Sonntag, 8. April 2012

Das wichtigste Wort (Osternacht 2012 hl)

Predigttext: Johannes-Evangelium Kapitel 20 Verse 1.11-16 und Kapitel 10 Verse 11a.27.28

Liebe Freunde,
was ist für euch / was ist für dich das wichtigste Wort überhaupt? Vielleicht denkst du dir jetzt: „Na, wenn der Pfarrer schon so fragt, dann muss es wohl Gott oder Jesus heißen. Aber eigentlich weiß ich jetzt auf Anhieb nicht, was das wichtigste Wort für mich ist.“
Nun, ich will euch nicht länger mit der Antwort auf diese Frage auf die Folter spannen und erzähle dazu eine kleine Geschichte:
Ich war etwa vier Jahre alt. Meine Mutter brachte mich ins Bett, sprach wie üblich ein Gebet mit mir und ich schlief ruhig ein. Irgendwann bin ich wieder aufgewacht und rief nach ihr. Aber es kam keine Antwort. Ich rief, ich schrie nach meiner Mutter, ich kletterte aus dem Gitterbett, lief zur Schlafzimmertür, aber die war versperrt. Jetzt schrie ich voller Panik und aus Leibeskräften. Ich schrie mir die Seele aus dem Leib.
Da, plötzlich hörte ich die Mutter meinen Namen rufen: „Hansi, ich bin doch da!“. Dann stand sie schon im Zimmer und hielt ihr verweintes Kind im Arm. Ich weiß nicht mehr, wie lang sie weg war, ich weiß nicht mehr, was danach geschah. Ich weiß nur noch, dass es für mich das wichtigste Wort meines Lebens war als ich meine Mutter hörte, wie sie meinen Namen rief.
Und nun erzähle ich euch dazu eine andere Geschichte aus der Bibel, aus dem Evangelium des Johannes:
Zwei Tage war Jesus schon tot. Es war noch dunkel als am Morgen des dritten Tages Maria Magdalena zu seinem Grab ging. Sie konnte nichts mehr für ihn tun, so wollte sie wenigstens in seiner Nähe sein. Doch als sie zum Felsengrab kam, war der riesige Stein, mit dem der Eingang verschlossen war, weggewälzt. Entsetzt rannte sie zurück zu den Jüngern und sagte atemlos: „Das Grab wurde geöffnet. Sie haben Jesus fortgeschafft.“ Dann lief sie wieder zurück. Sie war total durcheinander. Vor dem Eingang zur Grabhöhle blieb sie stehen und weinte. Doch plötzlich spürte sie, dass jemand hinter ihr war. Sie drehte sich um und sah Jesus stehen, doch sie erkannte ihn nicht. „Frau, warum weinst du? Wen suchst du?“ fragte er. Sie meinte, er sei der Gärtner und sagte: „Wenn du ihn weg getan hast, sag mir bitte wohin.“ Da nannte Jesus ihren Namen: „Maria!“ Als sie die vertraute Stimme hörte, wusste sie, es ist der Herr. „Rabbuni!“ hauchte sie überrascht und ergriffen zugleich. Auf Deutsch heißt das „mein Meister!“. Jetzt war alles gut. Die Trauer, das Leid, die Verzweiflung – es war vorbei. In ihrem Leben ging die Sonne auf, die doch für immer untergegangen zu sein schien.
„Hansi!“ – dieses Wort aus dem Mund meiner Mutter war damals für mich das wichtigste. „Maria!“ – dieses Wort aus dem Mund des auferstandenen Jesus war damals für Maria das wichtigste.
Und einmal wird auch für dich der Tag kommen, an dem du alles verlassen musst und ganz allein bist, wenn du deinen letzten Atemzug getan hast. Und dann, wenn Totenstille sich um dich ausbreitet, dann wirst auch du deinen Namen aus dem Mund des Auferstandenen hören: „Elke!“ oder „Margarete!“ oder „Georg!“ oder „Dagmar!“ oder „Erwin!“ oder "Manuela!" oder "Thomas!"  -  Und wenn du dann deinen Namen hörst, wird in der Todesnacht die Sonne für dich aufgehen und du wirst wissen, was das wichtigste Wort für dich ist und wer es dir sagt.
Und vorher? Auch vorher schon, auch jetzt schon, ruft Jesus dich immer wieder bei deinem Namen. Hast du Ohren, ihn zu hören? Ohren des Glaubens, die alle Einwände gegen ihn und alle Zweifel an seiner Auferstehung überhören? Höre nicht auf andere. Lass dir deine Hoffnung auf Jesus nicht ausreden. Höre auf dein Herz. Da spricht er zu dir, auch heute schon. Und er sagt dir, dass er dich liebt und dass er deine Krankheiten, deine Schuld, deine Sorgen und deine Angst trägt. Er sagt dir: „Ich bin dein guter Hirte. Ich kenne dich mit Namen. Ich lasse dich nicht im Stich bis ich dich endlich heimgetragen habe zu deinem und meinem Vater.
Amen. 

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