Donnerstag, 22. März 2012

Kirchen – Last oder Segen ebl

Losung: Lass deine Augen offen stehen über diesem Hause Nacht und Tag, über der Stätte, von der du gesagt hast: Da soll mein Name sein. 1.Könige 8,29

Lehrtext: Jesus sprach: Macht nicht meines Vaters Haus zum Kaufhaus! Johannes 2,16

Liebe Leserin, lieber Leser,

stellen Sie sich folgende Szene vor: Tausende von Menschen drängen sich um die Mauern des Tempels in Jerusalem. Viele von ihnen haben noch Schwielen an den Händen vom Bauen -  sie hatten tausende von Bruchsteinen geschleppt und kunstgerecht gesetzt. Äußerlich und innerlich steht dieses Haus Gottes jetzt als ein Schmuckstück da.
Nun, am Tag der feierlichen Einweihung, klingt laut die Stimme des Königs Salomo über das Menschenmeer hin: "Gott Israels, bist du nicht viel zu erhaben, um bei uns Menschen zu wohnen? Ist doch selbst der ganze weite Himmel zu klein für dich, wie viel mehr dann dieses Haus, das ich gebaut habe. Herr, mein Gott! Achte dennoch auf mein demütiges Gebet und höre auf die Bitte, die ich heute vor dich bringe: Richte deinen Blick Tag und Nacht auf dieses Haus, von dem du gesagt hast: 'Hier soll mein Name wohnen!' (1.Könige 8,29) Seit Salomos Zeiten bauen Menschen Tempel. Wir Christen nennen sie Kirchen. Doch wie oft bitten wir Gott mit Salomo, dass ER seinen Blick auf seine Gotteshäuser richten soll? Ich glaube, nicht allzu oft. Viel öfter diskutieren wir über hohe Heizkostenrechnungen in der Kirche, über zu viel Platz für zu wenig Gottesdienstbesucher an einem ganz normalen Sonntag, über Umbaumaßnahmen, und, und, und. Verwaltungsdenken eben.
Davon will ich weg, denn dieses Denken verbietet Innovation. Von dem Theologen Michael Herbst habe ich neulich einen schönen Satz gehört: "Die Kirche Gottes - das sind Beine und  nicht Steine!" Damit will er sagen: Gottesdienst wird da gefeiert, wo Menschen in Gottes Namen zusammenkommen, die Bibel lesen, beten und gemeinsam Abendmahl feiern. Egal, in welchen Mauern, ob in einer Kirche oder einem Esszimmer oder einer Schulaula.
Der Lehrtext gibt eine Anweisung Jesu wieder, was eine Kirche nicht ist - nämlich eine Stätte des Kommerzes: "Macht nicht meines Vaters Haus zum Kaufhaus!" Das kann ich mit Überzeugung nachsprechen. (Johannes 2,16) Ob wir deshalb jede Kirche heute noch als Immobilie sichern und für die nächsten hundert Jahre herrichten müssen - ich bin davon immer weniger überzeugt. Jesus hat überall die Menschen gelehrt, er hat sie überall geheilt, er hat ihnen geholfen, wo er ging und stand. Nie hat er sich danach gerichtet, ob er 'am korrekten Ort' war. Das ist für mich maßgeblich.
Und so bete ich heute:
Gebet: "Gott, du siehst, wie wir heute den Glauben an dich leben, du siehst unsere Bräuche und das, was uns über Jahrhunderte zur Gewohnheit geworden ist. Hilf uns, es zu bewahren, wo es noch immer ein Segen für uns ist. Hilf uns aber auch, Abschied von dem zu nehmen, was uns vom Wesentlichen ablenkt. Das Wesentliche bist du und deine Liebe zu uns und die Menschen, die du uns anvertraut hast. Amen."

Liebe Grüße,

deine / Ihre Elfriede Bezold-Löhr

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen