder zu mir selbst noch zu anderen herabsetzen und verletzend zu sprechen. Ich weiß, dass mir das nicht immer gelingt. Deshalb muss ich es mir ja auch vornehmen. Jesus sagt: Sprecht nicht negativ über andere, sondern sagt über sie und zu ihnen etwas Gutes. Das ist es, was er mit „segnen” meint. Segnen heißt dem Wortsinn nach nichts anderes, als etwas Gutes sagen. Jeder freundliche Gruß, jeder Glückwunsch, jedes anerkennende Wort, jede Ermutigung ist ein kleiner Segen. Ein Segen ist erst dann ein Segen, wenn er ausgesprochen wird. In diesem Sinn bitte ich Euch, in der kommenden Woche Menschen zu sein, die zu anderen Gutes sagen, sie auf diese Weise segnen und ihnen damit viel Gutes tun. Ich selbst will auch meine Worte so wählen, dass ich damit segne.
Und wenn ich bete, will ich sie nicht dazu benutzen, eine schlechte Situation zu beschreiben, sondern sie zu verändern. Wer in seinem Leben positive Veränderungen bemerken möchte, muss auch seine Worte ändern. Wenn ich Gott nur die Ohren voll jammere, was alles schlecht ist oder nicht so, wie ich mir das vorstelle - was soll sich da ändern?
·      Wenn du zum Beispiel mit einer Sucht zu kämpfen hast, dann sage nicht: Ich bin so labil. Ich bin zu schwach, die Sucht zu brechen. Sage vielmehr: Auch dieses Problem hat seine Zeit und wird vergehen. Ich fühle mich stark und bin entschlossen, mit dem, wonach ich süchtig bin, aufzuhören. Mit Gottes Hilfe wird es mir gelingen. Er wird mir die Kraft geben, die ich brauche.
·      Wenn du Probleme in deiner Partnerschaft hast, dann sage nicht: Ich habe doch gewusst, dass es schief gehen wird. Sage vielmehr: Probleme hat es auch schon früher gegeben und sie sind wieder vergangen. Ich will mich jetzt nicht verrückt machen, sondern will geduldig sein und rechne fest damit, dass Gott uns auch diesmal helfen wird.
·      Wenn du krank bist und willst, dass sich etwas ändert, dann sprich nicht dauernd über deine Krankheit, sondern sprich zu Gott über die Gesundheit, die du dir wünschst. Du wirst nicht von einer Stunde auf die andere genesen. Manches dauert lange. Aber eines Tages ist es dann soweit und du bist wieder gesund.
Meiner Erfahrung nach reicht es nicht, sich das alles nur zu denken. Ich glaube, Gott will dass ich ihm klar und deutlich sage, was ich mir von ihm wünsche und am besten sage ich ihm das laut. Auf solche Worte des Glaubens und Vertrauens wird er aufmerksam. Sie haben die Macht, ihn zu erreichen und dazu zu bewegen, mir zu geben, was mir hilft.
Ein Kollege erzählte von seiner Mutter, die eine Krebsdiagnose mit schlechten Aussichten bekommen hatte. Die Frau setzte sich nicht ins Eck und bejammerte das Schicksal. Sie nahm ihre Bibel, suchte sich die Worte zusammen, die zu ihrer Situation passten, und sprach sie Tag für Tag laut aus: „Herr, was du damals für die Menschen der Bibel getan hast, das kannst du auch heute für mich tun. In deiner heiligen Schrift steht »Heile mich Herr, so werde ich heil; hilf mir, so ist mir geholfen!« Jetzt nehme ich dieses Wort für mich in Anspruch und bitte dich, es zu erfüllen. In der Bibel steht: »Ich werde nicht sterben, sondern leben und des Herrn Werke verkündigen.« Jetzt nehme ich dieses Wort für mich in Anspruch und bitte dich, es für mich zu erfüllen. In der Bibel steht: »Alle eure Sorge werfet auf ihn, denn er sorgt für euch!« Jetzt nehme ich dieses Wort für mich in Anspruch und gebe alle meine Sorgen meine Angst um meine Gesundheit an dich ab.“ Und meine Mutter, so der Kollege, hat mit Gottes Hilfe ihrer Krankheit besiegt.
Ja, Worte haben eine große Macht, die Worte Gottes und die von uns Menschen.
Als ein römischer Offizier zu Jesus kam und ihn bat, seinen gelähmten Diener zu heilen, sagte Jesus,  dass er mitkommen wolle. Doch der Hauptmann erwiderte: Sag nur ein einziges Wort, dann wird mein Diener gesund. Denn auch ich selbst erteile Befehle an meine Soldaten. Wenn ich zu einem sage: 'Geh!', dann geht er. Befehle ich einem anderen: 'Komm!', dann kommt er." Als Jesus das hörte, sagte er zu den Menschen, die ihm gefolgt waren: "Wow, unter allen in Israel bin ich keinem Menschen mit einem so festen Glauben begegnet.“ 
Gottes Wort bewirkt, was es sagt. Ihm kannst du trauen. Doch auch deine Worte haben Macht und können vieles zum Guten verändern. Sprich solche guten Worte zu anderen und zu dir, sage sie laut, damit sie nicht nur Gedanken bleiben, sondern Wirklichkeit werden. Amen

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