Sonntag, 12. Mai 2013

Die Chefin steht dafür gerade hl

Losung: Er hat für die Übeltäter gebeten. Jesaja 53,12

Lehrtext: Sie kreuzigten Jesus und die Übeltäter mit ihm, einen zur Rechten und einen zur Linken. Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun! Lukas 23,33-34

Liebe Leserin, lieber Leser,

mit diesen beiden Bibelworten sind wir zu den tiefen Geheimnissen unseres Glaubens vorgedrungen: dass einer freiwillig die Schuld anderer auf sich nimmt. Viele steigen hier aus. An Gott glauben? Ja! Aber fremde Schuld auf sich nehmen? Nein!
Und doch ist genau dies ein Zeichen von großer Verantwortung und menschlicher Reife. Hier ein eher harmloses Beispiel, das trotzdem selten genug ist: Eine Sekretärin hat bei der Terminverwaltung einen Fehler gemacht. Ein gutes Dutzend Leute reist zu dem falschen Termin an und muss unverrichteter Dinge wieder abziehen. Empört beschwert man sich bei ihrer Chefin. Und die sagt nicht: ‚Das war die Schuld meiner Mitarbeiterin Frau Soundso‘, sondern: ‚Das ist in meinem Zuständigkeitsbereich passiert. Ich übernehme dafür die Verantwortung und trage die Folgen.‘
Die Berge von Schuld, die wir Menschen im Lauf unserer Geschichte angehäuft haben sind – Gott sei Dank – nicht zu unseren Grabhügeln geworden. Vielmehr hat Gott in Jesus Christus diese Schuld auf sich genommen und die Konsequenzen getragen. Sie hat sich ja auch in seinem „Zuständigkeitsbereich” angehäuft, begangen von seinen Geschöpfen in der von ihm geschaffenen Welt. Dazu verpflichtet wäre er nicht gewesen. Wer hätte ihn auch verpflichten sollen? Er hat das freiwillig getan, damit jeder von uns wieder eine neue Chance bekommt und nicht an den Folgen seiner Schuld zu Grunde geht.
Der heutige Lehrtext aus dem Lukasevangelium kann übrigens leicht missverstanden werden. Jesus sagte dieses Wort am Kreuz nicht in erster Linie zu den Übeltätern, die mit ihm gekreuzigt worden sind, sondern zu denen, die ihm dieses Übel der Kreuzigung angetan hatten: Zu den Bischöfen und Pfarrern der damaligen Kirche und zu denen, die dafür die politische Verantwortung hatten wie Bundespräsident Herodes und Kanzler Pontius Pilatus. Man muss die Ereignisse damals schon in die heutige Zeit übersetzen, um zu ermessen, was sie für uns und unsere Kirche bedeuten.

Gebet: Barmherziger Gott, gib mir die Größe, da, wo ich Verantwortung für andere habe, für ihre Fehler gerade zu stehen. Gib mir die Nachsicht, dass ich sie für ihr Versagen nicht büßen lasse. Gib mir die Einsicht, dass auch ich Fehler mache und die Nachsicht anderer brauche. Du hast mir um Jesu willen meine Schuld vergeben. So will auch ich denen vergeben, die an mir schuldig geworden sind. Amen

Herzliche Grüße und einen gesegneten Sonntag

Hans Löhr 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen